Mülheim. Zwischen Kohlenkamp, Wallstraße und Löhberg ging am Donnerstag die Post ab. Was Händlern und Wirten einfiel, um es ihren Kunden schön zu machen.
Schön hier. Der Name war am Donnerstagabend zwischen Kohlenkamp, Wallstraße und Löhberg Programm. Das Wallviertel war zwischen 17 und 21 Uhr deutlich belebter als an anderen Tagen. Rund 40 Einzelhändler und Gastronomen lockten mit neuen Produkten, Sonderaktionen, Rabatten, liebevollem Dekor und Live-Musik. Der Unverpackt-Laden am Löhberg machte den dortigen Rasche-Brunnen wieder zur Café- und Bistro Terrasse.
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„Das war unter den Bedingungen der Corona-Krise ein wichtiges Startsignal für die Wiederbelebung der Innenstadt. Die Aktion hat, wie unter einem Brennglas gezeigt, dass die City besser ist als ihr Ruf und dass man hier bei inhabergeführten Betrieben mehr finden kann, als viele gemeinhin denken. Ich habe heute hier nur entspannte Menschen und fröhliche Gesichter gesehen. Alles Beteiligen haben sich mit ihren Möglichkeiten kreativ eingebracht und die Stadt hat uns mit einem zentralen und vereinfachten Antragsverfahren für die nötigen Sondergenehmigungen unterstützt“, freute sich Citymanagerin Gesa Delija.
Mülheimer aller Generationen flanierten über die Schön-Hier-Meile
Am frühen Abend machte sich bei optimalen Wetterbedingungen auf der Schön-Hier-Meile ein urbanes und mediterranes Flair breit. Mülheimer aller Generationen flanierten, standen oder saßen bei einem Eis, einem Getränk oder einem Imbiss und kamen miteinander ins Gespräch. „Wir haben schon den ganzen Tag über eine belebtere Innenstadt und ein stärkeres Interesse der Kunden gespürt. Viele kamen heute in die Innenstadt, die sich das schon lange vorgenommen hatte“, erklärte Jana Weyers vom Unverpackt-Laden am Löhberg.
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Hermann-Josef Pogge, der den Kunden vor seinem Wohn-Dekor-Shop am Kohlenkamp den grünen Teppich mit bunten Kissen in Körben ausgerollt hatte und so einen Stoff-Gartens auf die Straße gezaubert hatte, sagte im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ich mache den Kunden immer wieder klar: ‚Wenn ihr im Internet fremdgeht, braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn es in der Innenstadt still wird.’ Alles, was die Innenstadt belebt und dazu führt, dass die Menschen wieder zusammenkommen, sich austauschen und sich miteinander vernetzen, um sich gegenseitig zu unterstützen, kann man nur begrüßen. Es ist gut, dass wir mit Gesa Delija eine Citymanagerin haben, die diese Netzwerkarbeit leistet, die Menschen in der Innenstadt zusammenbringt.“
Leerstehende Ladenlokale ließen sich als Schaufenster nutzen
Dr. Otmar Schuster vom Geohaus am Rathausmarkt gönnte sich am frühen Abend in Sorellis Eiscafé am Kohlenkamp ein Eishörnchen und dachte darüber nach, leerstehende Ladenlokale als Schaufenster zu nutzen, „um die vielen interessanten Dienstleister, die jetzt hinter den Mauern ihres Büros im Verborgenen arbeiten, öffentlich sichtbar zu machen und in Kontakt mit den Kunden zu bringen“.
Natalie Wiechert vom Eiscafé Sorellis lobte „Schön hier“ als eine gute Gelegenheit, den Blick der Mülheimer wieder auf die Innenstadt als den zentralen Ort der Begegnung zu lenken. Sie lobte die gute Zusammenarbeit der inhabergeführten Betriebe des Wallviertels, die sich zum Beispiel mit Mund-zu-Mund-Propaganda und Gutschein-Aktionen gegenseitig unterstützten.
Kaffeehaus-Besucherin wünscht sich: „Die Innenstadt muss mehr als ein Einkaufsort sein“
Für Sandra Wolter, die sich am Perfetto mit Freunden ein Glas Wein gönnte, „muss die Innenstadt mehr als ein Einkaufsort sein“. Sie müsse mit mehr Grün, Sitzgelegenheiten, individuellen Cafés und Kultur wie Straßenmusik und Straßentheater zum lebendigen und angenehmen Ort werden, an dem man sich gerne aufhält und Menschen trifft.
Mehr Grün und weniger Müll
Was wünschen sich Mülheimer für Ihre Innenstadt? Neben einem vielseitigen und individuellen Handels- und Gastronomie-Angebot standen bei vielen Besuchern der Schön-hier-Aktion im Wallviertel auch die Verschönerung der Hausfassaden, mehr Grün, weniger Müll und mehr Präsenz der Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf ihrer Wunschliste.
Stadtplaner Felix Blasch wies am Rande der Schön-hier-Meile daraufhin, dass die Stadt auf die Bewilligung von Bundes- und Landesmitteln wartet, mit denen Hauseigentümer 40 Prozent ihrer Investitionen in schöne Fassaden refinanzieren könnten.
„Alles, womit Menschen sich in ihrer Stadt wohlfühlen und was sie in ihrem Selbstwertgefühl stärkt, bringt auch wieder positive Energie in die Stadt“, betont Fotografin Jill Abanico-Diefenbach, die im Urban-Mining-Laden am Kohlenkamp ihr Studio für individuelle Porträtfotografie vorstellen wollte, das dort am 21. September für sechs Monate als Pop-Up-Shop an den Start gehen wird.