Bochum. Es war ein Zwicken im Magen, ein Unwohlsein. Beim Arzt bekommt Willi Donsbach dann eine erschütternde Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs.
„Ich habe großes Glück gehabt, dessen bin ich mir bewusst“, sagt Willi Donsbach (59). Vor nicht einmal einem Jahr bekommt der Bochumer die Diagnose Krebs, genauer gesagt: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es ist eine Erkrankung, die die meisten Patienten nicht überleben – und die Prognosen zufolge schon 2030 die zweithäufigste Todesursache bei Krebserkrankten sein wird.
Im Dezember 2023 ändert sich das Leben von Willi Donsbach um 180 Grad. Einige Zeit zuvor macht der Bochumer gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Urlaub auf Kreta. Das Paar feiert ihre überstandene Brustkrebserkrankung. Donsbach bemerkt zu dem Zeitpunkt ein Zwicken in der Magengegend, ein Unwohlsein. „Aber ich habe mich nicht krank gefühlt“, sagt er.
Kurz nach der Diagnose beginnt für Bochumer Willi Donsbach die Chemo
Aufgrund seiner medizinischen Vorgeschichte, Donsbach hatte vor einiger Zeit einen Herzinfarkt, werden seine Blutwerte vom Arzt kontrolliert. Dieser stellt erhöhte Leberwerte fest. „So kam das Ganze ins Rollen“, berichtet der Bochumer. Er wird durchgecheckt, im Krankenhaus stellen die Ärzte Auffälligkeiten an der Bauchspeicheldrüse fest. Nach der Untersuchung einer Gewebeprobe bekommt er die Diagnose: Er hat einen bösartigen Tumor im fortgeschrittenen Stadium und eine Metastase an der Leber.
Kurz darauf beginnt die Chemo-Therapie in der Praxis von Onkologe Holger Nückel in Bochum. „Bis dahin ging es mir körperlich gut. Die Chemo hatte aber extreme Nebenwirkungen.“ Eine Woche lang liegt er danach jeweils flach, schafft es kaum aus dem Bett heraus und kann nichts essen. Nach neun Chemo-Therapien hat die Behandlung so gut angeschlagen, dass der Patient operiert werden kann, im Juni dieses Jahres. Ganz präsent ist für Donsbach zu dem Zeitpunkt eine Frage: „Habe ich eine Chance?“, fragt er sich.
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Überlebenschance: 30 Prozent
Die Wahrscheinlichkeit, dass er die Erkrankung übersteht, beträgt gerade mal 30 Prozent. Donsbach kennt die Zahl. „Die Angst ums Überleben ist da sehr präsent“, sagt er. Operiert wird er an diesem Tag im Juni von Prof. Waldemar Uhl, Direktor für Allgemein- und Bauchchirurgie. Als Donsbach nach der OP aufwacht, teilt ihm der Arzt mit: „Ich habe die Tumore entfernen können.“
Vier Monate später sitzen die beiden Männer gemeinsam mit Anke Reinacher-Schick, unter anderem Direktorin der Klinik für Onkologie, im Büro von Uhl im St.-Josef-Hospital in Bochum. Donsbach hat sich entschieden, seine Geschichte öffentlich zu erzählen. Aus diesem Grund: „Ich möchte andere Menschen ermutigen, zum Arzt zu gehen, wenn sie Beschwerden haben.“ Ein voller Kalender, der sei keine Ausrede, weiß der Mitarbeiter einer großen Versicherung, bei der er bis zu der Erkrankung im Risikomanagement gearbeitet hat, immer viele Termine hatte. „Mein Kalender war auch voll. Und dann kam der Krebs und hat ihn komplett leergefegt und dafür gesorgt, dass ich komplett ferngesteuert bin, bis heute.“
Patient will andere sensibilisieren
Donsbach möchte andere sensibilisieren, genauer auf ihren Körper zu hören. Dass seine Krankheit so gut behandelt werden konnte, hat damit zutun, dass sie noch rechtzeitig entdeckt wurde.
Genau das ist das Tückische an Bauchspeicheldrüsenkrebs: Auf Grund der besonderen Lage im Körper wird dieser oftmals zu spät entdeckt, anders als bei Darmkrebs gibt es keine Vorsorge. Die Überlebenschancen sind niedriger als bei allen anderen Tumorerkrankungen. „Frühzeitig diagnostiziert können wir viel besser helfen“, weiß Mediziner Uhl. Tausende Operationen hat er bereits durchgeführt, Bochum gehört zu den führenden Kliniken in Deutschland.
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Fortschritte in der Forschung
In Sachen Forschung habe sich in den vergangenen Jahren viel getan: „Wir haben deutlich Fortschritte gemacht. Vor 15 Jahren wäre Herr Donsbach jetzt nicht mehr da“, macht der Mediziner deutlich und nennt mögliche Symptome, die auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse hinweisen können: Appetitverlust, Magenbeschwerden, Verdauungsprobleme, Stuhlveränderungen, Gewichtsverlust, Gelbsucht, häufiges Wasserlassen oder Rückenschmerzen.
11. Weltpankreaskrebstag in Bochum
Damit Erkrankte Warnsignale frühzeitig erkennen und um auf Risikofaktoren aufmerksam zu machen, findet am 21. November der 11. Weltpankreaskrebstag statt. Pankreas ist der medizinische Name für die Bauchspeicheldrüse.
In Bochum wird an diesem Tag das Rathaus lila leuchten, im Hörsaalzentrum des St.-Josef-Hospitals gibt es zwischen 16.30 und 19 Uhr ein umfangreiches Programm zum Thema Diagnostik, Ernährung bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen und Therapien. Auch der Arbeitskreis der Pankreatomierten (AdP), eine Selbsthilfeorganisation, stellt sich vor.
Patienten, Angehörige und Interessierte können sich unter sabine.schruff@klinikum-bochum.de anmelden. Weitere Informationen gibt es unter 0234 509 22 11 oder im Internet unter weltpankreaskrebstag.de. Die WAZ verlost unter ihren Leserinnen und Leser zudem 5x2 Plätze in den ersten Reihen des Hörsaalzentrums. Interessierte können sich unter redaktion.bochum-waz@funkemedien.de melden.
Alle drei Monate muss Willi Donsbach in den kommenden zwei Jahren zur Untersuchung kommen. „Ich habe Angst“, sagt er, wenn er daran denkt. Angst davor, dass der Krebs zurückkommt. Gleichzeitig ist da die ganz große Hoffnung, dass alles gut ist. „Für viele Patienten ist dieser Termin belastend“, weiß auch Ärztin Reinacher-Schick. Als geheilt gelten Patienten erst, wenn sie fünf Jahre krebsfrei sind.
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Und auch wenn Donsbach weiterhin mit den Folgen seiner Erkrankung und denen der Chemo zu kämpfen hat, bisher noch nicht wieder arbeiten kann, sagt er: „Zwar fehlen mir ein Teil der Leber, ein bisschen der Bauchspeicheldrüse, Milz, Gallenblase und Blinddarm, ich habe nicht mehr die selbe Ausdauer wie zuvor und ein Taubheitsgefühl in den Fingern, aber ich bin am Leben.“ Und dafür ist der 59-Jährige sehr dankbar.