Bochum-Eppendorf. Das war‘s: Nach Jahrzehnten öffnet der Edeka in einem Bochumer Vorort zum letzten Mal. Viele Kunden sind traurig. Sie haben nun ein Problem.
Es ist ein überschaubarer Laden in einer kleinen Nachbarschaft – aber der Standort hat Tradition. Doch am Samstag, 9. November, schließen die Türen der Edeka-Filiale „Kant“ an der Ruhrstraße 149-153 in Bochum-Eppendorf ein für alle Mal. „Seit über 50 Jahren hat hier ein Laden gestanden“, erinnert sich Alfred Kipf (75), der in der Nähe des Marktes wohnt. „Früher mal Coop, dann lange Edeka“. Das war besonders für die Rentner in der Nachbarschaft attraktiv, da sie ihren Einkauf fußläufig erledigen konnten. „Jetzt braucht man ja für jede Kleinigkeit das Auto“, sagt der 75-Jährige und schüttelt den Kopf.
Offizieller Hintergrund der Schließung ist, „dass der Mietvertrag ausläuft“, sagt eine Sprecherin von Edeka auf Anfrage der Redaktion. Und dann? Der Filialleiter Marcello Kant fasst es kurz und knapp zusammen: „Dann kommt die Abrissbirne“.
Edeka in Bochum-Eppendorf schließt: „Lohnt sich nicht“
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Aber warum wurde der Mietvertrag nicht verlängert? „Der Standort gibt einfach nicht genug Erträge, es lohnt sich nicht mehr, hier einen großen Lebensmittelladen zu haben“, begründet der Filialleiter die Entscheidung der Edeka-Gruppe. Der Grundstückbesitzer Jungkunst will indes das Gebäude abreißen und plant den Bau neuer sozial geförderten Wohnungen. „Wir werden in den kommenden Wochen einen Bauantrag einreichen“, so eine Sprecherin der Firma. Und: „Im Zuge dessen wird der Markt im Frühjahr 2025 abgerissen“.
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Übrigens bleibt Marcello Kant Filialleiter – er übernimmt ab dem 14. November den Edeka „Mavrici“ an der Hattinger Straße in Weitmar (nicht zu verwechseln mit dem geplanten Edeka-Neubau auf der Hattinger Straße in Linden). Dabei nimmt er auch gleich die gesamte „Kant“-Belegschaft mit, um das dortige Team aufzustocken.
Besonders für die Rentner des Stadtteils ist die Schließung ein Verlust
Einige Anwohner fühlen sich bei der Entscheidung übergangen: „Man hätte demonstrieren müssen“, schimpft eine Seniorin, die lieber anonym bleiben möchte und läuft mit ihrem Hund am Markt vorbei. „Junge Leute nehmen das in Kauf; aber an Ältere, die jetzt nicht mehr fußläufig ihren Einkauf machen können, an die wurde nicht gedacht“, sagt Klaus (76) und seine Frau Ulrike (68) stimmt zu. Dass jetzt weitere Wohnungen gebaut werden sollen, finden die beiden die falsche Priorität: „Wohnungsbau gibt es hier doch reichlich. Aber dass hier ein Lebensmittelgeschäft steht, das hatte Tradition“, sagt der 76-Jährige.
Diese Meinung teilt auch Renate Blödorn (83). Die Seniorin selbst ist noch recht mobil und fährt schon seit langem für ihren Großeinkauf zum Rewe „ins Dorf“, oder zu Netto im benachbarten Dahlhausen. Dass diesen Weg jetzt alle Rentner auf sich nehmen müssen, ob mit dem Auto oder sogar mit dem Bus, das findet sie problematisch. „Das ist doof und es erschwert den Alltag“, findet sie. „Auch wenn es hier bei „Kant“ nicht alles gab, für kleinere Sachen oder für den Bäcker war es unglaublich praktisch“.