Bochum. Bei Starkregen läuft eine Senke in Bochum regelmäßig voll. Jetzt ist Besserung in Sicht. Michael Keespe hofft, „endlich nicht mehr abzusaufen“.
Jeder Starkregen bedeutet „Land unter“ – seit vielen Jahren schon lebt Michael Keespe mit diesem Problem: Der Holzhandel, den der 61-Jährige in Altenbochum mit seiner Familie betreibt, liegt genau in der Senke der Goerdtstraße, gegenüber dem kleinen Goerdtpark. Bei heftigem Niederschlag fließt das Wasser von allen Seiten zusammen, „jedes Jahr stehen wir kniehoch im Wasser“, in manchem Sommer „zwei-, dreimal“. Nach langem Warten ist nun endlich Abhilfe in Sicht: In diesen Tagen beginnt die Erneuerung des Abwasserkanals.
Wer in den vergangenen Wochen zu Fuß oder mit dem Rad an der Springorumtrasse unterwegs war, dürfte die Vorbereitungen für die Bauarbeiten schon bemerkt haben: Bereits im März wurde eine Fläche neben dem Rad- und Fußweg gerodet.
Kanalbau in Altenbochum: Springorumtrasse gesperrt
Inzwischen stehen Absperrungen an den Zugängen: Zwischen dem Start-/Endpunkt an der Goerdtstraße/Am Lohberg und der Straße Glockengarten bleibt die Springorumtrasse dicht. Auch der Zuweg an der Goerdtstraße/Bonhoefferstraße, unweit von „Holz Keespe“, ist abgesperrt.
Der eigentliche Kanalbau reicht nur rund 300 Hundert Meter weit, ziemlich genau bis zur Holzhandlung. „Der vorhandene Kanal wird durch einen Kanal ergänzt, der als Bypass dienen soll, um die Wassermassen schadlos abzuleiten“, heißt es in der Planung des Tiefbauamtes, das die Arbeiten als „hydraulisch relevante Maßnahme“ bewertet. „Dieser Abschnitt befindet sich in einem Gebiet, in dem es in den vergangenen Jahren zu massiven Überflutungen gekommen ist.“
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Neuer Kanal in Bochum wird unterirdisch vorangetrieben
Um die Eingriffe in die Umgebung so gering wie möglich zu halten, wird der neue Kanal – Nennweite DN 1800, also mit einem Durchmesser von etwa 1,80 Metern – „unterirdisch in der Trasse verpresst“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger.
Dort, wo die Springorumtrasse an der Kurve Goerdtstraße/Am Lohberg beginnt bzw. endet, werde die „Startgrube“ eingerichtet. Auch dort ist eine zuvor lange sich selbst überlassene Fläche im ehemaligen Gleisbereich gerodet worden. Anschließend muss noch einiges an Erde bewegt werden: „Um eine ausreichende Überdeckung für den unterirdischen Vortrieb zu gewährleisten, sind in dem Geländeeinschnitt der Bahntrasse bis zum Beginn des Radwegs Materialauffüllungen in einer Mächtigkeit von ca. 1,5 m erforderlich“, erklärt Sprenger.
Autoverkehr soll von den Bauarbeiten nicht betroffen sein
Die „Zielgrube“ des neuen Mischwasserkanals werde südlich der Brücke eingerichtet, die die Goerdstraße über den Springorum-Radweg führt. „Hier sind eine Zuwegung bzw. Baustellenausfahrt von/nach Osten zur Goerdtstraße im Bereich der Einmündung zur Bonhoefferstraße sowie die offene Verlegung eines Sammleranschlusses durch den Böschungsbereich erforderlich“, so der Stadtsprecher. Dafür sei ein etwa 30 Meter breiter Streifen gerodet worden.
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Während Radfahrer und Spaziergänger sich in den kommenden Monaten Alternativen zur Springorumtrasse suchen müssen, ist der Autoverkehr laut Stadt nicht von den Arbeiten betroffen. Es würden lediglich Halteverbote auf der Goerdtstraße eingerichtet, heißt es.
Kanalerneuerung in Bochum: Bauarbeiten bis Ende Juni 2025 geplant
Michael Keespe jedenfalls ist „heilfroh, wenn das fertig ist“. Er hoffe, „endlich nicht mehr abzusaufen“. Wenn der Kanal fertig ist, könne er hoffentlich „wieder ruhig schlafen“ und auch mal „ruhig wegfahren“, ohne Sorge vor dem nächsten Wolkenbruch.
Ein bisschen Geduld braucht der 61-Jährige noch: Die Bauarbeiten dauern nach jüngster Planung der Stadt bis Ende Juni 2025.
Langer Vorlauf
Das städtische Tiefbauamt hat die Pläne zur Kanalerneuerung bereits im vergangenen Mai der Bezirksvertretung Bochum-Mitte vorgelegt, die das Vorhaben einstimmig durchwinkte. Eigentlich sollte im vierten Quartal 2023 Baubeginn sein.
„Wir glauben es erst, wenn auch etwas passiert“, sagte Michael Keespe im Mai 2023 zur WAZ. Jetzt, im Frühjahr 2024, ist er optimistisch, dass der Traum vom neuen Kanal wahr wird.
Die Stadt plant mit Kosten von etwa 4,1 Millionen Euro. Ein landschaftspflegerischer Begleitplan sieht ökologischen Ausgleich für die gerodeten Flächen vor.