Bochum. Eine Schaufensterscheibe am Stadtpark in Bochum wird zum Schauplatz für staunenswerte Videokunst. An jedem Abend gibt es hier was zu entdecken.
Es sind Bilder wie aus einer Geisterbahn: Im dunkelgrünen Licht eines Nachtsichtgerätes rast irgendwer mit hohem Tempo durch ein leerstehendes Gebäude. Die wackelige Kamera kann beim Zusehen für leichten Schwindel sorgen. Erst auf den zweiten Blick wird klar: Die Kamera ist auf dem Rücken eines Wachhundes festgeschnallt, der hier nachts seine Runden dreht – und der Zuschauer folgt ihm dabei treppauf, treppab…
Kunstverein Bochum zeigt sehenswerte Videos am Stadtpark
Das elfminütige Video „Revier“ des Künstlers Thomas Lüer ist noch bis 28. Dezember in Endlosschleife am Haus der Kortum-Gesellschaft (Bergstraße 68a) direkt am Eingang zum Stadtpark in Bochum zu sehen. Seit einigen Jahren zeigt der Kunstverein Bochum in jedem Winter auf dem großen Schaufenster sehenswerte Videokunst, die mal lustig, mal nachdenklich und zeitkritisch sind. Die Videos starten jeweils mit Einbruch der Dunkelheit. Manche Zuschauer entdecken sie eher durch Zufall beim Spazierengehen, andere warten schon richtig darauf. „Vor allem im Stadtparkviertel hat unser Programm viele treue Fans“, freut sich der künstlerische Leiter Reinhard Buskies.
„Sequence #4“, so der Titel, besteht aus vier wechselnden Videos, die bis in den März hinein gezeigt werden. Ein Thema verbindet sie alle: „Es geht um das Gefühl der Unsicherheit, das viele Menschen in diesen Zeiten bewegt“, sagt Buskies. „Für viele wird es immer schwerer, die Orientierung zu behalten.“
Auf einem schwankenden Schiff mitten auf dem Meer
So zeigt die nächste Arbeit „Walk with a wire“ (ab 29. Dezember) das behutsame Abtasten eines Tonbandes, das langsam durch die Finger der Künstlerin Franziska Windisch gleitet. Auf schwere See führt Philipp Valenta in dem Video „Shift“ (ab 26. Januar), das während einer Überfahrt nach Island entstand. Das Schiff schwankt extrem, es gibt keinen Fixpunkt und keinen Horizont. „Durchaus eine Metapher für das gegenwärtige Zeitgefühl“, meint Buskies. In „Mädchen“ (ab 23. Februar) tastet Dieter Kiessling langsam das Foto einer Mädchenschulklasse aus dem Jahr 1906 ab und zeigt faszinierende Porträts.
Alle Infos: kunstverein-bochum.de