Bochum. Mit 15 Dienstjahren als Chefin der Sozialverwaltung ist Britta Anger die erfahrenste Beigeordnete der Stadt Bochum. 2025 hört sie auf. Und dann?
Nicht nur der Verwaltungschef der Stadt Bochum nimmt nächstes Jahr seinen Hut. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) hat Anfang der Woche bekannt gegeben, dass er bei der Kommunalwahl 2025 nicht erneut kandidieren wird. Auch die erfahrenste Wahlbeamtin der Stadt hört auf. Sozialdezernentin Britta Anger geht Ende April in den Ruhestand.
Bochum verzichtet bei Personalsuche auf Headhunter
Acht Monate vorher nimmt die Stadt daher offiziell die Nachfolgereglung ins Visier. Der Rat hat in seiner Sitzung am Donnerstag die öffentliche Ausschreibung der Beigeordnetenstelle und das Bewerbungsverfahren abgesegnet. Bochum verzichtet dabei diesmal – anders als in der Vergangenheit bei der Besetzung anderen Beigeordnetenposten – auf einen Personalvermittler. Ein Antrag der FDP-Fraktion, einen Headhunter einzuschalten, hat ebenso keine Mehrheit gefunden wie das Begehren der CDU, die Bewerbungsfrist bis Oktober 2025 und damit nach der anstehenden Kommunalwahl zu verlängern. Beides, so die Antragsteller, würde die Zahl und Qualität der Bewerbungen heben. Die Mehrheit des Rats ist anderer Meinung, vor allem sollte ein so „wichtiges Amt“, so Fraktionschef Sebastian Pewny (Grüne), nicht sechs Monate lang unbesetzt bleiben.
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Gesucht wird eine Spitzenkraft, die als Wahlbeamtin oder Wahlbeamter für die nächsten Jahre die großen Bereiche Jugend, Soziales, Arbeit und Gesundheit verantwortet und damit Vorgesetzter von etwa 1100 Beschäftigten ist sowie einen Etat von weit mehr als 600 Millionen Euro verantwortet.
„Soziale Themen haben in Bochum herausragende Bedeutung“, heißt es in dem Ausschreibungstext. „Deshalb erfordern die interessante und anspruchsvolle Stelle eine verantwortungsbewusste, innovative und handlungsorientierte Persönlichkeit, die für die gesamtstädtischen Ziele einsteht und die über hervorragende Führungseigenschaften verfügt.“
Beigeordnete werden als Wahlbeamte für eine Amtszeit von acht Jahren vom Stadtrat gewählt. Vergütet wird die Stelle nach der Besoldungsgruppe B5 des Landesbesoldungsgesetzes. Das entspricht etwa einem monatlichen Bruttoverdienst von 9700 Euro.
Britta Anger leitet Sozialdezernat seit 15 Jahren
Die aktuelle Amtsinhaberin leitet das Sozialdezernat seit 15 Jahren und ist damit die erfahrenste Spitzenkraft in der obersten Verwaltungsriege. Britta Anger wurde 2009 auf Vorschlag der Grünen mit der Mehrheit von SPD und Grünen zur Beigeordneten gewählt und 2017 in diesem Amt bestätigt. Die Grünen haben dem Vernehmen nach erneut das Vorschlagsrecht in dieser Personalfrage. Angers Kolleginnen und Kollegen im Verwaltungsrat sind Markus Bradtke (Baudezernent seit 2015), Sebastian Kopietz (Rechtsdezernent seit 2016 und Stadtdirektor seit 2018), Eva Hubbert (Kämmerin seit 2017) und Dietmar Dieckmann (Kulturdezernent seit 2018).
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Traditionell gilt das Sozialdezernat in einer Ruhrgebietskommune als besonders herausfordernde Aufgabe. Strukturwandel, Migration, demografische Entwicklung und andere Faktoren bescheren Städten wie Bochum eine Vielzahl von Betreuungs- und Beratungsaufgaben. Mehr als 500 Millionen Euro betragen jährlich allein die Transferaufwendungen für hilfsbedürftige Personen der unterschiedlichsten Gruppen in der Stadt.
Größte Herausforderungen: Flüchtlingskrise und Corona-Pandemie
Die Amtszeit von Britta Anger ist bislang vor allem durch zwei große Themen bestimmt: Flüchtlingskrise und Corona-Pandemie. Beides verlangen der Dezernentin und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit Jahren vieles ab. Der 64-Jährigen wird nachgesagt, dass sie sich dabei durch organisatorische Fähigkeiten und Sachkompetenz, pragmatische Lösungen und große Empathie auszeichnet.
Dabei ist die Amtsführung der gebürtigen Niedersächsin nicht ganz ohne Fehler verlaufen. So hat sie etwa im Zusammenhang mit der Vergabe von Sicherheitsleistungen an Flüchtlingseinrichtungen und der Wirtschaftlichkeit individualpädagogischer Betreuung von Kindern und Jugendlichen Kritik einstecken müssen. In beiden Fällen hatte es u.a. Defizite in der Dokumentation gegeben und Korrekturen im Verwaltungsablauf nach sich gezogen.