Oberhausen. Druckluft und Gdanska haben erstmals die Indie-Szene in Oberhausen miteinander verbunden. Doch wie kommt das Future Sounds Festival bei Fans an?

Kurze Fußwege können Wunder bewegen. Zwischen hitzigen Klang-Sets lassen Pausen an der frischen Luft die Akkus von erschöpften Besuchern recht schnell wieder in den Weiter-mach-Modus rauschen. Beim Future Sounds Festival schlenderten Fans in der frühen Samstagnacht vom Gdanska am Altmarkt zum Druckluft hinter dem Hauptbahnhof. Daumen hoch für luftige Unterbrechungen zwischen einem Marathon an kleinen Einzelkonzerten der Indie-Rock-Szene, die mit der Corona-Krise ausnahmsweise nichts zu tun hatten.

Zwei Standorte, ein Festival. Die neue Sause probierte sich erstmals als Hybrid zweier recht unterschiedlicher Kultureinrichtungen. Während im Gdanska der lange Saal als Aufwärm-Lokalität funktionierte, legte das Druckluft mit drei Räumen und einem klaren Vorteil nach. Hier ist die Sperrstunde traditionell spät und dank fehlender Nachbarschaft an den Bahngleisen recht unkompliziert: Erst um 5 Uhr morgens sollten sich die Türen schließen.

Festival: Schallender Mikrokosmos mit hunderten Besuchern

Ein Mikrokosmos, der nicht Tausende, aber immerhin einige hundert Fans anlockte. Hellwach musste Festival-Veranstalter Maximilian Janetzki schon vor dem ersten Gitarrenriff sein, obwohl das von ihm gebuchte Dreampop-Duo Sloe Noon seine Songs vorzugsweise im Schlafzimmer zusammendichtet.

Die vorher eingeplanten Klang-Kollegen von Loupe mussten ihre Zusage wegen privater Gründe kurzfristig absagen. Da viele Szene-Bands am langen Halloween-Wochenende entweder auf Reisen oder woanders gebucht waren, viel der kurzfristige Ersatz nicht leicht.

Doch der Lochfraß im Programm blieb aus. Sloe Noon, bestehend aus Gitarristin Anna Olive und Dennis Wilke, schlossen sich erst vor anderthalb Jahren zusammen. Im Gdanska zeigten sie, wie sich poetische Texte und schnodderige Gitarren verheiraten lassen. Dass sie als Kieler und heutige Wahl-Dortmunder einen Standortwechsel nicht scheuen, machte sie für das Future Sounds Festival ideal.

Festival: Dote aus Essen spielen mit Gitarren, Groove-Gier und Griffigkeit

Apropos Standortwechsel. Im Druckluft stand mit Dote noch ein junger, aber blinkender Stern am Indie-Pop-Himmel bereit. Die für Festivals häufig geltende 2G-plus-Regel (geimpft, genesen und PCR-Test) könnte man hier mit Gitarren, Groove-Gier plus Griffigkeit übersetzen.

Die junge Gruppe aus Essen posierte für Bandbilder schon mit Trash-Optik auf dem Tennisplatz. Dass sie mit „Bedroom“ auch wieder eine Zipfelmützen-Geschichte parat hatten, sollte aber nicht als verschlafener Verlauf der Nacht interpretiert werden. Diesmal gaben sich die Indie-Männer in den Shirt-Farben aus der Hörnchen-Serie „Alvin und die Chipmunks“ eher verspielt.

Die Fans waren zufrieden. Auch wenn der etwas arg versteckte Einlass auf der Rückseite des Drucklufts unbedingt verbessert werden sollte. Die Macher wollen die Nacht analysieren und dann über eine Fortsetzung entscheiden. Tendenziell sieht es gut aus. 

>>> Zehn Stunden Musik beim Mini-Festival

Das Future Sounds Festival kombinierte in der Nacht von Samstag auf Sonntag nicht nur das Gdanska und Druckluft als Austragungsort miteinander. Auch Mini-Konzerte und zwei DJ-Flächen durften bei dem zehnstündigen Reigen verschmelzen. Drei Räume im Druckluft und einer im Gdanska wurden bespielt. Selbst die Zeitumstellung wurde genutzt.

Unter den Bands befanden sich vielversprechende Musiker aus der hiesigen Indie-Rock-Szene. Auch etwas Dance-Musik wurde aufgelegt. Auf dem Plan standen unter anderem Moglii, Einar, Clint Loose, Mola Mola, Seals und Sorry Marr.