Mülheim. Die Hitzewelle trifft alle Generationen. Mülheimer Kita-Kinder müssen drinnen spielen. In Altenheimen wird Kaltschale statt Vorsuppe serviert.
Die kurze Hitzewelle hat auch Mülheim im Griff – wer kann, verbringt den Tag sonnengeschützt im geschlossenen Raum und wer das nicht kann, den warnt die Stadt eindringlich. „Die pralle Sonne sollte am besten gemieden werden“, so Stadtsprecher Volker Wiebels.
Aus diesem Grund habe die Stadt entschieden, in den städtischen Kitas den Betrieb ausschließlich drinnen abzuhalten. „Damit wollen wir die Kinder bestmöglich schützen“, so Wiebels über die Maßnahme. Es sei auch überlegt worden, das Spielen draußen in die schattigeren Morgen- und Vormittagsstunden zu verlegen, „aber bei solchen Temperaturen und so viel Sonnenschein ist die Ozon-Belastung einfach auch sehr hoch“.
Hitzefrei sei für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung indes kein Thema. „Es gibt weder eine allgemeine Rechtspflicht des Arbeitgebers, für angenehme Temperaturen am Arbeitsplatz zu sorgen, noch besteht bei großer Hitze am Arbeitsplatz ein genereller Freistellungsanspruch“, erklärt Wiebels. Die Rechtsprechung ginge davon aus, dass Deutschland in einer gemäßigten Klimazone liegt und längere Hitzeperioden eher die Ausnahme und nicht die Regel seien.
Mehr Getränke, leichteres Bettzeug in den Altenheimen
Alle, die in Mülheimer Altenheimen Verantwortung tragen, müssen auf pflegebedürftige Menschen in der Sommerhitze besonders achten. In den drei städtischen Seniorenheimen – den Häusern Gracht, Kuhlendahl und auf dem Bruch – gelten spezielle Anweisungen, erläutert Alexander Keppers, Geschäftsführer der Mülheimer Seniorendienste: „Standardpflege bei großer Hitze“.
So sollen tagsüber die Jalousien möglichst geschlossen bleiben, nur morgens wird durchgelüftet. Über die Risiken einer Dehydration, einer Austrocknung des Körpers, werde aufgeklärt, vermehrt würden Getränke wie Wasser oder Tee bereitgestellt, damit die alten Menschen genügend trinken. Weitere Empfehlungen: weniger Kaffee, luftigere Kleidung, leichtere Bettwäsche.
Die weitgehend abgeschlossene Sanierung der städtischen Einrichtungen habe in Hitzephasen schon Erleichterung gebracht, so Keppers: „Früher war es viel schwieriger. Unsere neuen Häuser sind besser isoliert und heizen sich nicht so schnell auf. Außerdem haben alle einen außenliegenden Sonnenschutz.“ Auch der Speiseplan werde den Temperaturen angepasst: Statt Vorsuppe gibt es jetzt Kaltschalen. In einigen Diensträumen für die Mitarbeiter laufen Klimaanlagen, zur Ausstattung der Bewohnerzimmer gehören sie jedoch nicht.
Klimaanlagen und Pools sorgen für Erfrischung im Tierheim
Tierisch heiß: So lautet auch die aktuelle Wetterprognose für die vielen Hunde, Katzen, Kaninchen, Vögel, die im städtischen Tierheim untergebracht sind. Das Haus an der Horbeckstraße 35 ist aber zumindest teilweise für Hitzewellen gerüstet, das kleine Team sorgt für zusätzliche Erfrischungsmöglichkeiten. In einigen Räumen gibt es Klimaanlagen, berichtet Tierheimleiterin Marion Niederdorf, beispielsweise im Kleintierhaus und in der Quarantänestation für Katzen. Hier ist die Temperatur heruntergeregelt auf maximal 24 Grad.
Auch die Tiere in der Notunterkunft, die abends oder nachts von Feuerwehrleuten oder Ordnungsamtsmitarbeitern gebracht werden, müssen nicht unter Hitze leiden, sondern übernachten in klimatisierter Umgebung. Anders sieht es in den Hundezwingern aus, „doch auch diese sind relativ kühl“, meint Niederdorf. „Außerdem haben wir in jedem Freilauf einen Pool, in dem die Hunde sich abkühlen können, ebenso in unserem Eingangsbereich.“
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Einige Tiere, insbesondere Reptilien, mögen die Wärme, so die Tierheimleiterin. Andere leider eher darunter: „Sehr hitzeempfindlich waren die Chinchillas.“ Gleich 400 von ihnen musste das Mülheimer Tierheim vor einigen Jahren mit großem Aufwand unterbringen. Heiß wird es auf den Hundespaziergängen, „aber wir haben hier ja auch viel Wald.“
Mülheimer Wochenmarkt findet statt – mit Abstrichen
Der Wochenmarkt auf der Schlossstraße findet trotz der Hitze planmäßig statt, das bestätigt die Deutsche Marktgilde als Betreiber. Am Montagnachmittag hieß es von Seiten der Marktgilde: „Noch hat kein Händler abgesagt.“ Gleichwohl werden nicht alle Händler am heißen Dienstag vor Ort sein, weiß Gemüsehändler Martin Henninghaus: „Der Eiermann hat angekündigt, wegen der Hitze nicht zu kommen und der Fischmann ist im Urlaub.“ Henninghaus selbst wird wie gewohnt mit einem Gemüsestand auf der Schlossstraße/Ecke Synagogenplatz stehen.
„Eis-Flatrate“ kommt gut an
Gut gelaufen ist am Freitagnachmittag die Aktion „Eis-Flatrate“, bei der man sich in der Alloheim Senioren-Residenz Wohnpark Dimbeck abkühlen konnte: Fünf Euro zahlen, unbegrenzt Eis essen.Laut Einrichtungsleiter Jens Schmidt kamen etwa 120 externe Gäste vorbei. Rund 600 Euro Erlös sollen an den Verein Mülheimer Kontakte für sozialpsychiatrische Hilfen gespendet werden.Auch in der Senioren-Residenz reagiert man auf das heiße Wetter. „Weniger deftige Speisen, eher Eistee als Kaffee, Wassermelone und frisches Obst werden bereit gestellt. Außerdem machen wir alle Räume ein bisschen dunkler, versuchen, die Hitze draußen zu lassen.“
Damit sein angebotenes Gemüse nicht zu sehr unter der Hitze leidet, wird er weniger einkaufen und begrenzt Ware vorhalten. „Ich mache am Dienstag nur kleines Programm“, kündigt der Gemüsehändler an und erklärt, was das bedeutet: „Dann kann es passieren, dass etwas schneller vergriffen ist.“ Dass der Markt wegen Hitze schon mal ausgefallen ist, daran kann sich Henninghaus, der seinen Gemüsestand in der dritten Generation führt, nicht erinnern. „Wenn’s zu heiß wird, sagt der ein oder andere Händler von sich aus schon mal ab. Meine Eltern bleiben am Dienstag auf jeden Fall zu Hause.“