Bochum-Harpen. Nach fast 20 Jahren im Ruhrpark Bochum ist die Kaufland-Filiale geschlossen. Am letzten Tag herrscht Ausverkauf – und großes Abschiednehmen.

Sichtlich irritiert schiebt Franz Widmann seinen Einkaufswagen durch die Kaufland-Filiale im Ruhrpark in Bochum. Um ihn herum: überall leere Regale. „Dass heute der letzte Tag ist, habe ich gar nicht gewusst“, sagt er. Seit Jahren besucht er den Supermarkt-Riesen vor allem wegen der verlockenden Sonderangebote: „Eine Kiste Weizenbier für zehn bis zwölf Euro: Dafür setze ich mich schon gern mal ins Auto und fahre hierher.“ Doch heute ist er umsonst gekommen, das Weizenbier ist weitgehend vergriffen – und die Ära des Kauflands im Ruhrpark neigt sich dem Ende entgegen.

Kaufland im Ruhrpark nach fast 20 Jahren geschlossen

Das Shopping-Center in Bochum-Harpen ist am Samstagnachmittag prall gefüllt, die Parkplatzsuche ist wie so häufig an den Wochenenden ein Geduldsspiel. Während die meisten Besucher den freien Nachmittag für einen Einkaufsbummel nutzen, hat sich bei vielen auch die Schließung des Kauflands herumgesprochen.

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Seit dem Bau der großen Markthalle 2004/2005 betreibt die Kette aus Neckarsulm direkt am Eingang des Ruhrparks eine etwa 5000 Quadratmeter große Filiale, die wirtschaftlich nicht mehr tragfähig gewesen sei, wie ein Unternehmenssprecher betont: „Die negative Geschäftsentwicklung macht den geplanten Schritt unumgänglich.“

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Am letzten Tag vor der endgültigen Schließung hat Kaufland regulär von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Freie Einkaufswagen vor der Eingangstür sind Mangelware, viele scheinen dem Markt in der Hoffnung auf ein letztes Schnäppchen noch rasch einen Besuch abstatten zu wollen. Dafür hat Kaufland den radikalen Ausverkauf gestartet: Drogeriewaren, Textilien und Tiefkühlprodukte sind um 75 Prozent reduziert, alle Getränke (außer Wein und Spirituosen) kosten nur noch die Hälfte.

„Erst gehen wir im Ruhrpark bummeln, dann hier einkaufen.“

Kaufland-Kunde Hendrik Berndt besucht den Supermarkt mit seiner Familie seit vielen Jahren

Obst, Käse, Joghurt, Wurst und Milch finden sich gegen 14 Uhr nahezu gar nicht mehr. „Haltbare Lebensmittel sowie Nicht-Lebensmittel werden wir nach der Schließung auf umliegende Filialen aufteilen“, erklärt eine Sprecherin. Frische Lebensmittel seien so stark reduziert worden, „dass wir davon ausgehen, dass wir bei Ladenschluss keine Restbestände mehr haben werden“.

Kunden nehmen Abschied von den Mitarbeitern an der Infotheke

Sehr zum Verdruss von Hendrik Berndt, der mit Sohn Jonas gerade die letzten Chips-Vorräte plündert: „Eigentlich wollen wir heute Lasagne machen, aber keine Chance“, sagt er. Seit vielen Jahren kommt er mit seiner Familie aus Stiepel nahezu wöchentlich her: „Erst gehen wir im Ruhrpark bummeln, dann hier einkaufen.“ Nicht nur Lebensmittel würden sie dann kaufen: „Auch viele Elektroartikel habe ich hier schon für kleines Geld gefunden. Das ist echt traurig.“ Jetzt müssen sie sich nach einem neuen Laden umschauen: „Vielleicht fahren wir nach Witten.“

Das Ruhrpark-Einkaufscenter in Bochum hat ab sofort keinen Supermarkt mehr. Kaufland (unten links) ist geschlossen.
Das Ruhrpark-Einkaufscenter in Bochum hat ab sofort keinen Supermarkt mehr. Kaufland (unten links) ist geschlossen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Schlangen vor den Kassen, die hier früher gern mal ein echtes Problem waren, halten sich heute sichtlich in Grenzen. Dafür herrscht an der Infotheke am Eingang ein herzliches Abschiednehmen: „War toll bei euch“, sagt eine Kundin. „Bis bald.“ Eine Mitarbeiterin grüßt gerührt zurück. Wie es für sie weitergeht? „Ich weiß es leider nicht.“

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Letzter Tag für den Handyshop und das Nagelstudio

Derweil räumt Kayhan Kücük sein Handygeschäft „Dress Mobile“ im Kassenbereich des Kauflands leer. Fünf Jahre lang hat er seinen kleinen Laden hier betrieben: „Ich gehe nur ungern. Viele Kunden sind traurig“, sagt er. Der Bäcker hat am Samstag bereits gegen Mittag geschlossen, der Tabakladen hat schon etwas früher dichtgemacht. Im Nagelstudio „New York Nails“ versorgt Lili gerade eine ihrer letzten Kundinnen mit einer Fußpflege: „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt“, meint sie.

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Kayhan Kücük erzählt, dass er vom Ruhrpark bereits ein Angebot für ein neues Ladenlokal bekommen habe: „Das wäre hier im gleichen Gebäude, nur weiter vorne“, erzählt er. Der Haken: „Ich soll das Dreifache der bisherigen Miete bezahlen. Für mich absolut nicht möglich.“ Jetzt sucht er für seinen Handyladen einen neuen Standort.

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