Bochum. Kleider, Röcke, Ketten: Yvonne Dicketmüller aus Bochum stellt Mode mit einem Hightech-Drucker her. Wie sich die Sachen anfühlen, was sie kosten.

Eigentlich ist Yvonne Dicketmüller Puppenspielerin. Für ihre Leidenschaft hat sie ihren Hauptberuf aber kurzzeitig pausiert. Sie entwirft Kleidung und stellt diese in ihrem Atelier in Bochum selbst her – mithilfe eines 3D-Druckers. Ob Kleider, Jacken, Röcke oder auch Ketten, Dicketmüller produziert diese nicht aus Wolle oder Leinen, sondern aus Kunststoff.

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Ihre Mode bezeichnet sie als „klassisch“. „Das Besondere ist, dass ich sie mit dieser neuen Technologie herstelle“, sagt Dicketmüller. Gleichzeitig verarbeite sie die Stoffteile aber mit handwerklichen Methoden. Dafür nutze sie verschiedene Techniken. Manche Teile schmelze sie zusammen, andere nähe sie. Außerdem bringe sie Druckknöpfe an oder nähe Reißverschlüsse ein. „Die Maschine macht eigentlich nur Teilkonstruktionen“, erklärt sie.

Bochumer Künstlerin entwirft Mode aus dem 3D-Drucker

Dicketmüllers Arbeit ist zunächst sehr technisch. In drei verschiedenen Computer-Programmen entwirft sie die Designs ihrer Kleidung, bevor diese zu Druckvorlagen werden. Dafür muss sie die Muster in 30x30 Zentimeter große Teile aufteilen, denn so groß ist die Fläche, die ihr Drucker in einem Stück produzieren kann. Die einzelnen Stücke werden dann Schicht für Schicht gedruckt, bei knapp 230 Grad.

Ein Teilstück habe eine Druckzeit von über vier Stunden. Bis eine Jacke komplett fertig ist, dauere es circa zwei Wochen. „Das kommt aber immer auf die Komplexität des Kleidungsstückes an.“ Einen Rock produziert Dicketmüller nach eigenen Angaben in etwa einer Woche.

Yvonne Dicketmüller vereint in ihrer Mode den „klassischen Stil“ mit neuer Technologie. In ihrem Bochumer Atelier stellt sie die Kleidung her.
Yvonne Dicketmüller vereint in ihrer Mode den „klassischen Stil“ mit neuer Technologie. In ihrem Bochumer Atelier stellt sie die Kleidung her. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Eher etwas für besondere Anlässe“

Aber wie fühlt sich die Kleidung an? Wer beispielsweise eine Jacke überzieht, merkt sofort einen Unterschied zu herkömmlicher Mode. Der „Stoff“ ist kühl, sitzt recht starr.

Alltagstauglich ist die Mode nicht. Sie sei eher etwas für besondere Anlässe, sagt Dicketmüller: „Das ist eher etwas für speziellere Abende. Es ist ja eher tragbare Kunst.“ So kleide sie beispielsweise eine Regisseurin ein, die etwas Ausgefallenes für ihre Premiere suche. Ihre Accessoires trage sie aber auch selbst gern im Alltag, sagt Dicketmüller.

Der 3D-Drucker stellt Teile der Kleidung her. Die Bochumer Künstlerin Yvonne Dicketmüller näht oder schmilzt diese am Ende zu einem Kleidungsstück zusammen.
Der 3D-Drucker stellt Teile der Kleidung her. Die Bochumer Künstlerin Yvonne Dicketmüller näht oder schmilzt diese am Ende zu einem Kleidungsstück zusammen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bisher sei ihre Mode noch nicht zu kaufen – einen Online-Shop hat die Künstlerin nicht. Bei einer Modenschau in der Hattinger Henrichshütte können Interessierte ihre Designs aber anschließend erwerben. Eine Jacke würde circa 700 Euro kosten. „Weil da viel manuelle Arbeit drinsteckt“, sagt Dicketmüller. Ein Kleid sei in der derselben Preisklasse. Accessoires, wie beispielsweise Ketten, sind günstiger. Ohne einen dekorativen Stein kosten diese 50 Euro, mit diesem seien es zehn Euro mehr. „Es ist immer noch sehr viel manuelle Arbeit, die in jedes Kleidungsstück fließt.“

Künstlerin aus Bochum: „War fasziniert vom 3D-Druck“

Zum 3D-Druck gekommen sei sie durch ihre Puppenspielerei. Für eins ihrer Stücke habe sie Teile einer Figur mit einem solchen Drucker produziert. „Ich war davon ganz begeistert und fasziniert vom 3D-Druck“, sagt Dicketmüller.

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Mode habe sie das erste Mal 2021 gedruckt. Zu dem Zeitpunkt sei sie an der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund gewesen, um dort zu 3D-gedruckten Kostümen zu forschen. Dort seien auch ihre ersten Kleidungsstücke entstanden. Die Kleidung, die sie jetzt druckt, hat verschiedene Strukturen. „Manche sind dehnbar, wie beispielsweise Strickware. Andere sind etwas fester, so wie Webware“, sagt die Künstlerin.

Konzentration weiter auf dem Puppenspiel

Nach der Modenschau wolle sie sich aber zunächst wieder auf das Puppenspiel konzentrieren. Sie habe bereits mehrere Stücke in Planung, auch um eine Trilogie abzuschließen. Dennoch werde Yvonne Dicketmüller auch ihr Interesse an Mode weiterhin verfolgen: „In Zukunft fände ich es auch sehr spannend, Produktionen, zum Beispiel eine Tanztheaterproduktion, mit meiner Mode auszustatten.“

Bochumerin stellt Kleidung bei Modenschau aus

Mode aus dem 3D-Drucker: Yvonne Dicketmüller aus Bochum präsentiert ihre entworfenen Designs erstmals im Rahmen von „Mode mit Steel“ bei einer Modenschau in der Hattinger Henrichshütte am Freitag, 13. September. „Ich bin total neugierig, wie es wird und wie die Leute reagieren“, sagt die Künstlerin. Außerdem arbeite sie zum ersten Mal mit Models zusammen.

Interessierte können sich noch Tickets für die Modenschau kaufen. Im Vorverkauf kosten die Eintrittskarten zwölf Euro, an der Abendkasse 15 Euro. Unter dem folgenden Link https://shop.ticketpay.de/organizer/1ULBKXIP können online Karten vor der Veranstaltung gekauft werden.

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