Bochum-Innenstadt. Katzen, Hunde, Schweine, Ziegen: In einer Wohnung richtet ein kleiner Zoo großes Chaos an. Das staunenswerte Video ist jetzt in Bochum zu sehen.

Einen Film wie diesen haben Sie garantiert noch nicht gesehen: In einer verlassenen Wohnung rotiert eine Kamera langsam um die eigene Achse. Wir sehen Möbel, Bilder, ein Aquarium, einen Kaminofen: Alles ist da, doch niemand scheint in den Zimmern zu leben.

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Plötzlich huscht eine Katze durchs Bild, dann eine zweite. Wenig später sieht man einen Hund, einen Papagei. Auch eine Ente watschelt vor der Kamera herum, dann mehrere Hühner und ein Hase. Je länger man zuschaut, desto mehr Tiere bevölkern den Raum: darunter Ziegen, ein Pony, ein Lama, ein Ferkel. Gemeinsam stürzen sie die Wohnung in komplette Verwüstung.

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„Once upon a time“ (zu Deutsch: Es war einmal) nennt die Duisburger Künstlerin Corinna Schnitt ihr rund 25-minütiges Video, das noch bis 2. Januar am Haus der Kortum-Gesellschaft direkt am Eingang zum Stadtpark gezeigt wird. In jedem Winter nutzt der Kunstverein das große Schaufenster als Ort für sehenswerte Videokunst, die täglich ab Einbruch der Dunkelheit in Endlosschleife läuft – und die Betrachter nicht selten vor Rätsel stellt.

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Ein Astronaut schwebt über die Schaufensterscheibe

Die Videos sind mal lustig, mal zeitkritisch und sollen immer zum Nachdenken anregen. Einige Zuschauer entdecken sie durch Zufall beim Spazierengehen, andere warten mittlerweile schon richtig darauf. Für einiges Staunen sorgte zuletzt unter anderem ein Astronaut, der scheinbar schwerelos über die Scheibe schwebte, und ein Weißer Hai. Im letzten Jahr verfolgten die Zuschauer einen Wachhund, der nachts seine Runden durch ein leerstehendes Gebäude drehte. Die Kamera war auf seinem Rücken festgeschnallt.

Welchem Bild kann man noch trauen?

Für das neue Videoprogramm „Sequence #5“ hat der künstlerische Leiter Reinhard Buskies vier neue Arbeiten zusammengestellt, die eines eint: Die Hauptdarsteller sind Tiere. „Einige Tiere sind Meister der Täuschung“, sagt Buskies. „Doch auch viele Bilder, die wir täglich auf unsere Smartphones geschickt bekommen, sind gefälscht oder werden von einer KI generiert.“ Was ist echt? Was ist fake? Welchem Bild kann man noch trauen? Das sind grundlegende Fragen, die in dieser Videoreihe thematisiert werden sollen.

In „Chameleon in a mirror box“ zeigt der Videokünstler Marcel Buehler ein Chamäleon, das eigentlich seine Farbe wechseln müsste. Oder etwa nicht?
In „Chameleon in a mirror box“ zeigt der Videokünstler Marcel Buehler ein Chamäleon, das eigentlich seine Farbe wechseln müsste. Oder etwa nicht? © Kunstverein Bochum | Marcel Buehler

Das Video „Once upon a time” von Corinna Schnitt ist gewiss das eindrucksvollste. Es entstand im Jahr 2005 in den USA. Der fröhliche Zoo, der langsam die Wohnung okkupiert, ist tatsächlich echt: „Doch welche Tiere wann genau den Raum betreten, ist wohlüberlegt“, so Reinhard Buskies. Aus über fünf Stunden Filmmaterial hat die Künstlerin ihr etwa halbstündiges Video geschnitten, das ebenso unterhaltsam wie schaurig ist. Gut zu wissen: Die Goldfische im Aquarium haben den Angriff des Hundes überlebt…

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Chamäleon sitzt in einer Spiegelbox

Mit „Krähenflug“ folgt ab 3. Januar eine Arbeit von Norbert Kraus, der sich seit den 90er Jahren mit Computeranimationen beschäftigt. In drei Minuten zeigt er eine Schar von Krähen, die sich vor einem leeren, weißen Hintergrund bewegt. Lediglich einige Äste sind zu sehen. Wer genau hinschaut, entdeckt recht schnell, dass keine der Krähen echt ist. Dafür sehen ihre Flüge absolut majestätisch aus.

In „Chameleon in a mirror box” (ab 31. Januar) von Marce Buehler beobachtet man ein Chamäleon, das scheinbar regungslos vor einem Spiegel sitzt. Bekanntlich kann sich kein Tier seiner Umgebung so gut anpassen wie ein Chamäleon. Doch was passiert, wenn es vor einem Spiegel nur sich selbst sieht? Nach 56 Sekunden gibt es die Antwort.

Videos starten mit Einbruch der Dunkelheit

Als letzte Arbeit von „Sequence #5“ wird ab 28. Februar das elfminütige Video „Walking Stick“ von Paul Spengemann gezeigt. In wackeligen Aufnahmen sieht man eine Stabheuschrecke durch eine Wohnung kriechen, doch kann man den Bildern eigentlich trauen?

Die Videos sind täglich ab Einbruch der Dunkelheit kostenlos am Haus der Kortum-Gesellschaft, Bergstraße 68a, zu sehen. Alle Infos und das komplette Programm: kunstverein-bochum.de

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