Bochum. Jeder Flüchtling in NRW wird zunächst in Bochum registriert. Nun plant das Land dort eine weitere Einrichtung. Für die Stadt hat das Vorteile.
Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) plant eine weitere Flüchtlingseinrichtung in Bochum. Ende des Jahres soll im Stadtteil Riemke eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende (EAE) mit einer Kapazität von bis zu 750 Personen eröffnet werden. NRW hat bereits 2017 die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) am Gersteinring im Zentrum der Stadt sowie einen LEA-Ableger „Auf dem Esch“ (2023) in Wattenscheid platziert. Die Stadt ist außerdem erste Anlaufstelle für unbegleitete junge Flüchtlinge.
Neue Flüchtlingseinrichtung auf dem ehemaligen Nokia-Gelände
Die neue Unterkunft wird in einem Verwaltungsgebäude der Essener Thelen-Gruppe eingerichtet und soll Platz für bis zu 750 Menschen haben. Es handelt sich dabei um die frühere Nokia-Verwaltung in Riemke. In dem heutigen Gewerbepark haben u.a. der Online-Händler Amazon und der Logistiker DHL große Lagerflächen.
Aus Sicht von Bochums Sozialdezernentin Britta Anger ist „das ein guter Standort“; nicht zuletzt weil auf dem Areal auch Flächen für die Freizeitgestaltung zur Verfügung stehen. Bochum profitiert wie schon bei den beiden anderen Landeseinrichtungen unmittelbar von der EAE. Denn: „Durch die neue Erstaufnahmeeinrichtung in Bochum reduziert sich die Aufnahmeverpflichtung in städtischer Verantwortung bzw. Einrichtungen in gleicher Anzahl“, heißt es in einer Mitteilung der Bezirksregierung Arnsberg. Heißt: Weil Bochum Plätze in der Erstaufnahmeeinrichtung bietet, muss es selbst entsprechend weniger Menschen dauerhaft unterbringen.
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„Für uns ist das eine vorteilhafte Situation. Es nimmt uns den größten Druck“, so Bochums Sozialdezernentin. Denn: Momentan hat die Stadt nur noch 150 freie Plätze für weitere Flüchtlinge in ihren Einrichtungen. Allerdings entbinde auch die neuerliche Reduzierung der Aufnahmequote nicht von der Aufgabe, weitere Unterkünfte zu suchen, weil viele bestehende Einrichtungen nur befristet zur Verfügung stehen und unklar ist, wie sich die Zahl der Geflüchteten in NRW weiter entwickelt. Aktuell entstehen städtische Unterkünfte u.a. am Bövinghauser Hellweg in Gerthe (160 Personen) und an der Kemnader Straße (Stiepel; 120).
„Für uns ist das eine vorteilhafte Situation. Es nimmt uns den größten Druck.“
Die bisherigen Planungen der Landes für die neue EAE sehen vor, dass im Dezember die ersten Asylsuchenden in Riemke untergebracht werden. „Das Gebäude soll nach und nach umgebaut werden“, so Britta Anger im Gespräch mit dieser Redaktion. Etwa 250 Menschen sollen zunächst Unterkunft finden. „Wie in jeder Unterbringungseinrichtung des Landes werden Betreuungsdienst und Sicherheitsdienst 24 Stunden an allen Wochentagen vor Ort sein“, so die Bezirksregierung. Die Thelen-Gruppe will sich am Montag zu dem Projekt äußern, so das Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion.
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Menschen, die sich in Nordrhein-Westfalen als asylsuchend melden, kommen zuerst in die LEA Bochum. Dort werden sie registriert. Anschließend werden Personen, die ihren Asylantrag nach dem Verteilschlüssel des Bundes in Nordrhein-Westfalen stellen dürfen, in eine der fünf Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE) des Landes gebracht. Dort bleiben sie etwa zwei bis vier Wochen. Sie werden ärztlich untersucht und stellen ihren Asylantrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), das seit 2016 in der früheren Thyssenkrupp-Verwaltung an der Kohlenstraße eine Außenstelle mit bis zu 360 Beschäftigten hat. Anschließend kommen sie in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes und warten dort auf die Entscheidung des Bamf über ihren Asylantrag. Später werden die Menschen dann auf die einzelnen Städte und Gemeinden in NRW verteilt, wo sie entweder in städtischen Unterkünften oder in Wohnungen untergebracht werden.