Wattenscheid. Eigentlich wollte die Stadt Bochum ein denkmalgeschütztes Haus für die Musikschule sanieren. Doch das wird zu teuer. Das sind die neuen Pläne.

Die Stadtverwaltung hat die Sanierung der Musikschule in Wattenscheid vorerst abgebrochen. Neue Pläne der Verwaltung sehen nun nicht mehr vor, dass die Bezirksmusikschule Wattenscheid an ihren alten Standort an der Steinstraße zurückkehren wird. Stattdessen soll sie in die neue Gesamtschule Wattenscheid integriert werden, die auf dem Gelände Beckmannshof an der Berliner Straße errichtet werden soll. Über die entsprechende Beschlussvorlage soll der Rat der Stadt noch im Dezember entscheiden. Egal, wie diese ausfällt, dauert es deutlich länger als geplant, bis die Musikschule wieder eigene Räume hat.

Der bisherige Standort der Musikschule an der Steinstraße 5 ist seit 2022 geschlossen. Ursprünglich war geplant, das Gebäude zu sanieren und in ein modernes Haus für Musik, Kultur und Kunst zu transformieren. Doch während der Bauarbeiten entdeckten die Bauarbeiter erhebliche Schäden in der Bausubstanz, die nur durch einen teilweisen Rückbau und eine Generalsanierung behoben werden könnten. Die geschätzten Kosten für die Sanierung stiegen dadurch von ursprünglich 3,4 Millionen Euro auf 10,43 Millionen Euro. 

Stadt Bochum stoppt Sanierung der Wattenscheider Musikschule

Angesichts dieser Kostenexplosion stoppte die Verwaltung die Sanierungsarbeiten nun zunächst und prüfte Alternativen. Würde die Musikschule in den geplanten Neubau der Gesamtschule integriert, könnten Synergien genutzt werden, heißt es in der Beschlussvorlage. Die Betriebskosten für eine in die Gesamtschule integrierte Bezirksmusikschule seien voraussichtlich deutlich niedriger als die einer autark betriebenen Musikschule.

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Allerdings sieht die Verwaltung nicht nur finanzielle Vorteile in der Integration der Musikschule in der Gesamtschule: Der Vorlage nach könnte die Musikschule von modernen Räumen profitieren, die speziell für musikalische und kulturelle Bildung ausgelegt sind und sich nicht an einer bestehenden Gebäudestruktur orientieren müsse.

Gesamt- und Musikschule sollen voneinander profitieren

Die Gesamtschule wiederum könnte demnach ebenfalls von der Beherbergung der Musikschule profitieren: Musikalische Bildung könnte zu einem festen, ergänzenden Bestandteil des Schulprofils werden, so die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage.  

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Sollte der Rat nun entscheiden, dass die Musikschule tatsächlich nicht wieder zurück in ihren alten Standort und dafür in die neue Gesamtschule ziehen wird, plant die Verwaltung, den Standort Steinstraße zu verkaufen. Der Erlös soll für die Finanzierung des Gesamtschulprojekts genutzt werden. 

Ein Abriss sei keine Option, sagte Stadtkämmerin Eva-Maria Hubbert in der Bezirksvertretung Wattenscheid. „Das Gebäude steht ja unter Denkmalschutz, es bleibt also erhalten und ist zum Teil schon entkernt.“ Das Unwirtschaftlichste wäre aus Sicht der Kämmerin, „wenn eine Stadt saniert, die keine Ahnung davon hat“. Es sei also wahrscheinlich, dass das Gebäude im jetzigen Zustand verkauft werde.

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Hubbert ist optimistisch, einen Käufer zu finden. „Das Liegenschaftsamt sagt, es sei attraktiv.“ Aus ihrer Sicht gelte das für alten Wohnbestand generell. „Es ist ja auch schon viel gemacht worden, wir haben auch gegen den Schwamm gearbeitet.“ Hubbert sei sehr daran gelegen, das eine (Musikschulgebäude) durch Verkauf zu erhalten, und das andere (Gesamtschule) zukunftsfähig aufzubauen.“

Musikschule muss noch einige Jahre provisorische Räumlichkeiten nutzen

„Grundsätzlich ist das ja ein guter Plan, aber es dauert alles sehr lange“, sagt Rainer Buschmann, Sprecher der Musikschule Bochum, zu der auch die Bezirksmusikschule in Wattenscheid gehört. Der Neubau der Gesamtschule samt Musikschule, könnte dann bis 2029 fertiggestellt werden – ein Jahr später als die eigentlich geplante autarke Musikschule, wenn an der Sanierung des Standorts an der Steinstraße festgehalten würde. Ursprünglich sollte letztere schon 2023 fertiggestellt werden.

In der Bezirksvertretung Wattenscheid wird das Umdenken begrüßt: „Eine gute Idee, die Musikschule in die geplante Gesamtschule zu integrieren“, sagt die parteilose Kristina Rüdiger und spricht damit den übrigen Mitgliedern aus der Seele. Geschlossen stimmt das Gremium den Plänen der Stadt zu.

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Schon im vergangenen Jahr hatte das Rathaus verlauten lassen, dass die Sanierung aufwendiger werde, als gedacht und es zu Verzögerungen kommen werde. Damals war noch von einer Fertigstellung im Jahr 2024 die Rede. Doch auch schon vor dem eigentlichen Beginn der Sanierung standen letztere und ihre Umstände in der Kritik.

Insbesondere die Übergangszeit, seit der Standort an der Musikschule an der Steinstraße 5 geschlossen ist, stellt eine Herausforderung dar: Aktuell nutzt die Musikschule mit reduzierter Ausstattung provisorische Räumlichkeiten in der Lieselotte-Rauner-Schule und der Stadtbibliothek Wattenscheid, die allerdings nur begrenzt für den Betrieb geeignet sind. Diese hofft die Musikschule auch noch bis zur Fertigstellung ihrer neuen – oder alten – Räumlichkeiten weiternutzen zu können. Ob das möglich sei, falle allerdings in die Kategorie „noch offene Fragen“, so Buschmann.