Bochum. Bochum soll beim Umweltschutz vorangehen. Doch statt Teilhabe gibt es nur Worthülsen. Was läuft falsch? WAZ-Redakteur Jürgen Stahl kommentiert.

Die Folgen des Klimawandels werden weltweit dramatischer. Umso wichtiger ist es, vielen Bochumerinnen und Bochumern, vor der eigenen Haustür, im eigenen Viertel, in der eigenen Stadt aktiv zu werden. Die zunehmenden Proteste gegen Baumfällungen oder die Ausweisung von Neubaugebieten (allzu oft mit flächenraubenden Eigenheimen) dokumentieren die Sorge und das Engagement großer Teile der Stadtgesellschaft.

Mit ihrer Nachhaltigkeits-Strategie kommen Verwaltung und Politik dem Wunsch, nein der unbedingten Notwendigkeit einer Umwelt-Offensive nach. Um so verhängnisvoller, dass die Bürgerinnen und Bürger bisher nicht mitgenommen werden. Die Beschreibung der 200 Projekte verödet in Worthülsen mit „auf Handlungsfeldern basierendem Nummerierungssystem“. Durchblick, Bewertung, Teilhabe: für Laien bislang kaum möglich.

Nachhaltigkeits-Strategie: Kanalbau zeigt, wie es gehen kann

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Ratsbeschluss ist es höchste Zeit für eine professionelle Informationskampagne. Dafür sollte bei einem Gesamtetat von mehr als elf Milliarden Euro Geld übrig sein. Was wird für den Naturschutz in Bochum angestrebt? Welchen Beitrag kann ich leisten? Mit welchem Nutzen? Klare, allgemeinverständliche Informationen sind vonnöten, um die Strategie in der Bevölkerung zu verankern.

Wie es funktionieren kann, zeigt eine aktuelle Pressemitteilung der Stadt. Danach müssen Firmen, die sich um Aufträge für Kanalarbeiten bewerben, jetzt verpflichtend nachweisen, dass sie umwelt- und ressourcenschonend vorgehen. „Wo kommt der Zement her? Besteht die Fahrzeugflotte aus alten Dieselschluckern oder alternativ angetriebenen Baggern und Lkw? Einfach nur das billigste Angebot abzugeben, reicht nicht länger, um den Zuschlag zu bekommen“, teilt die Stadt mit. Ganz ohne Bürokratendeutsch. Geht doch!