Mülheim. Mülheimer Sportservice und Mountainbike-Verein „Trailriders Ruhr“ haben einen Parcours am Großen Berg erarbeitet. Warum der Plan scheitern kann.

Eigentlich hatten Mülheimer Mountainbiker bislang zuversichtlich auf die Neu-Eröffnung „ihres“ alten Parcours am Großen Berg in Speldorf blicken können. Sogar bis April wollten der Mülheimer Sportservice und der dafür vorgesehene zuständige Verein „Trailriders Ruhr“ den Bereich unter Dach und Fach bringen. Doch nun könnte es auch ganz anders kommen.

Dabei legte die Stadt die dafür notwendigen Schritte in der Bezirksvertretung 3 dar: Eine naturschutzrechtliche Befreiung der Fläche im Landschaftsplan könne den Parcours legalisieren, so dass anschließend der Bereich für diese Form der „Erholung“ festgelegt werden kann. Ein landschaftspflegender Begleitplan und ein Vertrag würden regeln, welche Aufgaben die „Trailriders“ zu übernehmen hätten.

Eine trickreiche Hürde liegt vor den Mountainbikern: der Naturschutzbeirat

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Das notwendige Gutachten hatten die Trailriders dank des Sponsors MWB-Stiftung auf den Weg bringen können,, auch für die Vertragsgestaltung hatten die Freizeitradler Vorschläge gemacht. „Ich bin froh, dass sich etwas tut, und guter Hoffnung, dass die Trailriders dorthin können“, sagte Susanne Dodd, SPD-Fraktionssprecherin in der BV3.

Die Freude allerdings könnte zu früh kommen, denn noch müssen die Mountainbike-Sportler eine trickreiche Hürde nehmen: den Beirat der Unteren Naturschutzbehörde.

Was dem Namen nach wie ein „beratendes Gremium“ klingt, hat es in sich: Denn seine Veto-Möglichkeiten sind in der Vergangenheit aufgewertet worden. Stimmt er mehrheitlich dem Parcours nicht zu, kann auch der Rat der Stadt nicht darüber hinweg gehen. Die Frage müsste dann in einer höheren Instanz - von der Bezirksregierung in Düsseldorf – entschieden werden.

In Eigenbauweise hatten Mountainbiker den Parcours am Großen Berg selbst illegal angelegt. Sollte der Verein Trailriders Ruhr den Bereich künftig betreuen, gäbe es sichere Bauten und einen kleineren Parcours.
In Eigenbauweise hatten Mountainbiker den Parcours am Großen Berg selbst illegal angelegt. Sollte der Verein Trailriders Ruhr den Bereich künftig betreuen, gäbe es sichere Bauten und einen kleineren Parcours. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Naturschützer: Erhalt von Wald nicht gegen Wunsch nach Sportstätten ausspielen

Wer hinter den Kulissen mit der Politik spricht, weiß: Die Chancen im Beirat dafür stehen Fifty-fifty. Denn hier sitzen zur Hälfte die starken Naturschutzverbände. Nabu und auch BUND hatten sich bereits in einem Schreiben im vergangenen September 2021 deutlich gegen eine legale Strecke ausgesprochen.

„Der Erhalt von Wald darf nicht gegen den berechtigten Wunsch ausgespielt werden, Sportstätten für Jugendliche und Erwachsene bereitzustellen“, heißt es darin. Es sei die „Aufgabe von Politik und Verwaltung, geeignete Areale für Sportstätten zu finden“, jegliche Art von Errichtung einer Sportstätte habe im Wald nichts zu suchen. Dass gerade diese Strecke seit Jahrzehnten bereits von Radsportlern genutzt worden ist, hat bei den Naturschutzverbänden bisher nicht zu einem Einlenken geführt.

Grüne fragen nach Konzepten gegen „wilde Kurverei“

Sorge dabei könnte aber nicht nur das für den Mountainbike-Sport gewählte Areal bereiten. „Wer trägt die Verantwortung für Schäden in den angrenzenden Bereichen?“, sah der Grüne BV-Fraktionssprecher Carsten Voß in der BV3 Klärungsbedarf, obwohl er sich grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber der Anlage zeigte. Denn auch bei der Anfahrt zum Gelände könnten Schäden in den Randbereichen entstehen, argumentierte Voß: „Gibt es Konzepte gegen eine wilde Kurverei?“

Die gibt es nicht, stellte die Verwaltung klar: Der Verein „Trailriders Ruhr“ wäre vertraglich für den umliegenden Bereich nicht verantwortlich.

Für Max Reinartz, Vorsitzender des Mountainbike-Vereins, stellte das auch kein Problem dar: Auf dem Parcours kämen nur Dirt-Bikes zum Einsatz, die zum Springen und für kurze Distanzen geeignet sind, aber nicht für lange Touren. „Dass wegen dieser Strecke plötzlich Mountainbiker von weit her mit dem Fahrrad kämen, ist bisher nicht passiert und würde es auch in Zukunft nicht.“ Eine große Sogwirkung werde von dem Bike-Park nicht ausgehen, so Reinartz.

Verein „Trailriders“ bietet Kompromisse am Großen Berg an

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Daher ist für ihn auch die bisher kompromisslose Haltung der Naturschutzverbände unverständlich: „Wir haben bereits massive Zugeständnisse gemacht“, sagt er. Die ursprünglich sieben Strecken auf dem Areal habe man auf eine Hauptlinie mit zwei Nebenarmen reduziert. Auf eine Kinder-Übungsstrecke habe man verzichtet, was für den Verein, der auch die Fahrradsicherheit von jungen Leuten stärken will, nicht einfach gewesen sei. „Wenn das aber der Kompromiss sein könnte, wären wir happy.“

Dieser zeichnet sich aktuell jedoch nicht ab. Dabei könnte - aus Sicht des Vereins – auch die Natur davon profitieren: „Die Realität ist doch, dass der Mountainbike-Sport bislang ungelenkt im Wald stattfindet. Manchmal auch deshalb, weil Radler nicht immer erkennen können, wo es etwas Schützenswertes gibt. Wir könnten aber mit der Strecke dazu beitragen, dass der Sport in Bahnen gelenkt und damit Natur geschützt wird“, appelliert Reinartz doch noch an ein Einlenken.

Harte Debatte im Naturschutzbeirat erwartet

Dass ein Kompromiss in der Szene funktionieren kann, will der Vorsitzende schon erkannt haben: Aktuell hielten die Mountainbiker in Mülheim die Füße still. Es seien – im Gegensatz zu den Vorjahren – bewusst weniger illegale Strecken angelegt worden, um das Projekt am Großen Berg nicht zu gefährden. Die Trailriders wollen auch weiter dafür werben, legale Strecken zuzulassen, damit dort keine Trails entstehen, wo Natur geschützt bleiben soll. Zudem hat der Verein einen Verhaltenskodex für seine Mitglieder beim Fahren in der Natur festgelegt.

Am 6. April kommt die Beratung über einen möglichen Parcours in den Naturschutzbeirat. Die Diskussionen dazu hinter den Kulissen dürften aber längst begonnen haben.