Bochum.. Mehrere Bochumer Fußballvereine bekommen einen neuen Sportplatz. Vorwärts Kornharpen nicht. Der Club kann die Entscheidung nicht nachvollziehen.
Andreas Naschke, Vorsitzender vom Verein Vorwärts Kornharpen, ist sauer. „Ich musste mich in der Bezirksvertretung zusammenreißen“, sagt er. Denn im Bochumer Norden wurde abgenickt, dass sein Verein vorerst keinen neuen Kunstrasen bekommen wird. Das ist für ihn nicht nachvollziehbar: „Wir haben fast 400 Mitglieder und jede Jugend ist doppelt besetzt“, sagt er. „Aber wir müssen hier auf dieser Anlage spielen.“
Kein Kunstrasen: Bochumer Fußballverein fühlt sich ignoriert
„Diese Anlage“, das sind ein Asche- und ein Rasenplatz an der Burkuhle, und beide befinden sich laut Verein in einem katastrophalen Zustand. Einen Eckstoß könne man auf dem Ascheplatz kaum ausführen, da das Gras bis aufs Feld wachse. „Die Stadt kümmert sich seit Monaten nicht“, sagt Naschke. Auch an den Ersatzbänken am Spielfeldrand stehe das Gras kniehoch.
„Die Kinder fragen mich, warum ich nichts tue, damit wir einen Kunstrasenplatz bekommen“, berichtet Naschke verzweifelt. „Und wo sind die Kids in sieben Jahren? Wahrscheinlich nicht mehr hier.“
„Hier war seit Monaten keiner mehr“: Fußballverein schiebt Frust über Stadt Bochum
„Wir werden einfach ignoriert“, findet Naschke. Man habe versucht, Kontakt aufzunehmen, doch nie Antworten erhalten. Es gebe gleich mehrere Probleme. Zunächst sei da die schlechte Pflege durch die Stadt. „Hier war seit Monaten keiner mehr“, berichtet der Vorsitzende. „Wir würden uns auch selbst kümmern, wenn die Stadt uns Inventar zur Verfügung stellen würde.“
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Zum anderen sei die Anlage kaum bespielbar gewesen in der vergangenen Saison. „Der Rasenplatz war von Oktober bis März gesperrt, gespielt werden konnte allerdings erst im Mai, als die Saison fast zu Ende war, da die Stadt bis dahin nicht den Rasen mähte.“ Flutlicht gibt es nicht. Zudem sei das Gras an manchen Stellen rund um den Platz so hoch, dass man hinter der Bande gar nicht mehr stehen könne. Auf dem Ascheplatz sei der Spielbetrieb aufgrund der Regenfälle oft nicht möglich gewesen und das Flutlicht dort auch sehr dunkel.
Stadt Bochum baut sechs weitere Kunstrasenplätze – aber vorerst nicht in Kornharpen
Die Verantwortlichen des Vereins sind verzweifelt. In den nächsten Jahren will die Stadt Bochum mindestens sechs Kunstrasenplätze bauen. Die Anlage in Kornharpen steht nicht auf der Prioritätenliste.
Die Verantwortlichen verstehen das nicht. Vorwärts Kornharpen sei der einzige Verein in Bochum, der jede Jugendmannschaft doppelt besetzt hat. Zusätzlich stelle man noch zwei Seniorenmannschaften, wenn auch in Kooperation mit dem SC Union Bergen und dem TuS Harpen. Deswegen stellt sich Naschke die Frage, wieso sein Verein nicht den Zuschlag für den Kunstrasenplatz erhält.
Kein Kunstrasen für Vorwärts Kornharpen: Die Stadt Bochum nennt Gründe
In der Bezirksvertretung Nord am 12. Juni war Naschke anwesend. Dort sei nicht die Wahrheit erzählt worden, ärgert er sich. „Es hieß, dass wir zehn Mannschaften haben. Das stimmt einfach nicht. Wir haben 14 Juniorenteams und noch die beiden Seniorenteams. Ich musste mich zusammenreißen.“
Im Rathaus wehrt man sich gegen die Vorwürfe. Man habe für die Zusammenstellung der Prioritätenliste mehrere Kriterien zugrunde gelegt. „Etwa die Anzahl der Mannschaften, die eine Anlage nutzen“, erklärt Jana Neumann vom Sportamt. Dass Vorwärts Kornharpen viele Teams habe, das stimme. „Aber das sind größtenteils Spielgemeinschaften, die eben auch die Plätze des TuS Harpen und von Union Bergen nutzen.“
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Das sei zum Vergleich bei Blau-Weiß Grümerbaum, der die Anlage am Nordbad nutzt, anders. „Dessen Teams spielen nur dort“, so Neumann. Auch müsse man Abhängigkeiten im Blick haben. So würden auf der Sportanlage Auf dem Esch in Wattenscheid gar nicht so viele Mannschaften spielen. Aber wenn man die Kapazität dieser Anlage erhöhe, könne man den Druck von den umliegenden Plätzen nehmen, die überbelastet seien.
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Die Pflege der Sportanlagen sei in der Tat ein Problem, räumt Stadtsprecher Peter van Dyk ein. Nicht nur in Kornharpen, sondern stadtweit. Und auch nicht nur auf diesen Flächen. „Aufgrund der Witterung sprießt es im gesamten Stadtgebiet, sodass wir mit der Grünpflege kaum hinterherkommen. Die Technischen Betriebe sind sehr damit beschäftigt, haben aber auch nur eine begrenzte Zahl an Leuten.“ Von daher bittet van Dyk um Nachsicht, wenn es mal länger dauert.