Bochum. Gerry Weber, S. Oliver, Hallhuber. Namhafte Geschäfte haben 2023 den Ruhrpark Bochum verlassen, andere sind eingezogen. Bilanz und Ausblick.
Gerry Weber ist gegangen, Skechers gekommen, S. Oliver hat seinen Laden geschlossen, Kiddiland einen Shop eröffnet, Hallhuber ist Geschichte, Jolifin die Zukunft. Es hat in diesem Jahr viele Veränderungen im Ruhrpark Bochum gegeben. Und auch 2024 wird einiges nicht so bleiben wie es lange war. So hat Kaufland bereits angekündigt, nach 20 Jahren seine große Filiale zu schließen. Welches Geschäft folgt, ist noch ungewiss.
Modeketten haben geschlossen, Kaufland geht 2024
„Bedauerlich“ nennt Ruhrpark-Manager Lars Horn die Schließung. Sagt aber auch: „Ein gewisser Wechsel in der Mieterstruktur ist aber völlig normal und von uns mitunter auch gewünscht.“ Das biete „die Chance, neue spannende Marken und Konzepte zu gewinnen“. Tatsächlich müssen sich die Shoppingcenter wandeln, wie Einzelhandelsexperten seit geraumer Zeit wissen.
Die Gründe für einen Auszug aus dem 1964 eröffneten, zweitältesten Shoppingcenter Deutschlands, das 2015 nach einer umfangreichen und millionenschweren Modernisierung neu an den Start gegangen ist, sind vielfältig: von der Neuausrichtung eines Unternehmens über unbefriedigende Umsätze bis hin zur wirtschaftlichen Schieflage. So mussten die Modegeschäfte Gerry Weber und Hallhuber im Ruhrpark und in vielen anderen Städten und Centern schließen, weil beide Firmen in die Insolvenz geschlittert sind.
Erster Vintage-Laden hat im Ruhrpark eröffnet
Auch die Apotheke Everaldo und der Jako-O-Filiale der insolventen Haba-Gruppe mussten wegen finanziellen Schieflage schließen. S. Oliver ist gegangen, weil die Ladenflächen nicht mehr „mit den künftigen Anforderungen der Marke übereinstimmen“, wie es heißt.
Andere sehen in dem Center eine große Perspektive. Steeze Vintage etwa. Die Inhaber Alicia Coniglio und Noel Riepe haben auf der ehemaligen Gerry-Weber-Fläche den ersten Vintage-Shop im Ruhrpark eröffnet. Ob es am Ende ein Pop-up-Store ist, der nur ein kurzes Gastspiel gibt, oder ob das Duo einen längerfristigen Mietvertrag unterzeichnet, entscheidet sich Ende Januar.
Ruhrpark verzeichnet fast 10,9 Millionen Besucher
Das Kommen und Gehen gilt dabei nicht nur für die Läden und Ladeninhaber, sondern auch für das Publikum. 10,9 Millionen Besucher flanieren nach Angaben des Eigentümers Unibail-Rodamco-Westfield jedes Jahr durch den Ruhrpark Bochum, also etwa täglich 36.000. Durchschnittlich ein Fußballspiel lang – also 90 Minuten – halten sie sich in und zwischen den etwa 150 Geschäften auf.
Neu im Ruhrpark vertreten sind auch das Cafe Immergrün und der Bochumer Künstler Rang Haider. „Es ist uns wichtig, unseren Besucherinnen und Besuchern einen attraktiven und abwechslungsreichen Marken- und Branchenmix in verschiedenen Bereichen zu präsentieren“, sagt Center-Manager Horn. „Zudem legen wir großen Wert auf einen Entertainment-Charakter und ein besonderes Shopping-Erlebnis. Wir befinden uns dabei aktuell in einem Veränderungsprozess und merken, dass solche neuen Konzepte insbesondere bei der jüngeren Zielgruppe sehr gut ankommen.“
Laut einer Studie müssen sich Shoppingcenter neu ausrichten
Die Bilanz des Centermanagers fällt am Ende des Jahres positiv aus. „Insgesamt bin ich mit dem Jahr sehr zufrieden. Wir konnten sowohl die Frequenzen als auch die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr steigern – wenngleich wir noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau sind.“ Aber das Center sei auf einem guten Weg. „Für 2024 haben wir einige spannende Themen, Events und Shoperöffnungen geplant“, kündigt er an.
Dabei muss der Ruhrpark gegen einen Trend ankämpfen. Denn: „Durchschnittlich jedes dritte Shoppingcenter in Deutschland wird als nicht zukunftsfähig eingestuft“, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC. Die zentrale Herausforderung für die Betreiber sei ebenso wie für die Innenstädte der Onlinehandel. Shoppingcenter würden heute seltener aufgesucht als noch vor fünf Jahren. Am häufigsten werden bei einem Besuch Lebensmittelgeschäfte, Drogerien sowie Bäckereien und Feinkostläden betreten. Das Fazit der Autoren: Die „Nutzungskonzepte von Shoppingcentern müssen sich fundamental wandeln“, da Besucher verstärkt Freizeit- und gastronomische Angebote verlangten.