Bochum-Süd. Anwohner wollten nur ein Schild, um eine Kreuzung in Bochum sicherer zu machen. Jetzt gibt‘s sogar die „Luxus-Variante“. Wie es dazu kam.
Damit hätten Reinhold Rudlof und Wolfgang Dohn nicht gerechnet. Eigentlich hatten sie sich nur an die Bezirksvertretung Bochum-Süd gewandt, um ein Hinweisschild für die Kreuzung in ihrem Wohnviertel im Bochumer Süden zu bekommen. Diese halten sie nämlich für sehr gefährlich. Durch einen Hinweis auf die Rechts-vor-Links-Regelung könne man sie mit wenig Aufwand und kostengünstig sicherer machen, so ihre Idee. Am Ende einer langen Diskussion (auch mit der Stadt) gibt es nun zwar kein Schild, dafür etwas viel Besseres. „Und dafür danken wir auf Knien“, sagt Rudlof.
„Wir danken auf Knien“: Gefährliche Kreuzung in Bochum wird entschärft
Danach sieht es zwischenzeitlich in der Sitzung der Bezirksvertretung allerdings nicht aus. Die Stadt Bochum hatte den Antrag von Rudlof und Dohn abgelehnt und der Bezirksvertretung angeraten, dieser Entscheidung zu folgen. Dabei stützt sich die Verwaltung auf geltendes Recht. Es müsse sich schon um eine wirklich schwer einsehbare Einmündung handeln, ehe man dort ein zusätzliches Schild installieren dürfe. Und dies sei an der Ecke Steinkuhlstraße/Paulinenstraße (zwischen Wasserstraße/Auf der Heide und A448) nicht der Fall. Da die Paulinenstraße sehr breit sei, könne man schon von weitem sehen, dass es sich um eine Einmündung handelt, so die Meinung im Rathaus. Auch die Polizei halte diese Stelle für unauffällig.
„Es wäre nicht redlich, auf den ersten Unfall zu warten.“
Das sehen Reinhold Rudlof und Wolfgang Dohn ganz anders. Ja, der Bereich der Einmündung sei sehr großflächig. Aber die Paulinenstraße stoße in einem sehr spitzen Winkel auf die Steinkuhlstraße, quasi von hinten. „Da sieht man erst spät, dass man hier Rechts vor Links einhalten muss.“
Erschwerend hinzu komme, dass die Steinkuhlstraße abschüssig ist. „Auch wenn hier Tempo 30 gilt, haben die meisten Autos bergab mehr drauf“, sagen sie. „Wir haben deshalb schon viele kritische Situationen erlebt. Allein vergangene Woche drei.“ Am schlimmsten sei, wenn der Bus an der Haltestelle direkt vor der Einmündung stoppe. „Gnade Gott, man kommt aus der Paulinenstraße, wenn jemand auf der Steinkuhlstraße den Bus überholt“, sagt Rudlof.
Er bezeichnet es als „nicht redlich, auf den ersten Unfall zu warten“. Zumal man ganz einfach die Situation entschärfen könne. Dohn und Rudlof schwebt das Verkehrsschild 102 der Straßenverkehrsordnung an dieser Stelle vor – das rote Dreieck mit dem schwarzen X auf weißem Grund. „So ein Zeichen kann ja nicht zu teuer sein. Das sind doch Peanuts. Und man könnte es an den Laternenmast an der Haltestelle befestigen.
„Wenn die Leute vor Ort das so beobachten, haben wir das zur Kenntnis zu nehmen.“
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Peter Borgmann von den Grünen pflichtet Dohn und Rudlof bei. „Ich kann den Eindruck bestätigen, dass es dort nicht übersichtlich ist. Ich kenne die Stelle, fahre dreimal die Woche mit dem Bus dorther. Wenn die Leute vor Ort das so beobachten, haben wir das zur Kenntnis zu nehmen.“ Und entsprechend zu handeln. Deshalb machen Borgmanns Grüne und die SPD gemeinsam den Vorschlag, sogenannte Haifischzähne vor der Einmündung auf die Straße zu malen. Das sind viele kleine weiße Dreiecke in einer Reihe. „Das macht deutlich, dass dort eine spezielle Verkehrssituation ist.“
An Haifischzähne hatten auch Wolfgang Dohn und Reinhold Rudlof gedacht. „Wir waren aber der Meinung, ein Schild sei viel billiger. Die Markierungen müssen ja immer mal wieder erneuert werden.“ Aber dieses Upgrade nehmen sie natürlich dankend an. „Das wäre Luxus für uns.“
CDU will keine zweite Brenscheder Straße
Mit ein paar Bauchschmerzen unterstützt auch die CDU den Antrag von Rot-Grün, Haifischzähne aufzumalen. „Da gehen wir gerne mit“, sagt Johannes Kuriewicz. „Wir haben nur Sorge, dass eine ähnliche Situation wie auf der Brenscheder Straße entsteht, wenn wir uns zu sehr engagieren.“
Dort, im Wiemelhauser Kirchviertel, hatte die CDU damals auch mit geringen Veränderungen die Verkehrssicherheit erhöhen wollen. Am Ende hat die Stadt die Straße komplett umgestaltet. Mit „Panzersperren“, wie Kuriewicz die Betoninseln vor den Einmündungen dort nennt.