Bochum. Um Anwohner zu schützen, könnte die Straße hinter dem Einkaufszentrum in Bochum-Hofstede vom Durchgangsverkehr abgebunden werden. Es gibt Kritik.

Weniger Verkehrsbelastungen durch Besucher des Hannibal-Centers in Bochum-Hofstede wünschen sich Anlieger im Umfeld des Einkaufszentrums. Das hätten Bürgerbefragungen ergeben, so die Fraktionen von SPD und Grünen im Rat. Die Koalition will daher nun von der Verwaltung prüfen lassen, ob der Verkehr auf der Rückseite des Centers neu geregelt werden kann. Aus Sicht von Centermanager Christian Uhle wäre das allerdings „eine Katastrophe“.

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„Die Verwaltung wird gebeten zu prüfen und darzulegen, welche Auswirkungen eine Abbindung der Straße In der Provitze (Teilung auf der Höhe des Hannibal-Einkaufszentrums und Ausfahrt von dort nur Richtung Poststraße) voraussichtlich haben würde.“ (Grafik) So lautet der Vorschlag von SPD und Grünen, der den Ausschuss für Mobilität und Verkehr erfolgreich passiert hat und der am Mittwoch nun auch im Haupt- und Finanzausschuss auf der Tagesordnung steht.

„Etwa 20.000 bis 25.000 Fahrzeuge steuern jeden Tag das Hannibalcenter an und fahren von dort wieder weg“, sagt SPD-Ratsfrau Martina Schnell. „Es gibt rundherum genügend Ausfahrten, sodass man überlegen kann, ob es sein muss, dass Besucher auch hinten über die Provitze ein- und ausfahren. Das verleitet nämlich dazu, auch vorher schon durch Wohngebiete zu fahren.“

Anwohner im Umfeld des Einkaufszentrums argumentieren, dass viele Nutzer des Hannibalcenters gerade aus dem nördlichen Bereich „nicht so gerne über die dafür vorgesehene Vorbehaltsstraßen fahren, an den Ampeln stehen und an denen man warten muss“, so Schnell. „Wenn man sich auskennt, fährt man einfach hinten herum.“ Und das sorge für eine zunehmende Belastung der Anwohner.

SPD und Grüne schlagen daher vor, eine Idee zu prüfen, die bereits der ehemalige Stadtbaurat Ernst Kratsch 2009 vorgeschlagen hatte, um den Verkehr „wohnumfeldverträglicher zu machen“, so Schnell. Damals habe die Politik das nicht gewollt. Heute sollte sie aber noch einmal neu darüber nachdenken. Daher der Prüfauftrag an die Verwaltung.

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Center-Betreiber und -Manager Christian Uhle ist entsetzt und erzürnt.: „Die Bochumer Innenstadt haben sie schon durch Verkehrsregelungen so kaputt gemacht, dass wir da nur noch 1-Euro-Läden haben und Leerstand. Und jetzt macht man auch noch die Außenbereiche kaputt.“ Er sieht vor allem Folgen für den Lieferverkehr und befürchtet chaotische Zustände auf dem Centergelände und rund um das Einkaufszentrum.

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Sollte etwa ein Lkw, der Aldi beliefern will, von der Riemker Straße aus über die Provize anfahren, würde er die Anlieferung des Discounters nicht erreichen. Gleiches würde passieren, sollten Fahrzeuge, die Poco oder Globus ansteuern wollen, von der Poststraße aus über die Provitze zu den Anliefertoren ihrer Kunden fahren. Uhle: „Dann haben wir ein Problem. Drehen können die Lkw nicht, also müssten sie rückwärts fahren. Im schlimmsten Fall würden Fahrzeuge versuchen, unter der Brücke hindurch in Richtung Parkplätze zu fahren und bleiben da hängen.“ Vor allem bei Lieferanten, die aus dem Ausland kommen und möglicherweise Hinweisschilder nicht lesen können, könnte das zu einem großen Problem werden.

Ratsfrau Martina Schnell beruhigt: „Wir wollen bestimmt nicht das Hannibal-Center benachteiligen.“ Es gehe um eine ergebnisoffene Prüfung.