Bochum. Der Kaufland-Markt im Ruhrpark wird geschlossen. Die Beschäftigten sind enttäuscht, viele Kunden verwundert: „Hier ist es doch immer voll.“
Die Ruhrpark-Leitung in Bochum „bedauert“ die Schließung des Kaufland-Marktes. „Ein gewisser Wechsel in der Mieterstruktur ist aber völlig normal und von uns mitunter auch gewünscht“, erklärt Center-Manager Lars Horn auf WAZ-Anfrage. Das biete „die Chance, neue spannende Marken und Konzepte zu gewinnen“.
In dieser Woche hatte die Kaufland-Zentrale in Neckarsulm verkündet, die Filiale im Ruhrpark nach fast 20 Jahren zu schließen. Im September 2024 soll der Verkauf eingestellt werden. Den 80 Beschäftigten würden Übernahmeangebote in anderen Kaufland-Märkten unterbreitet. 750 gibt es in Deutschland, weitere vier in Bochum: in Hofstede, Langendreer und Wattenscheid.
Kaufland-Mitarbeiter zuversichtlich: „Es werden ja überall Leute gesucht“
Während die Mitarbeiter in den beiden Wattenscheider Märkten tags zuvor zu Warnstreiks aufgerufen waren (in der laufenden Tarifrunde werden 2,50 Euro mehr Stundenlohn gefordert), herrschte im Ruhrpark am Freitag normaler Betrieb.
Auch interessant
„Wobei: Normal ist hier nichts mehr“, sagte eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Es gab zuletzt Gerüchte. Aber dass die Lichter komplett ausgehen, damit hatte vor Kurzem noch niemand gerechnet.“ Immerhin herrsche Zuversicht, in ortsnahen Kaufland-Filialen unterzukommen: „Es werden ja überall händeringend Leute gesucht.“ Eine Stellungnahme des Betriebsrates war trotz mehrfacher WAZ-Anfragen nicht zu erhalten.
Bedauern und Kritik auf der WAZ-Facebook-Seite
Kundinnen und Kunden zeigen sich überrascht. „Ich habe in der WAZ gelesen, dass angeblich die negative Geschäftsentwicklung der Grund für die Schließung ist. Dabei ist es hier doch immer voll“, sagt Ellen Thiem (42), die im Kaufland regelmäßig ihren Wocheneinkauf erledigt. „Ideal“ findet sie den Markt: „großes Sortiment, breite Gänge, viele Sonderangebote, kostenloses Parken in den ersten 90 Minuten in der Tiefgarage.“
Auch interessant
Auf der WAZ-Facebook-Seite werden auch andere Stimmen laut. Zwar bedauern die meisten Nutzer das Kaufland-Aus. „Lidl ist schon lange weg. Jetzt gibt’s im Ruhrpark keinen Supermarkt mehr“, heißt es. Und: „Kann ich nicht verstehen, war immer tiptop.“ Doch kritische Stimmen besagen: „Schlecht geführt und miserabel bestückt.“
Verdi-Sekretär: Jetzt geht es um einen Sozialplan
Das unterstreicht die Einschätzung von Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Sievers. Das Umfeld im Ruhrpark sei hervorragend. Kaufland müsse sich daher „fragen lassen, ob genug getan wurde, um den Standort attraktiv zu machen“. Nun gehe es darum, einen Sozialplan für die Betroffenen aufzustellen. Sievers: „Viele sind enttäuscht und haben Sorge vor einer ungewissen Zukunft.“
Handelsverband: Lage im Einkaufscenter birgt auch Nachteile
Die Top-Lage in einem funktionierenden Einkaufszentrum gereiche einem Einkaufsmarkt wie Kaufland möglicherweise auch zum Nachteil, meint Marion Runge, Geschäftsführerin des Handelsverbandes Ruhr-Lippe. „Man fährt zum Shoppen, Bummeln, Kino oder Essen in den Ruhrpark und hält sich entsprechend lange dort auf. Den klassischen Einkauf mit frischer Ware für den täglichen Bedarf erledigt man lieber woanders“ – meist im SB-Markt auf der grünen Wiese.
Auch interessant
Der Ruhrpark verliert mit Kaufland einen seiner größten Mieter. Ob es 2024 eine direkte Nachfolge in dem markanten silberfarbenen Komplex im Eingangsbereich geben wird, ist offen. Man bleibe als „einer der erfolgreichsten Shopping-Center-Standorte in Deutschland mit einer Umsatz- und Frequenzentwicklung auf einem sehr starken Niveau“ aber weiterhin gut aufgestellt, glaubt Manager Lars Horn. Immer wieder würden Modernisierungen gelingen, etwa mit dem künftigen Freizeitkonzept „Boda Borg“ oder „Kikis Kitchen“.
Kaufland ist kein Thema – Ruhrpark wirbt für „Feel Good“-Woche
Der Ruhrpark hat das Kaufland-Aus bisher nicht in den sozialen Medien kommuniziert. Stattdessen wird aktuell für eine Aktionswoche vom 31. Juli bis 5. August geworben. Titel: „Feel Good Week“.