Bochum-Riemke. Seit Jahren fehlt in Bochum-Riemke ein Supermarkt, ein angekündigter Neubau lässt auf sich warten. Jetzt gibt es neue Bewegung. So geht‘s weiter.

Sie warten schon lange. Seit Jahren hoffen viele Anwohner in Bochum-Riemke darauf, wieder einen Supermarkt in ihr Viertel zu bekommen. Abhilfe versprach ein Projekt der Wohnungsbaugesellschaft VBW, das vor knapp sechs Jahren seinen Anfang nahm, bis heute aber nicht umgesetzt ist. Jetzt kommt neue Bewegung in die Sache: Die Pläne wurden zwar deutlich abgespeckt – die Ansiedlung eines Rewe-Marktes scheint aber doch wieder realistisch. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte haben Vertreter von VBW und Rewe Dortmund über den aktuell Stand der Planung informiert.

Ende 2018 wurden die ersten Pläne vorgestellt; seinerzeit hatte die VBW vier Häuser an der Ecke Herner Straße/Tippelsberger Straße gekauft. Dort wollte sie eine Kombination aus Nahversorgungszentrum und Wohnungen bauen – Tiefgarage, ein Rewe im Erdgeschoss, darüber 75 Wohnungen.

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Supermarkt in Bochum-Riemke: Bauprojekt drohte zu scheitern

Hofften Bürger ebenso wie Unternehmen und Stadt eingangs noch auf eine Fertigstellung vielleicht schon im Mitte 2021, gab es anschließend immer wieder Rückschläge. Schallschutzfragen, die Förderfähigkeit der Wohnungen, die Belieferung des Marktes: drei Beispiele für Punkte, die für Verzögerungen sorgten. Dann drohte das Projekt an den Kosten gleich ganz zu scheitern.

Seit vielen Jahren vermissen die Menschen in Riemke einen klassischen Supermarkt. Zum Einkaufen bleiben eine Netto-Filiale und der Asia-Markt „Tains“ an der Herner Straße (Foto) – oder die Fahrt zum Hannibal-Center oder in die Innenstadt.
Seit vielen Jahren vermissen die Menschen in Riemke einen klassischen Supermarkt. Zum Einkaufen bleiben eine Netto-Filiale und der Asia-Markt „Tains“ an der Herner Straße (Foto) – oder die Fahrt zum Hannibal-Center oder in die Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Inzwischen nähert sich das Jahr 2024 seinem Ende, und noch immer steht Riemke ohne Supermarkt da. Es gibt einen Netto-Discounter an der Herner Straße, einen asiatischen Supermarkt („Tains“), aber keinen klassischen Vollversorger.

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VBW-Geschäftsführer Riffel: „Zäsur“ im vergangenen Jahr

VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel spricht in der Bezirksvertretungs-Sitzung von einer „Zäsur“ im vergangenen Jahr, von einer „Situation, die wir so nicht haben sehen können“: Zinsen seien durch die „immense Inflation weggelaufen“, die Baukosten in die Höhe geschnellt, die Projektentwicklung sei schlicht unmöglich geworden. Man habe überlegt, wie es weitergehen könne, sich eng mit Rewe zusammengesetzt, „versucht, an allen möglichen Schrauben behutsam zu drehen“.

Norbert Riffel

„Wir haben versucht, an allen möglichen Schrauben behutsam zu drehen.“

VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel über Bemühungen, das Projekt in Riemke zu realisieren

Herausgekommen ist die Version, die Riffel gemeinsam mit seinem VBW-Kollegen Marcel Traud und Dirk Jahns von Rewe Dortmund jetzt vorstellte: Auf eine Tiefgarage wird verzichtet, Parkplätze entstehen im Erdgeschoss, der Supermarkt zieht ins erste Obergeschoss und wird über Aufzüge oder Treppen erreichbar sein.

Nur 25 statt 75 Wohnungen in Bauprojekt in Bochum-Riemke

Statt der ursprünglich geplanten 75 soll es nur noch etwa 25 Wohnungen geben; allesamt „eher klein“, ein bis zwei Zimmer, nicht größer als 50 Quadratmeter, barrierefrei oder barrierearm. Es sei an der Stelle kein familiengerechtes Wohnen geplant, „das bieten wir woanders“. Senioren seien denkbar als Zielgruppe, aber auch Studierende, die die gute Anbindung zur Uni mit der U35 nutzen könnten. Voraussetzung sei jedenfalls, dass die Wohnungen zu 100 Prozent öffentlich gefördert werden, sagt Riffel. „Wir brauchen da Rückendeckung.“

Denn das Projekt, das stellt der VBW-Geschäftsführer klar, sei auch in der abgespeckten Planung allenfalls „knapp wirtschaftlich“. Privat würde man das nicht machen, sagt Riffel. Aber allen Beteiligten sei bewusst, „wie sehr Riemke dieses Thema braucht“, und er habe es beim VBW-Aufsichtsrat „einstimmig durchbekommen“.

An dieser Ecke, der Kreuzung von Herner und Tippelsberger Straße in Riemke sollen Wohnungen und ein Supermarkt entstehen. Anwohner warten darauf seit Jahren, doch das Projekt stockte.
An dieser Ecke, der Kreuzung von Herner und Tippelsberger Straße in Riemke sollen Wohnungen und ein Supermarkt entstehen. Anwohner warten darauf seit Jahren, doch das Projekt stockte. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Riesiger Gewinn für Riemke“: Bezirkspolitiker loben die Pläne

„Wir hätten natürlich liebend gerne den Markt im Erdgeschoss vorgefunden“, sagt Dirk Jahns, Leiter Expansion bei Rewe Dortmund. Aber er sei auch so überzeugt „dass wir am Standort erfolgreich sein können und den Bürgerinnen und Bürgern das wiedergeben können, was sie von uns erwarten“. Man plane einen vollsortierten Supermarkt, inklusive Bedientheke, Bäcker und kleinem Café.

Aus den Reihen der Politik gibt es denn auch lobende Worte. SPD-Bezirksvertreter David Schnell erinnert an die „lange Durstperiode der Anwohnerinnen und Anwohner“ und zeigt sich, „umso froher, dass die VBW das Wagnis eingeht und mit Rewe einen Partner gefunden hat“. Benedikt Gräfingholt von der CDU spricht von einem „riesigen Gewinn für Riemke“.

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Wohnungen und Supermarkt für Bochum-Riemke: So geht es weiter

Alles, was nun skizziert wurde, ist ein Konzept, das erst noch in eine konkrete Entwurfsplanung umgesetzt werden muss. Ziel sei, so Marcel Traud, einen Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan im nächsten Sommer zu haben, um noch im vierten Quartal 2025 einen Bauantrag einreichen zu können. Im Idealfall könne dann im Frühjahr 2026 der Bau beginnen und Mitte 2028 abgeschlossen sein. Das sei „ambitioniert“, räumt der VBW-Abteilungsleiter für „Development“ ein, „das funktioniert nur, wenn die Rahmenbedingungen eingehalten werden“.

Das Warten in Riemke geht also auch im besten Fall noch einige Jahre weiter. Wenn sie auf die vergangenen fünf Jahre zurückblicke, sagt Bezirksbürgermeisterin Gabriele Spork (SPD), dann sei eine mögliche Eröffnung 2028 ja „gefühlt übermorgen“.

Das ist die VBW

Die VBW bezeichnet sich selbst als „Wohnraumversorger der Stadt Bochum“: Das Unternehmen ist überwiegend in städtischer Hand. Größter Gesellschafter ist Stadtwerke-Holding mit knapp 69 Prozent der Anteile, gefolgt von der „Deutsche Annington Beteiligungsverwaltungs GmbH“ (knapp 20 Prozent Anteile) und der Sparkasse Bochum (10 Prozent).

Gegründet 1916 als „Bochumer Heimstätten GmbH“, bietet die VBW heute nach eigenen Angaben mehr als 12.600 Wohnungen in der Stadt an.

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