Mülheim. Nachdem klar war, dass die Marktgilde den Markt auf der Schloßstraße noch ein Jahr länger betreibt, hat sie Gebühren erhöht. Händler sind sauer.

Eigentlich sollte die Stadt die Organisation des Wochenmarktes in Mülheims Innenstadt in diesem Frühjahr selbst übernehmen. Weil die Verwaltung dafür aber noch intern die Voraussetzungen schaffen muss, tritt die Deutsche Marktgilde nun ein weiteres Jahr als Betreiber des Marktes auf der Schloßstraße auf. Nicht jeder Händler ist damit zufrieden, zumal die Gilde prompt die Standgebühren erhöht hat.

Sein Stand ist einer der größten auf dem Wochenmarkt auf der Schloßstraße und sein Gesicht für viele Kunden ein bekanntes: Blumenhändler Toni Meul ist seit 50 Jahren im Geschäft, etliche Jahrzehnte davon auch auf dem Mülheimer Wochenmarkt. Die Erhöhung der Standgebühren, die die Deutsche Marktgilde als Betreiberin des Marktes nun festgelegt hat, macht für ihn rund 120 Euro pro Tag aus, rechnet er vor. „Und ich stehe drei Tage in der Woche auf der Schloßstraße, da kann man ja zusammenzählen, was das ausmacht“, sagt der 75-Jährige, der überzeugt ist: „Für uns als Händler ist es am besten, wenn die Stadt den Markt betreut.“

Deutsche Marktgilde: Gebührenerhöhung wegen gestiegener Kosten

Die Deutsche Marktgilde begründet die Gebührenerhöhung mit den „den stetig und teilweise extrem gestiegenen Energie-, Miet-, Lohn- und Versicherungskosten“. Die Standgelder werden laut Martin Rosmiarek, der bei der Deutschen Marktgilde zuständig ist unter anderem für die Region Rhein-Ruhr, um rund 6 Prozent erhöht. Der Quadratmeterpreis der Dauerbeschicker, wie etwa Blumenhändler Meul oder Gemüsehändler Henninghaus, steige um 7 Cent pro Quadratmeter. Wer einen besonders großen Stand habe oder bereits besonders lange Beschicker des Mülheimer Marktes sei, profitiere laut Rosmiarek von einem Maxirabatt beziehungsweise Treuerabatt.

Der Wochenmarkt auf Mülheims Schloßstraße: Er soll vorerst doch unter der Regie der Marktgilde weiterlaufen. Diese hat zum 1. April 2022 die Standgebühren für die Händler erhöht.
Der Wochenmarkt auf Mülheims Schloßstraße: Er soll vorerst doch unter der Regie der Marktgilde weiterlaufen. Diese hat zum 1. April 2022 die Standgebühren für die Händler erhöht. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Das ist nichts Neues, das stand so schon immer im Vertrag“, ordnet Gemüsehändler Martin Henninghaus ein und schildert: „Es gibt auch eine Klausel, die besagt, dass man einen Bonus bekommt, wenn man an 95 Prozent der Markttage da steht – dann könnte man aber keinen Tag Urlaub machen.“

Standgebühren stiegen sonst um zwei bis drei Cent, jetzt um sieben Cent

Henninghaus führt seinen Gemüsestand in der dritten Generation. 80 Quadratmeter hat sein sein Verkaufsareal, 5,60 Euro pro Tag muss er durch die höhere Standmiete mehr bezahlen, rund 100 Euro im Monat, rechnet Henninghaus vor. Er sagt mit Blick auf die Deutsche Marktgilde: „Das macht mir den Anschein, als ob die sich das letzte Jahr noch mal richtig was mitnehmen möchten. Dabei haben sie keinerlei Mehrkosten als die Jahre davor.“ Sonst habe die Erhöhung bei zwei oder drei Cent gelegen, blickt der Händler zurück.

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Dass die Kosten nun auch wegen der Intensivierung der Marketingmaßnahmen erhöht werden, wie die Marktgilde erklärt, kann Henninghaus nicht nachvollziehen. „Da wurden mal Osterhasen aus billigster Schokolade verteilt – da musste man sich fast für schämen.“ Dass nun rund um den Muttertag Anfang Mai zumindest spezielle Blumentage auf dem Wochenmarkt durch die Marktgilde in Planung sind, findet Blumenhändler Meul indes begrüßenswert.

Mülheimer Markthändler können mit Internet-Idee wenig anfangen

Die Marktgilde kündigt zudem an, Internetseiten für die einzelnen Wochenmärkte aufbauen zu wollen, auf denen auch „die persönlichen Unternehmensprofile der Beschicker“ abgebildet würden. Auch die laufenden Systemkosten der Internetseiten seien künftig durch die Beschicker anteilig zu tragen, so Rosmiarek. Auf dem Wochenmarkt löst das Vorhaben Kopfschütteln aus. „Wer nutzt das denn von unseren Kunden“, fragt der Gemüsehändler. Auch Blumenhändler Meul wundert sich über die Idee und sagt: „Unsere Kunden gucken doch nicht ins Internet, um zu wissen, was die Tulpe heute kostet.“

Dass er die Erhöhung der Standgebühr mittelfristig an seine Kunden weitergeben muss, kann Blumenhändler Toni Meul nicht ausschließen. Mit Blick aufs kommende Jahr, wenn die Stadt den Markt in der Innenstadt in Eigenregie betreuen will, sagt Meul: „Ich bezweifle, dass die Stadt es dann billiger machen kann.“

Stadt hat derzeit keinen Einfluss auf die Höhe der Standgebühren auf dem Markt

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Das wird sich frühestens in genau einem Jahr zeigen, denn erst ab April 2023 plant die Stadtverwaltung, die Organisation des Wochenmarktes in der Innenstadt selbst zu übernehmen. Zurzeit finden aber bereits Gespräche zwischen Vertretern der Stadt und den Marktbeschickern statt, die – unter anderem mittels eines Fragebogens – ausloten sollen, wie das künftige Konzept des Wochenmarktes in Mülheims Innenstadt aussehen soll. Händler wie Martin Henninghaus begrüßen das ausdrücklich.

Es sei eine „direkte Einbindung der Marktbeschicker in die Konzepterstellung“ vorgesehen, teilt Daniel Bach vom Stadtplanungsamt mit, der ausführt: „Gemäß des aktuellen Ratsbeschlusses soll der Wochenmarkt auf der Schloßstraße zukünftig durch das Amt für Stadtplanung und Wirtschaftsförderung, hier konkret durch das Citymanagement, umgesetzt werden.“ Derzeit werde eine Markt-Satzung erarbeitet, die bislang in Mülheim fehlte.

Auch die Erhöhung der Standgebühren war bereits Gegenstand der Gespräche zwischen Citymanagement und Markthändlern. Doch Bach erklärt: „Die Stadt hat hierbei keinen Einfluss auf die Konditionen zur Weiterführung des Marktes durch die Deutsche Marktgilde, sondern genehmigt lediglich die Nutzung des öffentlichen Raumes sowie die Marktdurchführung. Der konkrete Umfang der angekündigten Erhöhung ist der Verwaltung derzeit nicht bekannt. Sie hat hierauf allerdings auch keinen Einfluss, da dies der Vertragsfreiheit zwischen Marktgilde als Marktbetreiber und den jeweiligen Marktbeschickern unterliegt.“

Märkte in Mülheim

Der Markt auf der Schloßstraße findet dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 8 bis 14 Uhr statt.

Stadtteilmärkte gibt es laut der städtischen Internetseite mittwochs von 7 bis 13 Uhr sowie samstags von 9 bis 15 Uhr in Saarn auf dem Pastor-Luhr-Platz, donnerstags zwischen 7 und 13.30 Uhr auf dem Heißener Marktplatz, freitags von 7 bis 13.30 Uhr am Sültenfuß in Styrum sowie dienstags, donnerstags, freitags - mit wechselndem Angebot – jeweils von 7 bis 14 Uhr vor dem Speldorfer Depot.