Mülheim. Neubau einer Schule oder Erweiterung bestehender Standorte? Mit der Frage beschäftigt sich die Politik in Mülheim. Wann die Entscheidung fällt.
Das Thema Bildung ist für die Zukunft der Stadt zentral. Die Schulen müssen dringend ausgebaut werden, weil die Schülerzahl in den nächsten Jahren erheblich steigt. Der Entwurf zu einem neuen Bildungsentwicklungsplan liegt nun vor, der Bildungsausschuss brachte mit seinem Votum am Montag ein Beteiligungsverfahren in Gang. Schulen und andere beteiligte Institutionen und Verbände sollen sich einbringen können in die Planungen.
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Inhaltlich über den 600 Seiten starken Entwicklungsplan diskutieren wollen die Bildungspolitiker eigentlich erst in der nächsten Sitzung Ende Mai. Doch schon jetzt gab es einige Kommentare dazu. Klar ist, dass in die Pläne der Zuzug der ukrainischen Flüchtlingskinder noch nicht eingerechnet ist. Wie viele Kriegsflüchtlinge noch kommen werden, ist noch nicht absehbar. „Viele Fragen sind offen. Wir warten auf Antworten des Bundes, am 6. April soll es eine Bund-Länder-Konferenz zu dem Thema geben, danach wissen wir besser, wie wir das Problem der Beschulung der ukrainischen Kinder auf Mülheim runterbrechen können“, erklärte OB Marc Buchholz.
Schulen können 600-seitigen Bericht kommentieren
Dass die Schulen den umfangreichen Entwurf innerhalb eines Monats lesen und dazu Stellung beziehen sollen, sei „sportlich“, merkte Mathias Kocks (SPD) an. Dem stimmte Peter Hofmann, stellvertretender Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule zu. Man strebe aber eine Beschlussfassung vor der Sommerpause (Ratssitzung am 23. Juni) an, da die Zeit dränge. Auch Heiko Hendriks (CDU) bezeichnete das Vorgehen als „ehrgeizig“. „Es gibt aber wohl keine Alternative, wir müssen schnell Schulraum schaffen.“
Laut Entwicklungsplan – der von der Gesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie Münster unter Beteiligung von Schulen, Politik, Verwaltung etc. erstellt wurde – wird wesentlich mehr Platz bei fast allen Schultypen gebraucht. Bei den Grundschulen stehen mindestens fünf Erweiterungen an, bei den weiterführenden Schulen gibt es zwei Szenarien: 1. Neubau einer Schule plus Ausbauten weniger anderer Standorte, 2. Erweiterungen an etlichen Schulgebäuden. Für den Neubau hat man ein Areal auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände ausgeguckt. „Ein alternativer Standort dazu ist momentan nicht ersichtlich“, so Peter Hofmann zu einer Anfrage der SPD-Fraktion.
Finanzdezernat: „Es wird in jedem Fall sehr, sehr teuer“
Auf die Frage der SPD-Fraktion, welche Kosten Szenario 1 oder 2 verursachen würde, konnte das Finanzdezernat nur eine wage Antwort – einen groben Richtwert – angeben. 75 Millionen Euro für den Ausbau mehrere Schulen, 150 Millionen Euro für einen Neubau plus Erweiterungen wurden ohne Gewähr in den Raum gestellt. „Verlässliche Zahlen kann man eigentlich erst rausgeben, wenn erste Planungsphasen abgeschlossen sind und der Baubeschluss ansteht“, erläuterte Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservices.
Es werde in jedem Fall „sehr, sehr teuer“. „Wenn wir eine neue Schule bauen, müssen wir die gesamte Infrastruktur schaffen. Erweitern wir bestehende Standorte, sind die Kosten deutlich geringer“, so Buchwald. Ob und wo eine Erweiterung überhaupt möglich sei, sehe man erst, wenn man die Gegebenheiten vor Ort genau untersucht habe. Für die Grundschulen am Schildberg und an der Zunftmeisterstraße habe man eine Machbarkeitsstudie durchgeführt – für alle anderen noch nicht.
OB Buchholz will mehr Personal für Planungen
OB Marc Buchholz ließ erkennen, welches Szenario er befürworten würde. „Wir sollten bei der Entscheidung den Blick auf die Stadtfinanzen nicht verlieren. Wir müssen bedenken: Wenn wir eine neue Schule bauen und zusätzlich noch Erweiterungen vornehmen, was haben wir dann noch für weitere Investitionen übrig?“ Er könne sich eher den Ausbau von mehreren Schulstandorten vorstellen. Dort könne man, wenn die Schülerzahlen ab 2026/27 voraussichtlich wieder etwas heruntergehen, dann kleinere Klassen schaffen.
Buchholz erklärte, dass er zeitnah nach zusätzlichem Fachpersonal für den Ausbau der Schulen schauen werde. „Für diese Planungen braucht man einfach mehr Personal.“ Mathias Kocks (SPD) äußerte den Wunsch, man solle sich nach Architekten umschauen, „die sich auf Schulgebäude spezialisiert haben“.
Lehrkräfte herlocken
Übereinstimmung gab es im Bildungsausschuss darin, dass der Schulträger – also die Stadt – angesichts des prognostizierten Lehrermangels die Schulen rasch so attraktiv wie möglich gestalten müsse.„Sind sie gut ausgestattet, können wir mehr Lehrer herlocken“, so Gabriele Hawig, Ausschussvorsitzende.Nicht wenige Schulen sind unterbesetzt.Notwendig sei es aber auch, auf das Land einzuwirken, den Zugang zur Lehrerausbildung nicht immer mehr zu erschweren.