Bochum. Bochums Ausgehviertel hat einen neuen Manager. Der soll ein Museum umsetzen. Dort könnte ein Grönemeyer-Vertrag von 1976 gezeigt werden.
Ist das Bermudadreieck museumsreif? Definitiv, meint Ron Szameitpreuss. Seit dieser Woche ist er der neue Quartiermanager auf Bochums bekanntester Ausgehmeile. Eine seiner Aufgaben: aus einer ambitionierten Idee einen realistischen Plan zu entwickeln – und ein „Bermuda-Museum“ auf den Weg zu bringen.
Bermudadreieck Bochum: Wirte sprechen von „stabiler und ruhiger Lage“
80 Betriebe auf zwei Quadratkilometern mit drei Millionen Gästen jährlich: Das Bermudadreieck hat die bleiernen Jahre der Corona-Pandemie weitgehend schadlos überstanden. Leerstände gebe es bis auf die weiterhin geschlossene „Tacata“-Bar nicht, konstatiert Ronald Gottwald, Chef des Bratwursthauses, und spricht von einer „stabilen und ruhigen Lage“.
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Mit Marcus Gloria (Cooltour/Bochum Total), Kerstin Schneider (Union-Kino) und Michael Prüfer (Escape-Room Think2) bildet Gottwald den ehrenamtlichen Vorstand der 80 Mitglieder starken Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG). Der Vorstandsposten von Christian Bickelbacher (Three Sixty), der aus privaten Gründen seinen Rückzug aus der ISG erklärt hat, wurde zunächst nicht neu besetzt.
Neuer Quartiermanager war zuvor Leiter eines Escape-Rooms
Eine Nachfolge gibt es bei den Quartiermanagern. Vor einem Jahr hatte die ISG erstmals zwei hauptamtliche Stellen einrichten können. Möglich macht dies das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ), mit dem die Bundesregierung ausgewählte Städte dabei unterstützen will, nach der Corona-Pandemie „attraktive (...) Zentren zu erhalten bzw. zu entwickeln“.
Jährlich 120.000 Euro Fördergelder stehen bereit. An der Seite von Canice O´Brien (ehemals Chef des Pubs „Danny O’Brien“ ) wirkt nun Ron Szameitpreuss. Der 47-Jährige hat zuvor den Escape-Room „Think Square“ an der Viktoriastraße geleitet. Bereits als Ruhr-Uni-Student habe er das Dreieck kennen und lieben gelernt, sagt der Wuppertaler im WAZ-Gespräch.
Angekündigtes Kulturprogramm während der Fußball-EM fiel ins Wasser
Mit Ronald Gottwald (43) stimmt Ron Szameitpreuss überein: „Das Bermudadreieck ist kein Ballermann!“ Ergänzend zum Feier-Faktor gelte es, das Viertel auch außerhalb von „Stühle raus“ (so heißt die jährliche Saisoneröffnung) und „Bochum Total“ kulturell auf ein breiteres Podest zu stellen: mit Kleinkunst, Kneipenkonzerten und weiteren Events.
Die Kultur-Offensive war ursprünglich schon während der Fußball-Europameisterschaft geplant. Ein täglich wechselndes Programm für die internationalen Fans hatte die ISG im Frühjahr angekündigt. Motto: Jeden Tag „Stühle raus“! Davon umgesetzt wurde: nichts.
Premiere für Musical-Revue am 18. August auf der KAP-Bühne
„Es ist uns leider nicht rechtzeitig gelungen, ausreichend Sponsoren und Fördergelder zu gewinnen. Wir mussten irgendwann entscheiden: richtig oder gar nicht“, bedauert Ronald Gottwald. So erfolgreich das EM-Rudelgucken für die Bermuda-Gastronomen war: Als Kultur-Meile wurde eine wohl einmalige Chance verpasst.
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Das soll sich ändern. Am Sonntag, 18. August, startet auf der Bühne am Konrad-Adenauer-Platz ein neues Veranstaltungsformat. Mehrere Interpreten (unter anderem Marion Wilmer) präsentieren in einer Live-Show bekannte Musical-Songs. „Zum Ferienende wollen wir einen Tag für die ganze Familie gestalten, eingebunden in die laufende Dino-Schau“, sagt Ron Szameitpreuss.
Bermuda-Pass ist wieder da: Verkauf startet im November
Eine Neuauflage erfährt der Bermuda-Pass. 2021 hatte es das Bonus-Heft zum letzten Mal gegeben. Am 1. November werden 5000 Exemplare in den Verkauf gehen, kündigt der ISG-Vorstand an. Ähnlich wie der Weihnachtsmarkt-Pass können Gutscheine, meist mit 2-für-1-Angeboten, genutzt werden. Preis: 19 Euro. Der Gesamtwert liegt bei 500 Euro. Auch Anbieter außerhalb des Bermudadreiecks beteiligen sich, etwa das Varieté et cetera in Riemke.
Der Erlös aus dem Bermuda-Pass soll dazu beitragen, die Quartiermanager nach Auslaufen der Bundesförderung Mitte 2025 weiterzubeschäftigen: dann allein aus Mitteln der ISG. „Das ist unser klares Ziel“, bekräftigt Gottwald. Nicht zuletzt, um das Bermuda-Museum zu verwirklichen. Das dürfte bis 2025 kaum gelingen.
Museum soll „ein Stück Bochumer Stadtgeschichte dokumentieren“
Das Museum könnte wohl allein mit den Beständen von Leo Bauer gefüllt werden. Seit seinem Start als Gastro-Unternehmer vor 60 Jahren hat er die meisten Unterlagen aufbewahrt. Zuletzt zauberte der Gründer der Ausgehmeile einen Vertrag mit Herbert Grönemeyer aus dem Jahr 1976 hervor. 500 Mark kassierte der damals 20-jährige Schauspieler und Musiker für einen seiner ersten öffentlichen Auftritte im Mandragora.
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Viele weitere Akteure und langjährige Besucher sollen einen Beitrag zum Museum leisten. Ein Ort ist noch nicht gefunden. Es sei an der Zeit, ein starkes Stück Bochumer Stadtgeschichte zu dokumentieren, sagt Ronald Gottwald und schwärmt von einem zusätzlichen Anziehungspunkt für alle Bochumerinnen und Bochumer und die Millionen Gäste im Dreieck.