Bochum. Eine illustre Reise ins Weltall bietet der Künstler Torsten Bruch am Kortum-Häuschen. Bis Ende März gibt es hier wechselnde Videos zu entdecken.
Da dürfte so mancher beim Spazierengehen schon neugierig den Kopf gereckt haben: Drei fliegende Astronauten im Stadtpark? Was hat das bloß zu bedeuten?
Die schwebenden Gestalten in riesigen weißen Anzügen sind Teil einer neuen Kunstinstallation, die noch bis zum 12. Januar täglich in den Abendstunden am Haus der Kortum-Gesellschaft zu sehen ist. Seit einigen Jahren nutzt der Kunstverein Bochum die große Schaufensterfront am Eingang zum Stadtpark während der Wintermonate für sehenswerte Videoarbeiten, die unterhalten und nachdenklich stimmen sollen – und schon manche Entdeckung konnte hier gemacht werden.
Täglich ab Einbruch der Dunkelheit
Die Videos unter dem Titel „Sequence II“ sind bis 26. März täglich ab Einbruch der Dunkelheit am Haus der Kortum-Gesellschaft (Bergstraße 68a) in Endlosschleife zu sehen.
Der Kunstverein hofft, ab Ende April auch wieder den Ausstellungsraum auf Haus Kemnade für neue Projekte nutzen zu können. Nach dem Hochwasser vor rund einem halben Jahr musste die Räumlichkeiten vorerst schließen. Info: kunstverein-bochum.de
Kunstverein Bochum bietet ungewöhnliche Videos
Gern erinnert man sich an den Weißen Hai, der im vergangenen Jahr unvermittelt auf der Schaufenster-Fassaden seine Runden zog. Die höchst originelle Videoarbeit von Christine Schulz zog die Besucher gleich scharenweise in ihren Bann. „Wir wollen die Menschen mit den Videos natürlich auch ein bisschen überraschen“, sagt der Kurator Reinhard Buskies, der die Videos teils aufwendig organisiert. „Da war der Hai gewiss unsere populärste Arbeit.“
Künstler spielt geschickt mit der Erwartung der Betrachter
Diesmal sind es drei Astronauten, die unter dem Titel „Drei Versuche zu fliegen“ ihr Unwesen im Schaufenster der Kortum-Gesellschaft treiben. Bei genauerem Hinsehen steckt dahinter allerdings nur einer: der Hamburger Künstler Torsten Bruch selber, der sich als schwebender Raumfahrer verkleidet kunstvoll und gleich dreifach in Szene setzt.
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Natürlich „schwebt“ der Astronaut nicht wirklich, er baumelt vielmehr an einem Seil, was bei genauerer Betrachtung auch nicht sonderlich geschickt versteckt ist. Aber genau mit dieser Erwartungshaltung seiner Zuschauer spielt Bruch souverän: „Aus eigener Kraft vermag der Mensch nicht zu fliegen. Davon erzählt Torsten Bruch in seiner Arbeit, die durchaus auch humorvoll zu verstehen ist. Er zelebriert den Moment des Scheiterns.“
Gleitschirmflieger und Heißluftballons
So ist an einer Stelle des etwa sechsminütigen Videos, das in Endlosschleife läuft, kurz zu sehen, wie dem Astronauten von innen die Brille beschlägt – was keinem Hollywood-Raumfahrer in unzähligen Weltraumabenteuern jemals passiert ist. So entlarvt Bruch die eher simplen Trickverfahren seines Videos von ganz allein, und zeigt zugleich diversen Verschwörungstheoretikern die lange Nase. „Dass die Mondlandung reine Erfindung ist, das ist ja ein gängiger Mythos“, sagt Buskies. „Auch damit will Bruch hier spielen.“
Wie schon im vergangenen Jahr besteht das Videoprogramm am Kortum-Häuschen auch diesmal aus vier Teilen. Auf den Weltraum-Auftakt von Torsten Bruch folgt in „Gravity“ ab 13. Januar ein Video mit diversen Fluggeräten: Gleitschirmflieger und Heißluftballons zieren dann das Schaufenster. In „Dwelling“ zeigt der japanische Künstler Hiraki Sawa ab 3. Februar Modellflugzeuge, die er in seiner eigenen Wohnung in Szene setzt.
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Zum Abschluss lässt Künstlerin Lisa Weber ab 4. März in „Easy come easy go“ formschöne Wolken am Himmel erscheinen. Auf der zunächst leeren blauen Bildfläche bildet sich im Laufe des Videos eine nahezu perfekte, weiße Cumuluswolke – eine flüchtige Erscheinung von großer Leichtigkeit und Eleganz.
Videos werden immer beliebter
Die Videos am Stadtpark-Eingang erfreuen sich als Teil von Kunst im öffentlichen Raum einiger Beliebtheit: Viele Besucher kommen schon gezielt vorbei, um sich eingehender mit ihnen zu beschäftigen. Infozettel zum tieferen Einstieg in die Arbeiten liegen bereit.
Auch die Künstler selber sind von dem Ort schräg gegenüber des Kunstmuseums begeistert: „Die meisten stellen ihre Videos sonst in Museen und Galerien aus“, erzählt Buskies. „Für sie ist es etwas völlig Neues, ihre Arbeiten draußen jedem präsentieren zu können, der daran vorbeiläuft.“