Bochum. Neue Akzente sollen in der Innenstadt gesetzt werden. Dafür will Bochum ein Filetgrundstück in der City verpachten. Vorher müssen Bagger rollen.
Die Erneuerung der Innenstadt von Bochum geht weiter. Zwischen Rathaus und dem Technischen Rathaus soll in einigen Jahren ein Wohnkomplex entstehen. Das hat der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Winterpause auf den Weg gebracht.
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Dort, wo jetzt noch das Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) sowie das Gebäude des Gesundheitsamts am Westring stehen, soll ein Investor einen neuen Akzent in der Innenstadt setzen. Das Projekt wäre Teil des Umbaus der westlichen Innenstadt, die schon jetzt durch das Husemannkarree und das Haus des Wissens ein neues Aussehen bekommt.
Abrisskosten des BVZ in Bochum müsste Investor tragen
Die seit Jahren schwelende Debatte um den Erhalt des BVZ hat die Mehrheit des Stadtrats mit einer Entscheidung für den Rückbau vorerst beendet. Schon 2017 hatte Koalition von SPD und Grünen dafür votiert. Eine Sanierung des 42 Jahre alten Gebäudes wäre nach Einschätzung der Stadtverwaltung nicht billig. Schon 2016 war sie davon ausgegangen, dies würde 140 Millionen Euro kosten. Angesichts der Baupreisentwicklungen dürfte die Zahl mittlerweile noch weit darüber liegen.
Die Kosten für den Abriss sind – Stand heute – primär kein Problem der Stadt. Sie geht nämlich davon aus, dass durch die Vergabe des Erbbaurechts der Investor für den Abbruch aufkommen muss. Und das dürfte eine nicht unerhebliche Summe erfordern. Bereits 2015 hatte die Stadtverwaltung sie auf 49 Millionen Euro taxiert.
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Vorbereitungen für den Abriss des Gebäudes werden schon 2025 getroffen. Die Verbindungsbrücke zwischen Rathaus und BVZ wird im Zuge der Sanierung des Nordflügels zurückgebaut. Die unter dem Gebäude liegende Tiefgarage mit 422 Stellplätzen soll weiter genutzt werden; nicht zuletzt durch die Bewohner des künftigen Wohnkomplexes und um den Parkplatzbedarf für das Objekt abzudecken, das auf dem benachbarten Musikschulgelände entsteht.
Investor hat benachbartes Gebäude für 20 Millionen Euro saniert
Das BVZ hat die Stadt von 1978 bis 1982 bauen lassen – für damals 50 Millionen Mark. Direkt nebenan wurde für einen Frankfurter Investor das nahezu baugleiche, ebenfalls achtförmige Rathaus-Center erstellt, in dem seit 2009 das Technische Rathaus der Stadt untergebracht ist. Zwei Jahre zuvor hatte der Immobilieninvestor CLS Holding es gekauft, 20 Millionen Euro investiert und es langfristig an die Stadt vermietet. Da das Gebäude, in dem zuvor ein großer Real-Supermarkt und im Kellergeschoss ein Elektrokaufhaus als Mieter residierten, lange leer stand, gab es viel umzubauen. Vor fünf Jahren hat die Stadt angekündigt, angesichts ihres Platzbedarfs eine weitere, eigens noch zu errichtenden sechste Etage anzumieten. Von diesen Plänen hat sie sich drei Jahre später aber wieder verabschiedet.
BVZ kann frühestens 2027 freigezogen werden
Während sich die Technische-Rathaus-Immobilie in einem guten Zustand befindet, gibt es schon seit vielen Jahren Klagen über den Zustand des BVZ. Die CLS Holding soll in der Vergangenheit auch Interesse an dessen Kauf und Sanierung gehabt haben, sei aber wegen der zu erwartenden hohen Kosten abgesprungen. Freiziehen kann die Stadt das Gebäude frühestens 2027. Dann soll das Haus des Wissens gegenüber dem Rathaus fertiggestellt sein, wo künftig unter anderem die Volkshochschule und die Stadtbücherei einziehen. Beide sind bislang noch im BVZ untergebracht. Gebaut werden kann demnach dort nicht vor 2028.
Mit einem großen Abriss mitten in der Innenstadt hat Bochum vor noch nicht allzu langer Zeit seine Erfahrungen gemacht. 2019/20 wurde das alte Justizzentrum am Husemannplatz dem Erdboden gleichgemacht. Mit 8000 Lkw-Ladungen wurden damals 120.000 Kubikmeter Schutt abgefahren. BVZ und Gesundheitsamt dürften ähnliche Dimensionen haben.