Bochum. So vielfältig ist die Kunstszene in unserer Stadt: Das Kunstmuseum zeigt eine Werkschau komplett aus Bochumer Hand. Hier gibt es erste Einblicke.
Wer wissen möchte, wie bunt und vielfältig die Kunstszene in Bochum ist, dem sei eine neue Ausstellung im Kunstmuseum ans Herz gelegt: Im kompletten Erdgeschoss sind die Arbeiten von 40 Bochumer Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Von der klassischen Malerei bis zur Installation, von Skulpturen bis zu Videoarbeiten reicht die reizvolle Bandbreite. Junge Stimmen melden sich ebenso zu Wort wie altgediente Künstler: „Das ist ein schöner Reigen, der beim Ansehen und Erkunden große Freude macht“, sagt die stellvertretende Direktorin Eva Busch.
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Dabei hatte es um die Ausstellung im Vorfeld einige Diskussionen gegeben. Denn bislang waren die großen Übersichtsschauen im Kunstmuseum traditionell dem Bochumer Künstlerbund (BKB) vorbehalten, der dort in dreijährigem Rhythmus seine Arbeiten in den großen Hallen des Obergeschosses präsentieren konnte. Die Sammelschauen gehen zurück bis ins Jahr 1946, waren zunächst im Bergbaumuseum, später im Baltz-Haus und seit 1984 im heutigen Kunstmuseum zu sehen.
Dass mit dieser Tradition unter der Museumsleitung von Noor Mertens gebrochen wurde, gefiel nicht jedem, obwohl einige langjährige BKB-Mitglieder wie Krzysztof Gruse, Barbara Grosse und Klaus Nixdorf auch in der neuen Ausstellung vertreten sind. Die stellvertretende Vorsitzende Uta Hoffmann ist zudem Mitglied der Jury. „Unser Ziel war es, die Übersichtsschau weiter zu öffnen“, sagt Eva Busch. „Frischer Wind ist gut und nötig.“ Am Ende der Ausstellung ist ein offenes Gespräch mit allen Beteiligten geplant: „Denn das ist durchaus ein Experiment.“
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Weit über 200 Bewerbungen von Bochumer Künstlerinnen und Künstlern kamen im Museum an, die sich an der Ausstellung beteiligen wollten. Einzige Voraussetzungen: Sie müssen in Bochum leben, hier aufgewachsen sein oder ihr Atelier in der Stadt haben. „Wer nur mal ein halbes Jahr hier gewohnt hat, wurde nicht berücksichtigt.“ Eine Jury wählte die 40 Werke aus, die es schließlich in die Ausstellung schafften, jedem Künstler wurde dafür ein kleines Honorar gezahlt.
Mühevolle Puzzlearbeit
Kuratorin Meryem Erkuş gelang es danach in mühevoller Puzzlearbeit, all die vielen Arbeiten sinnvoll in den Räumen zu verteilen. Dabei half es ihr, dass sie aus Köln stammt und mit der Bochumer Kunstszene bislang kaum etwas zu tun hatte: „Ich kannte niemanden, was wirklich gut ist“, sagt sie. Von der Kreativität und der Vielfalt der eingereichten Arbeiten ist sie überaus angetan.
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Was bei einem Rundgang durch die Ausstellung auffällt: Die Räume im Erdgeschoss wirken nicht halb so voll gehängt und eng gestellt, wie man es bei den Beiträgen von 40 Künstlern wohl erwarten könnte. Jedes Exponat findet seinen eigenen Platz, ohne von den anderen erdrückt zu werden. „Alles kann atmen“, sagt Meryem Erkuş. „Das war uns sehr wichtig.“
Nicht selten werden die Besucher dazu aufgefordert, tatkräftig mitzumachen. Der „Glücksautomat“ von Simone Neumann-Salva direkt am Eingang lässt sich leicht bedienen. Auf zwei Stühlen rollend erkunden die Zuschauer später einen in Pink gehaltenen Raum von Maria Reneé Morales Garcia, in dem unbequeme Fragen gestellt werden. Dafür gibt es auch ein paar Süßigkeiten.
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Junge Künstlerin schwärmt von neuen Möglichkeiten
Dorothee Schäfer gehört zu den älteren, die sich an der Ausstellung beteiligen. Sie zeigt kleine Figuren aus Ton, die sie „Die Desinteressierten“ nennt. „Entstanden sind sie in einer Zeit der Überforderung“, sagt sie. „Damals war es mein innigster Wunsch, mich für nichts mehr interessieren zu müssen.“ Ganz neu dabei ist die 26-jährige Alma Mariama Camar, die an der Kunstakademie in Münster studiert und hier ihren ersten großen Auftritt in einem Museum hat. „Für mich ist das eine großartige Möglichkeit, um mich vorzustellen“, sagt sie. „Ich fühle mich richtig gut aufgehoben.“
Ausstellung läuft bis 2. Februar
Die Ausstellung „Bochumer Künstler*innen 2024“ ist bis 2. Februar 2025 im Kunstmuseum, Kortumstraße 147, zu sehen. Während der gesamten Laufzeit finden zahlreiche Veranstaltungen sowie regelmäßige Führungen statt. Alle Infos: kunstmuseumbochum.de
Die jüngsten Teilnehmer gehen noch zur Schule: Laura Wolff, Frieda Pohl und Ben Eschmann wurden bei einem Kunstwettbewerb unter Schülern ausgewählt. Erstmals werden auch zwei Bochumer Künstler posthum gewürdigt: Lisa Steffens sowie Hans-Jürgen Schlieker, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gehabt hätte.