Mülheim. Als „verantwortungslos überfüllt“ schildert ein Pendler den Berufs- und Schulverkehr in Mülheim. So reagiert die Ruhrbahn auf die Kritik.

Während aktuell die Maskenpflicht an Schulen nach den Herbstferien heiß diskutiert wird, könnte dies auch bald für die Debatte um den Schulverkehr gelten. Denn aus Sicht mancher Nahverkehrsnutzer seien schon jetzt bestimmte Linien „verantwortungslos überfüllt“, schildert Leser Uwe Weske sein Erlebnis auf der Linie 102 nach Dümpten. Die Bemühungen seitens der Schulen, mögliche Infektionen zu minimieren, seien „zum Scheitern verurteilt, wenn die Kinder schon auf dem Schulweg kollektiv einem dermaßen hohen Risiko ausgesetzt werden“.

Kritik an der Ruhrbahn: Sicherheitspersonal weise an, bis in die letzte Lücke aufzurücken

So habe der Mülheimer gegen halb Acht Uhr morgens auf dem Weg zur Arbeit immer wieder erlebt, wie Schüler und andere Fahrgäste dicht an dicht in der Straßenbahnlinie 102 unterwegs seien. Sie würden vom Sicherheitspersonal auf den Bahnsteigen der Unterführung am Hauptbahnhof sogar angewiesen, bis in die letzte Lücke aufzurücken. Aus seiner Sicht mache es mehr Sinn, zusätzliche Bahnen einzusetzen.

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Wie kritisch ist die Lage? Eine Stichprobe am Montagmorgen der Vorwoche am Hauptbahnhof zeigt ein differenziertes Bild: Die geplante Linie 102 um 7:48 Uhr entfällt, heißt es auf der Anzeigentafel – das kündigt eigentlich überfüllte Bahnen an. Noch aber ist am Bahnsteig gegen halb Acht nicht viel los. Die U18 aus Essen bringt den ersten Schwung an Schülern – etwa 20 der aussteigenden Pendler wechseln auch rüber, um später in die 102 umzusteigen.

Volle Bahnen scheinen im Berufsverkehr wieder „normal“

Die läuft gegen 7.28 Uhr aus Richtung Broich ein: Menschen stehen drinnen gedrängelt an den Türen, im Innenraum der Straßenbahn wäre aber noch einiger Platz zum Stehen. Am Hauptbahnhof steigen etliche auch aus, trotz der neuen Passagiere fährt die Bahn mit weniger Menschen weiter nach Dümpten. Ähnlich gilt das auch für die Bahn um 7.38 Uhr.

Zum Bersten gefüllt ist allerdings die Bahn, die von Dümpten gegen 7.34 Uhr kommt. Die meisten verlassen ebenfalls am Hauptbahnhof die Linie. Für den Schulverkehr scheint das insgesamt noch ,normal’, doch gilt das auch unter Pandemie-Bedingungen?

Ruhrbahn hat den Takt auf manchen Linien erhöht, will aber die Situation erneut prüfen

Problematische Zustände sind der Ruhrbahn nicht bekannt, so teilt ein Pressesprecher mit. Er bestätigt aber, dass insbesondere der Kurs der Tram 102 um 7.39 Uhr gut ausgelastet sei. Zu diesem Zeitpunkt sei das Schüleraufkommen recht hoch. Aus diesem Grund habe die Ruhrbahn bereits reagiert und den Takt mit so genannten Verstärkerfahrten auf 10 Minuten erhöht.

„Wir beobachten immer wieder, dass sich die Schüler im Eingangsbereich der Fahrzeuge ,knubbeln’ und sich nicht direkt im Fahrzeug verteilen“, sagt der Sprecher zu den Beobachtungen. Daher habe man zusätzlich zur Taktverdichtung zwischen 7 und 8 Uhr Servicekräfte vor Ort, die die Schüler und sonstigen Fahrgäste bitten, sich nach dem Einsteigen im Fahrzeug zu verteilen. Die Schilderungen der Pendler nehme man nun aber zum Anlass, die Situation vor Ort erneut zu prüfen.

Die Maskenpflicht in Schulbussen und Bahnen wird die Ruhrbahn übrigens weiter beibehalten, auch wenn sie am November in Klassenräumen nicht mehr gelten sollte.