Oberhausen. Ursprünglich sollten am Wochenende in Oberhausen die ersten Karnevalssitzungen starten. Doch den Saalkarneval sagen die Vereine reihenweise ab.
Lange warten Narren- und Brauchtumsvereine in Oberhausen nicht: Kurz nach dem Jahreswechsel starten 19 im Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval organisierte Vereine normalerweise munter mit dem Saalkarneval. Diesmal dauerte eine Entscheidung länger - und fiel schwer: Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie und massiv drohenden Omikron-Welle fällt der Saalkarneval auch in Oberhausen reihenweise aus.
Am Freitag, 7. Januar, wollte eigentlich die KG Alstadener Bären mit ihrer Sitzung in der Luise-Albertz-Halle starten. Doch schon kurz vor Weihnachten zog der Verein die Reißleine. Man habe das Für und Wider kontrovers diskutiert. Die durch Omikron-Fälle verordneten Schulschließungen an der Landwehr- und Wunderschule hätten den Ausschlag gegeben auf eine Sitzung im zweiten Jahr in Folge zu verzichten.
Auch das Tanzverbot in der aktuellen Coronaschutzverordnung habe dazu beigetragen. Trotz 2G-plus-Regeln sei durch weitere Vorgaben eine unbeschwerte Sitzung nicht möglich. "Wir wollen mit Spaß und Lockerheit feiern und nicht mit schlechtem Gewissen und Unwohlsein in diese Veranstaltung gehen."
Karneval Oberhausen: Verantwortung auf Vereine abgewälzt
Mitte Dezember hatte die NRW-Landesregierung bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Spitzenvertretern der rheinischen Karnevalshochburgen eine Absage des Indoor-Karnevals empfohlen. Hier kritisieren viele Narren aus Oberhausen, dass dies nicht mit einem Verbot untermauert wurde, sondern die Verantwortung und das finanzielle Risiko auf die Vereine abgewälzt wurde.
„Leider handelt die Landespolitik nicht wie zugesagt, sondern lässt die Vereine mit ihren Entscheidungen im Regen stehen und das volle wirtschaftliche Risiko tragen“, meint der Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval als Dacherverband der hiesigen Vereine. Es werde bei einer freiwilligen Absage auf ein Hilfsprogramm des Bundes verwiesen, bei dem man sich auch registriert habe, in der Hoffnung, dass der Fördertopf dort ausreichend sei.
Das Land NRW spricht auf seiner Internetseite von einer Übernahme von 90 Prozent der entstandenen Ausfallkosten durch den Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen (ab 1000 Euro) - explizit auch bei freiwilliger Absage.
Karneval Oberhausen: Tröstende Worte für Karnevalsprinzen
Der Hauptausschuss hat seine eigenen Veranstaltungen, also Damensitzung, Herrenfrühschoppen und Kindersitzung, ebenfalls abgesagt. Die Gesellschaften, die teure Künstler und Programme frühzeitig buchen müssen, berichteten schon im vergangenen Jahr von einer Stornowelle bei Eintrittskarten. Die Oberhausener Karnevalsgesellschaften hatten kurz vor dem Jahreswechsel noch einmal gemeinsam getagt - und sich auf eine Linie geeinigt.
Die Styrumer Löwen betonen nicht nur wirtschaftliche und rechtliche Aspekte, sondern auch die soziale Verantwortung: „Es entspricht unserer gesellschaftlichen Loyalität, dass wenn Krankenhäuser voll sind, Pflegepersonal über mittlerweile fast zwei Jahre an der absoluten Belastungsgrenze arbeitet, ganze Grundschulen über Weihnachten in Quarantäne müssen und Schülerinnen und Schüler im Unterricht mit Masken sitzen, wir nicht eine Prunksitzung im vollen Ebertbad feiern können.“
Eine zuverlässige und vernünftige Planung und Durchführung von Veranstaltungen sei nahezu unmöglich - die Prunksitzung am 29. Januar im Ebertbad fällt aus. „Für den amtierenden Stadtprinzen Jörg I., das Stadtkinderprinzenpaar Emma I. und Ben-Henri I. und unsere eigenen Gardemädchen tut uns diese Entscheidung unsagbar leid.“
Karneval Oberhausen: Vereine denken über Alternativen nach
Diese Haltung setzt sich woanders fort: Auch die Alte Oberhausener Karnevalsgesellschaft (AOK) verzichtet auf Jubiläumsempfang (9. Januar) und Narrensitzung (22. Januar). „Die Entscheidung ist allen Beteiligten sehr schwer gefallen.“ Den lange vorher geprägten Jubiläumsorden wolle man voraussichtlich auf dem Postweg den Empfängern zustellen.
Bei der KG Weiss-Grün betrifft die Absage gleich drei große Veranstaltungen - Jubiläumsempfang (16. Januar), Galaprunksitzung (19. Februar) und Altweibersitzung (24. Februar). „Wir wünschen uns ganz besonders, dass wir alle gemeinsam diese Situation unbeschadet überstehen, um uns nach der überstandenen Krise wieder unserem geliebten Hobby Brauchtum widmen zu können.“
Die KG Echte Fründe hat ihre frühe Sitzung am 8. Januar gestrichen und setzt nun auf Alternativen. Wie diese aussehen könnten, soll in den kommenden Wochen kommuniziert werden. Auch andere Vereinen arbeiten an solchen Varianten. Eine Session im Sommer lehnen die meisten Narren ab.
>>> Entscheidung über Karnevalszüge folgt noch
Wie mit den Karnevalszügen Ende Februar in Oberhausen verfahren wird, hat der Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval noch nicht vermeldet. In Oberhausen existieren vier Karnevalsumzüge - in Osterfeld, Alt-Oberhausen, Alstaden und Vondern, bei denen normalerweise Zehntausende Besucher zusammen.
Zum Sessionsstart Anfang November kürten die Narren unter Corona-Regeln noch Stadtprinz Jörg I. in der Stadthalle und das Kinderprinzenpaar im Zentrum Altenberg. Es gab dazu den Sturm auf die Burg Vondern sowie einzelne vereinsinterne Veranstaltungen.