Bochum. Ein SEK-Einsatz inklusive Panzerwagen hat Anwohner und Passanten am Werner Hellweg in Bochum in Atem gehalten. Augen- und Ohrenzeugen berichten.

„Wir sind schockiert.“ Auch gut eine Stunde nachdem ein Spezialkommando (SEK) der Polizei die Tür zu einer Wohnung im zweiten Obergeschoss eines Hauses am Werner Hellweg in Bochum gesprengt hat, herrscht im Haus eine Mischung aus Entsetzen und Verwunderung. Die Polizei hat einen 56-jährigen Mann festgenommen, der der Reichsbürgerszene zugeordnet wird.

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Draußen vor der Tür herrscht wieder das übliche geschäftige Treiben im Zentrum des Stadtteils Werne. Der Verkehr staut sich auf der engen Straße, Passanten warten auf den Bus, schauen in die Schaufenster der Geschäfte oder gehen vorbei an dem Haus, das sich kurze Zeit vorher noch einer Belagerung ausgesetzt sah. Die Polizei hatte die Straße abgesperrt, über den Eingang an der Seite des Gebäudes waren die SEK-Kräfte in das zweite Obergeschoss vorgerückt und hatten die Tür ganz hinten im Flur gesprengt.

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„Das ganz Haus hat gewackelt“, heißt es unten in der Kneipe, deren Beitreiber mehrfach versichern: „Wir haben mit der ganzen Sache nichts zu tun.“ Über den Mann, den die Polizei offenbar mit Gewalt aus seiner Wohnung geholt hat, wisse man nicht viel. Er sei nie auffällig gewesen, wenn er in der Kneipe war. „Er hat ein Bier oder einen Kaffee getrunken, hat mit anderen Gästen gesprochen und hat sich immer gut verhalten“, heißt es.

Die Detonation des Sprengsatzes habe ohrenbetäubenden Lärm verursacht. „Und Sekunden später ist ein Schuss gefallen“, heißt es in er Kneipe. „Nein“, versichert Polizeisprecher Jens Artschwager. „Das muss im Zusammenhang mit der Sprengung stehen.“ Niemand habe geschossen.

SEK-Beamte tragen 56-jährigen Mann die Treppe herunter

Später sei der 56-jährige Mieter aus dem zweiten Obergeschoss, der erst seit einigen Monaten in dem Haus wohnen soll, dann von Polizeibeamten die Treppe heruntergetragen und dann auf einer Krankentrage aus dem Haus nach draußen gebracht worden. Er sei, so die Polizei, von einem Diensthund gebissen worden. Unten in der Kneipe wird ein Video gezeigt, auf dem kurze Sequenzen des Polizeieinsatzes auf der Straße zu sehen sind. In sozialen Medien hatten indes Gerüchte die Runde gemacht, dass es eine Geiselnahme gegeben habe.

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Schon vor zwei Wochen habe der Staatsschutz bei dem Mann angeklingelt. Damals sei er aber nicht angetroffen worden. An diesem Dienstag dann rückte die Polizei mit dem SEK an. Gegen den 56-Jährigen liegt nach Angabe der Polizei ein Haftbefehl wegen einer Ersatzfreiheitsstrafe vor. Er wurde wegen Beleidigung und Volksverhetzung verurteilt. „Der Mann weigerte sich jedoch, die Tür zu öffnen“, so Polizeisprecher Artschwager. Weil die Polizei gefährliche Gegenstände, möglicherweise auch Waffen in der Wohnung nicht ausschließen konnte, alarmierte sie das SEK.

Derweil kursiert ein Schreiben, die dem dem Festgenommenen zugeordnet wird. Darin stehen krude Verschwörungsgedanken, so etwa der Satz: „Sie versuchen in mein Reich, in meinen Staat ohne Befugnis einzudringen.“

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