Bochum. Abreißen. Das ist die Empfehlung der Verwaltung für das BVZ. Zeit- und Kostenpläne sollen bis Jahresende vorliegen. Nun regt sich Kritik.
Die meisten der 1100 städtischen Beschäftigten, die im Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) hinter dem Rathaus ihren Arbeitsplatz haben, sind womöglich in Jubel ausgebrochen, als sie eine E-Mail ihres obersten Dienstherrn geöffnet haben. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) hatte ihnen mitgeteilt, dass der Verwaltungsvorstand den Abriss des Gebäudes anstrebe, in dem unter anderem die VHS und die Bücherei untergebracht sind. Die Beschäftigten sollen in angemieteten Büros des noch zu entwickelnden Quartiers Viktoriastraße neue Arbeitsplätze bekommen, ihr Arbeitsbedingungen sich deutlich verbessern.
Zu teuer sei eine Sanierung des BVZ, heißt es. Eiskirch beruft sich auf Zahlen der Zentralen Dienste, die 2014 Kosten für die Sanierung oder den Abbruch und einen Neubau von bis zu 140 Millionen Euro ermittelt haben. Vor einem Jahr hatte der Betrag von 49 Millionen allein für die Sanierung des 36 Jahre alten Gebäudes im Raum gestanden.
Keine Erläuterungen zu den Sanierungskosten
Beträge, für die aber jeder Beleg fehle, so CDU-Ratsmitglied Roland Mitschke. „Wenn es den Flächenbedarf gibt, bin ich der Meinung, dass Gebäude auf dem Gelände des jetzigen Justizzentrums und des Telekom-Blocks dafür geeignet sind. Aber vorher müssen Ross und Reiter genannt werden.“ Schuldig geblieben sei die Verwaltung bis jetzt eine Antwort auf die Anfrage der SPD nach dem Büroflächenbedarf der Stadt. Und es lägen eben auch keine Erläuterungen zu den Sanierungskosten für das BVZ vor.
Hoch erscheinen diese nicht zuletzt im Vergleich zur Sanierung für das ähnlich große, ebenfalls in Form einer „8“ gebauten Technische Rathaus. Die Berliner Albrecht Projektentwicklungsgesellschaft hatte das Gebäude von August 2008 bis Juni 2010 im Auftrag des britischen Eigentümers für etwa 20 Millionen Euro saniert.
Kritik an den städtischen Plänen kommt auch aus der Linksfraktion im Rat. „Städtisches Eigentum abzureißen und anschließend dann dauerhaft Miete an Privatfirmen zu bezahlen – dieser Vorschlag ist absurd“, kritisiert Fraktionsvorsitzender Ralf-D. Lange. Er befürchtet, die Umzugspläne basierten vor allem auf Überlegungen der Verwaltung, den Investoren zu einem Ankermieter zu verhelfen.
Zweifel bei der Opposition
Offen bleibt derweil auch, was die Eigentümer von Justizzentrum – die Hamburger HBB – und Telekom-Block – das Bochumer Unternehmen Baltz – künftig planen. Von einem gemeinsamen Projekt ist nicht mehr auszugehen. Der Verweis von Stadtbaurat Markus Bradtke im Haupt- und Finanzausschuss, HBB habe Anfang Dezember seine Pläne vorgestellt und diese seien immer noch Basis der Verhandlungen, betrachtet die CDU mit Zweifel. Die gezeigten Unterlagen seien nahezu identisch mit den Wettbewerbsergebnis von 2013, so Roland Mitschke. Damals war noch von einem großen und nicht wie jetzt von zwei eigenständigen Teilprojekten die Rede. „Ich erwarte Vorschläge des Investors“, so Mitschke.
Konkrete Antworten hat Oberbürgermeister Eiskirch direkt nach der Sommerpause ins Auge gefasst. „Wir streben an, dann Auskunft über das Quartier Viktoriastraße und den Telekom-Block zu geben. Allerdings sind wir nicht Herr des Verfahrens.“ Zugleich stellt er in Aussicht, am Jahresende einen Zeit- und Kostenplan für die jetzt drei in Rede stehenden BVZ-Varianten – Sanierung, Abriss und Neubau sowie Abriss und Anmietung von Büroflächen – vorzulegen.