Bochum. Bochumer sollten lange, nachdem sie einen geleasten Ford abgegeben haben, nachträglich mehr als 5000 Euro bezahlen. WAZ-Redaktion Bochum hilft.

Jahrelang ist Hermann Halbroth einen Ford Transit gefahren. Im November 2022 hat er den geleasten Transporter zurückgegeben. „Damit ist für sie alles erledigt, hieß es beim Autohaus Fischer, wo wir das Fahrzeug übernommen und dann auch wieder abgegeben haben, nachdem wir vorher vergeblich auf die vereinbarte Abholung des Autos durch die Ford Lease GmbH bei uns zu Hause gewartet haben“, sagt Kerstin Halbroth.

Alles erledigt? Von wegen. 17 Monate später meldet sich der Verleiher, die Ford Lease aus Hamburg, und verlangt nachträglich 5363 Euro von dem Ehepaar aus Bochum, weil es angeblich 550 Tage im Verzug sei und der Wagen außerdem Schäden habe. Die Halbroths sind aus allen Wolken gefallen.

Bochumer haben geleastes Fahrzeug im November 2022 zurückgegeben

„Wir haben das Auto ordnungsgemäß zurückgegeben“, sagen sie. Umso größer war die Verwunderung über das Schreiben aus Hamburg und die zunächst vergeblichen Versuche, sich gegen die aus Sicht des Bochumer Ehepaars unberechtigte Forderung zu wehren. Beim Autohaus Fischer, das mittlerweile zur Dortmunder Ebbinghaus-Gruppe gehört, hieß es, man habe der Leasing GmbH mitgeteilt, dass der Ford Transit auf dem Firmengelände an der Wittener Straße in Bochum stehe und abgeholt werden könne. „Wir haben auch ein Telefongespräch eines Mitarbeiters des Autohauses mit jemandem von der Ford Lease mitgehört“, sagt Kerstin Halbroth. „Das war wie ein Schlagabausch. Der eine sagte, ‚ihr hättet aber handeln müssen, weil wir euch die Info gegeben haben‘, der andere hat geantwortet, ‚wir wurden nicht informiert‘.“

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Ernüchternd sei das Gespräch mit einem Rechtsanwalt gewesen. Der habe empfohlen, die Forderung zu bezahlen, weil ein juristischer Streit in der Regel auf einen Vergleich hinauslaufe. „Das sei dann mindestens genauso teuer wie die Leasingrechnung, weil ja auch Anwaltskosten anfallen“, sagt Kerstin Halbroth. „Und das hat mich richtig wütend gemacht. Es kann doch nicht sein, dass wir zwar im Recht sind, aber kein Recht bekommen.“

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Vermieter Ford Lease erlässt Ehepaar die in Rechnung gestellt Summe

Und tatsächlich hat der Fall dann eine andere Wendung genommen. Auf Anfrage der WAZ-Redaktion Bochum argumentiert die Ford Lease zwar, die Verzögerung bei der Abholung des Transporters sei durch eine „inkorrekte Angabe des Kunden auf dem Abholauftrag und die fehlende Rückmeldung auf Nachfragen entstanden“. Die lange Zeitspanne sei aber „auch durch Misskommunikation zwischen uns und unserem Partnerhändler entstanden“. Und deshalb habe sich die Ford Lease GmbH entschieden, „ Herrn Halbroth die nachberechneten Leasingraten aus Kulanz zu erstatten. Die am Fahrzeug entstandenen Schäden sind gemäß unseren Vertragsbedingungen berechnet worden und bleiben Bestandteil der Endabrechnung.“

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Damit konnte das Ehepaar Halbroth, von der Redaktion über die Antwort aus Hamburg informiert, gut leben. Und sie war dann perplex und froh, dass selbst die vermeintlich von ihm verursachten Schäden nicht berechnet wurden. „Von der zwischenzeitlich beglichenen Forderung wurden uns 5000 Euro erstattet“, sagt Kerstin Halbroth. Lediglich die Überführungskosten seien noch geblieben. „Das freut uns natürlich sehr“, so das erleichterte Ehepaar. Aber es fragt sich, was gewesen wäre, hätte es sich nicht so vehement gegen die Forderung gewehrt.

Ursache für die Verwirrung dürften Corona-Nachwehen sein

Eine Erklärung dafür, warum es überhaupt zu der misslichen Lage kommen konnte, hat Markus Zybon, Standortleiter der Ebbinghaus-Gruppe in Bochum. Nach Corona habe es 2023 eine massive Zahl von Leasing-Rückäufern bei den Verleihern gegeben. Auch bei der Ford Lease sei das offenbar so gewesen. „ Und da kann man den Kunden nur Recht zusprechen, das ist nicht gut gelaufen. Wir als Ebbinghaus-Gruppe hatten das allerdings auch nicht in der Hand.“

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