Mülheim. Seit Mittwoch gilt zum Schutz vor Corona auch in Mülheims Nahverkehr die 3G-Regel. Wir machten den Test: Wie scharf kontrolliert die Ruhrbahn?
Seit Mittwoch ist es amtlich: Mit Bus und Bahn fahren kann man jetzt nur noch, wenn man geimpft, getestet oder genesen ist. Doch wie klappt es mit der Einhaltung und der Kontrolle von 3G? Die Redaktion machte die Probe aufs Exempel und fuhr am ersten Tag der Fahrgast-Beschränkung zwischen 11.30 Uhr und 16.30 Uhr mit Bussen und Bahnen quer durch die Stadt.
Unterwegs war sie mit den Straßenbahnlinien 102, 104 und 112 zwischen Hauptfriedhof und Nordstraße beziehungsweise Hauptfriedhof und Styrum sowie zwischen Uhlenhorst und Oberdümpten. Außerdem bestiegen wir die Buslinien 131 und 752 zwischen Hauptbahnhof und Selbeck. Abgerundet wurde unsere Ruhrbahn-Tour durch Fahrten mit den Buslinien 124 und 122 zwischen Speldorf, Hauptbahnhof und Dümpten.
Fünf Stunden unterwegs in Mülheims Nahverkehr, nur eine Kontrolle
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Resümee: Nur einmal, um 13.15 Uhr, wurden wir in der Buslinie 752 von zwei freundlichen Ticketkontrolleuren der Ruhrbahn auf 3G geprüft. Die Frau und der Mann von der Ruhrbahn traten höflich und zurückhaltend auf, so dass man ihre regelmäßige Schulung in psychologischer Gesprächsführung spüren konnte. Die Kontrolleurin schlichtete zwischendurch noch einen Streit zwischen zwei Schülerinnen („Seid mal etwas freundlicher zueinander!“), ehe sie sich von den streitbaren jungen Damen ihre Schülerfahrkarte und ihren Schülerausweis zeigen ließ. Außerdem erkundigte sie sich bei den beiden danach, ob sie auch in der Schule getestet worden seien, was beide bejahten.
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Die älteren Fahrgäste jenseits des schulpflichtigen Alters zeigten alle viel Verständnis und ihre Personalausweise, Fahrkarten und 3G-Nachweise vor. Nach Auskunft der Ruhrbahn waren in der Frühschicht zwei Prüferteams im Einsatz, die insgesamt 3000 Fahrgäste kontrollierten und dabei 73 Fahrgäste ohne 3G-Nachweis des Busses oder der Straßenbahn verweisen mussten.
3G-Kontrollen: Pro Schicht setzt die Ruhrbahn fünf Prüferteams ein
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Auch unter den Fahrgästen spielte das Thema Corona-Tests, Impfungen und 3G-Regeln nicht nur im öffentlichen Personennahverkehr eine große Rolle. Von Bußgeldern von bis zu 1000 Euro für die Fahrgäste, die ohne 3G-Zertifikat mit Bus oder Bahn fahren, war dort zum Teil die Rede. Doch auf Anfrage erklärte Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann. „Wir registrieren die Verstöße gegen die 3G-Regeln im öffentlichen Personennahverkehr und geben die Zahlen an die Stadt weiter. Bei einem Verstoß belassen wir es aber vorerst bei der Ermahnung und dem Verweis der regelwidrig handelnden Fahrgäste, die ohne 3G-Nachweis den Bus oder die Bahn sofort verlassen müssen.“
Pro Schicht setzt die Ruhrbahn nach eigenen Angaben fünf Prüferteams ein. Sie bestehen in der Regel aus jeweils zwei bis drei Personen. Aus den Rückmeldungen der eingesetzten Prüferteams konnte Ruhrbahn-Sprecherin Neumann am Nachmittag des ersten 3G-Tages im ÖPNV feststellen: „Alle kontrollierten Fahrgäste haben verständnisvoll reagiert. Es gab keine verbalen oder handgreiflichen Tätlichkeiten, mit denen sich die Kontrolleure hätten auseinandersetzen müssen.“
Ruhrbahn-Sprecherin: Kein großer Zusatzaufwand für Kontrolleure
Zehn Prozent Fahrgastschwund
Die 2017 gegründete Ruhrbahn befördert 142 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Nach Angaben des Verkehrsunternehmens, dessen örtliche Vorläufer Evag und MVG bereits seit 1897 in Essen und Mülheim unterwegs sind, ist die Zahl in der aktuellen Corona-Welle im Vergleich zum normalen Vor-Corona-Fahrgast-Aufkommen um etwa zehn Prozent gesunken.
Weitere Informationen zum Thema Ruhrbahn und 3G-Regeln im ÖPNV bietet die Internetseite der Ruhrbahn: ruhrbahn.de.
Außerdem, so Neumann, hätten die Kontrolleure schon im Vorfeld der sehr kurzfristigen Einführung der 3G-Regel für Fahrgäste im öffentlichen Personennahverkehr gelassen auf die zusätzliche Überprüfungsaufgabe reagiert. In der Praxis zeigte es sich tatsächlich, dass es kein großer zeitlicher Mehraufwand war, neben den Fahrkarten auch Personalausweise und 3G-Zertifikate der Passagiere zu kontrollieren.
Was während der Schülerverkehre am frühen Nachmittag auffiel, war die Tatsache, dass sich einige Schüler an die auch per Lautsprecher immer wiederholten Durchsagen zur Maskenpflicht an Bord nicht oder nur unzureichend hielten. Da wurden die Nasen- und Mundschutzmasken auch schon mal unter der Nase und am Kinn getragen, um ungestört mit dem Sitznachbarn zu lamentieren und zu schwadronieren.
„Tatsächlich ist es einem als Fahrgast schon nicht ganz wohl zumute“
„Das kann gerade in den überfüllten Bus- und Bahnlinien zu den klassischen Stoßzeiten tatsächlich gefährlich werden und sollte vielleicht noch einmal zum Unterrichtsthema gemacht werden“, findet der Autor dieser Zeilen. „Tatsächlich ist es einem als Fahrgast schon nicht ganz wohl zumute, wenn man in Corona-Zeiten dicht an dicht beieinanderstehen und sitzen muss.“
Dabei zeigten sich die Fahrgäste geteilt, was Ihre Maskenpräferenz betraf. Etwa je zur Hälfte trugen sie eine leichte OP-Maske oder eine besser schützende, aber auch atemundurchlässige FFP2-Maske. Die Einzigen, die jetzt noch von Amts wegen in Bussen und Bahnen ohne Masken weiterfahren dürfen, sind die Bus- und Bahnfahrer, die durch ihre Fahrerkabine oder zumindest durch eine Plexiglasscheibe in besonderer Weise geschützt sind.
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