Mülheim. Mülheims Grüne und die CDU machen sich stark für neue Begegnungsorte. Die Altersgrenze soll fallen. Sorgen vor Vandalismus mache man sich nicht.
In Mülheim fehlt es an Treffpunkten für Jugendliche und junge Erwachsene. „Sie haben in der Stadt wenig Plätze, wo sie sich begegnen und ungestört ohne Konsumzwang längere Zeit aufhalten können“, hieß es in einem Antrag von CDU und Grünen jetzt im Bildungsausschuss. Die Verwaltung möge prüfen, ob sich Schulhöfe vielleicht als Begegnungsorte anbieten.
Noch gilt dort eine strenge Altersbegrenzung: Nur minderjährige Jugendliche sind willkommen, mit 18 Jahren ist überall Schluss, so Peter Hofmann, Leiter der Schulverwaltung. Das Thema Altersgrenze sei nicht neu, „es gab früher schon Diskussionen darüber, wie schutzwürdig die Spielbereiche der Kleinen sind“. 2007 habe man die Altersgrenze von 14 auf 18 Jahre erhöht.
Mülheimer Grüne: „Wir haben ein positives Menschenbild, glauben, dass das gut geht“
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Für die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und CDU ist es denkbar, diese Begrenzung auf 28 Jahre auszudehnen oder komplett zu streichen. Vorab sei allerdings die Zustimmung der Schulgemeinden einzuholen. Das unterstrich Peter Hofmann. Und erklärte, dass letztlich aber der Bildungsausschuss für die weiterführenden Schulen entscheiden müsse und die Bezirksvertretungen für die Grundschulen.
In vielen Fällen heißt es im Antrag, werden die Höfe der weiterführenden Schulen bereits gern genutzt; zum Teil gebe es dort Fitness-Geräte, die auch Ältere spannend finden. „Chillen, spielen, Sport machen, sich begegnen“: Franziska Krumwiede-Steiner (Grüne) nannte viele Gründe für ihre Idee. Sorgen vor Vandalismus oder Ähnlichem ließ sie nicht erkennen: „Wir gehen von einem sehr positiven Menschenbild aus und glauben, dass die Jugendlichen das gut nutzen würden.“
SPD: Ohne klares Votum der Schulen und Mitbestimmungsgremien geht es nicht
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Auch der SPD sagt die Idee grundsätzlich zu, „aber man weiß, dass es Probleme geben kann“, so Norbert Mölders im Ausschuss. Ohne klares Votum der Schulen mit ihren Mitbestimmungsgremien gehe es nicht. Der Ausschuss sprach sich letztlich einstimmig für den Prüfauftrag aus.
Peter Hofmann schlug vor, die Angelegenheit in die Erörterungen zum Masterplan Spielen und Bewegen einzubeziehen. „In manchen Stadtteilen gibt es vielleicht schon ausreichend Platz für junge Menschen, in anderen nicht.“ Das sei zu klären. Mit einer Antwort der Verwaltung, so kündigte Hofmann an, sei wohl nicht schon in der nächsten Sitzung zu rechnen.
Wo die Umsetzung des Masterplans noch klemmt: An den Bolzplätzen
Die Öffnung der Schulhöfe käme der Verwaltung wohl nicht ungelegen. Denn gerade bei der Umsetzung des Masterplans hat diese in manchen Bereichen die Pause-Taste drücken müssen. So sind etwa die Reaktivierung und der Ausbau von Bolzplätzen in der Stadt just auf Eis gelegt worden, weil dieser in Saarn und Dümpten zu massiven Konflikten zwischen Jugendlichen und Anwohnern geführt hat.
In beiden Fällen haben die Anwohner mit möglichen Klagen gedroht, die am Ende sogar den Abbau des Spielangebots zur Folge haben könnten. In einem Zwischenbericht zum Masterplan von 2021 heißt es, die Überarbeitung vorhandener Plätze ziehe „bereits eine intensive Prüfung ihrer Genehmigungsfähigkeit nach aktueller Rechtslage nach sich“. Der Ausblick?
Hürde Nummer zwei: Die Mountainbike-Strecke
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Düster: Es bestehe „die Möglichkeit, dass eine Überarbeitung bereits im Vorfeld ausgeschlossen und die Bolzfläche als künftig wegfallend behandelt werden muss“, heißt es. Im Klartext: Bis zur rechtlichen Klärung bleiben die zum Teil 50 Jahre alten Bolzplätze so, wie sie sind, die vor zehn Jahren gefassten Sanierungspläne sind solange in der Warteschleife.
Ähnlich hängt ein zweiter Bestandteil des Masterplans in der Luft: Parcours für Mountainbiker und die Strecke für Kinder und Jugendliche am Großen Berg. Hier könnte der Naturschutzbeirat die baldige Umsetzung mit einem Veto zugunsten des Landschaftsschutzes aufschieben, wenn nicht gar verhindern.
Ehemaliger Stadtjugendringvorsitzender: „Jugendliche haben Rechte“
Filip Fischer, einstiger Vorsitzender im Stadtjugendring und heute SPD-Stadtverordneter, sieht in der Öffnung der Schulhöfe die Möglichkeit für einen „Brückenschlag“. Über die Höhe des Alters – bis 28 oder nur bis 21 Jahre – sieht er Diskussionsbedarf. Er selbst sei als Abiturient mal beim Tischtennisspielen auf dem eigenen Schulhof durch das Ordnungsamt verjagt worden, erinnert er sich anekdotisch. Begründung: Er war 18 Jahre alt.
Doch auch bei einer Öffnung der Schulhöfe will Fischer die Stadt in Sachen Bolzplätze nicht aus der weiteren Verantwortung nehmen: „Ich fordere von der Verwaltung, dass sie an den möglichen Konfliktstellen einen Interessensausgleich zwischen Anwohnern und Jugendlichen hinbekommt.“ Es sei dabei wichtig, dass Jugendliche nicht immer als „Problem“ verstanden werden, „sondern als Bürger mit Rechten, die Raum für ihre Interessen suchen und benötigen“.