Bochum. Peter Bastendorf hat sich 2022 entschieden, auf Erneuerbare Energie zu setzen. Viel Geld hat der Bochumer dafür ausgegeben – und hat nur Ärger.
Die Energiewende nimmt Fahrt auf. Ein immer größerer Anteil des Stromverbrauchs in Deutschland wird durch Erneuerbare Energien gedeckt – sagt die Bundesregierung. So seien 2023 zum Beispiel fast doppelt so viele neue Solaranlagen installiert worden wie ein Jahr zuvor. Peter Bastendorf kann bei solchen Nachrichten nur müde lächeln. Der Bochumer wartet seit mehr als einem Jahr darauf, dass auf die auf dem Dach des elterlichen Hauses im Stadtteil Hiltrop installierte Photovoltaikanlage ans Netz geht.
Solaranlage sollte binnen weniger Wochen in Bochum installiert werden
Bei der Energiekonzepte Deutschland (EKD) GmbH in Leipzig hat der 62-Jährige im Mai 2022 eine PV-Anlage inklusive Installation bestellt. „Nicht, weil EKD das preiswerteste Angebot hatte, sondern weil man mir versprochen hat, Mitte Juli würde alles fertiggestellt sein.“ Es sollte anders kommen.
„Die haben das von Anfang an nicht auf die Kette gekriegt“, sagt der Bochumer. Er steht vor dem alten Steigerhaus, das vor etwa 100 Jahren im Dunstkreis der Zeche Lothringen gebaut wurde, und blickt auf die PV-Paneele auf dem Dach. 20 Stück sollten auf drei Seiten des Hausdaches sowie auf dem Garagendach installiert werden. „Ich hatte denen ganz genau erklärt, was ich wollte.“ Plötzlich sei aber davon die Rede gewesen, dass nur 19 Paneele montiert werden: „Zum gleichen Preis.“ Und dann soll auch noch der Wechselrichter nicht Teil des Angebots gewesen sein. Bastendorf: „Das hat uns noch mal 2500 Euro extra gekostet.“
Arbeiten auf dem Dach ohne Beleuchtung bis spät am Abend
Wirklich vorwärts sei es dann aber auch nicht gegangen. Es habe allein vier Monate gedauert, bis EKD festgestellt habe, dass bei der notwendigen Vollmacht des Netzbetreibers, den Stadtwerken Bochum, eine Unterschrift fehle und eine Postleitzahl geändert werden müsse. Im Dezember 2022, als die Solarmodule längst schon auf dem Dach in Hiltrop hätten liegen sollen, habe es dann geheißen, der Speicher für die Anlage werde erst im zweiten Quartal 2023 geliefert.
„Immerhin wurden im Januar 2023 dann die Module geliefert“, so der Bochumer. „Allerdings wurden sie nur vor die Tür gestellt, erst drei Tage später hat die Montage begonnen.“ Und das unter „abenteuerlichen Bedingungen“. Ein Gerüst sei nicht aufgebaut worden. „Die Monteure haben die Module auf dem Rücken über eine Leiter nach oben getragen. Und gearbeitet haben sie bis spät am Abend, als es längst dunkel war; ohne Baulampen aufzustellen.“ Der Kommentar von EKD auf Anfrage dieser Redaktion: „Bei der Arbeit unserer Teams achten wir streng auf die Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften. Die Sicherheit der Kunden und unserer Montageteams hat bei uns höchste Priorität. Ein Verstoß ist uns nicht bekannt. Wir werden den Fall daher intern prüfen.“
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Immerhin lagen die 20 Module am 31. Januar 2023 auf dem Dach – und die Abschlagsrechnung im Briefkasten. Fast 30.000 der Gesamtkosten von 33.000 Euro hat Peter Bastendorf mittlerweile bezahlt. Die Schlussrechnung will er erst begleichen, wenn die gesamte Anlage auch funktioniert. Das habe ein mittlerweile hinzugezogener Rechtsanwalt der Verbraucherzentrale die Firma auch wissen lassen.
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Zwar sind die Module seit fast 14 Monaten an Ort und Stelle. Aber Strom, mit dem auch die von einer anderen Firma gelieferten Wärmepumpe gespeist werden soll, wird noch längst nicht produziert. Auf eine seiner vielen E-Mails und Telefonate, im Laufe der Zeit müssten es nach Schätzung des Bochumers so um die 200 sein, warum es nicht vorwärtsgehe, erhielt er am 12. April 2023 die Nachricht aus Leipzig, es laufe alles, er müsse nur noch ein wenig Geduld haben. „Zwei Wochen später, am 26. April, hieß es, der noch fehlende Speicher werde am gleichen Tag installiert.“ Tatsächlich sei er aber erst am 10. August eingebaut worden.
Stadtwerke Bochum haben noch keinen Antrag für einen Zählerwechsel erhalten
Parallel zu dieser Entwicklung hatte sich Peter Bastendorf bei der Netzgesellschaft der Stadtwerke Bochum über den Stand der Dinge informiert. „Die haben mir gesagt, sie hätten EKD am 19. Januar 2023 angeschrieben und noch keine Antwort erhalten. Das war im Juni 2023.“ Dabei ging es um die Genehmigung der Anlage durch den Netzbetreiber, die wiederum der Lieferant beantragt. Das jedenfalls verspricht EKD auf seiner Homepage. „Wir erledigen für dich den Papierkram. Beispielsweise die Anmeldung deiner Solaranlage beim regionalen Netzbetreiber inkl. ANA und Zertifikaten, die Fertigmeldung sowie die Beantragung des Zählerwechsels.“
Indes, auch dabei hakt es. „Als es hieß, am 21. Februar 2024 würde endlich der Zähler gewechselt und dann könne unsere Anlage ans Netz gehen, haben wir schon den Sekt kaltgestellt“, sagt Peter Bastendorf. Tatsächlich sei am betreffenden Tag auch ein Monteur einer EKD-Tochterfirma dagewesen. „Aber niemand von den Stadtwerken.“ Denn die hätten einen Antrag auf einen Zählerwechsel mit der falschen Adresse erhalten. „Bis heute liegt uns für die genannte Adresse kein Antrag für eine Inbetriebsetzung bzw. einen Zählerwechsel vor“, so Stadtwerke-Sprecher Jascha Dröge.
Der Sekt steht daher immer noch ungeöffnet im Kühlschrank. Und Peter Bastendorf ist allemählich am Ende seines kilometerlangen Geduldfadens angelangt.
Solaranalagenlieferanten spricht von einer „bedauerlichen Verwechslung“
Immerhin hat die Leipziger Firma angekündigt, die Sache nun zu Ende bringen zu wollen. „Wir stehen bereits mit Familie Bastendorf in Kontakt und werden das Projekt EKD-Energiesystem und die durch ein fremdes Unternehmen installierte Wärmepumpe für Familie Bastendorf zum Abschluss bringen“, so EKD-Sprecherin Katharina Frauendorf. Ihr Unternehmen werde einen Termin zwischen dem Auftraggeber, der Installationsfirma der Wärmepumpe, dem Netzbetreiber und EKD abstimmen.
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Die monatelangen Verzögerungen erklärt die Firma u.a. mit Lieferschwierigkeiten, Änderungswünschen bzw. einer nicht ausreichenden dimensionierten Stromleitung im Haus des Auftraggebers und einer „bedauerlichen Verwechslung“ von Lieferanschrift und Wohnadresse des Auftraggebers durch einen EKD-Mitarbeiter. „Um die Wartezeit des Kunden nicht weiter zu verlängern, wird EKD aus Kulanz beide Projekte (Anm. d. Redaktion: Solaranlage und Wärmepumpe) gemeinsam mit dem Netzbetreiber und dem Kunden zum Abschluss bringen.“
In Hiltrop hören sie das gerne, bleiben aber skeptisch. „Ich bin mal gespannt“, sagt Peter Bastendorf. Versprechungen habe er in den vergangenen Monaten viele gehört.