Essen. . Der Eisenbahner Alois Nebel kämpft mit den Dämonen der Vergangenheit und erobert in Prag das Herz einer Toilettenfrau. Die Kultfigur aus Tschechien kommt nun in die Kinos. Der Autor der Comics, Jaroslav Rudis, hat das Drehbuch gemeinsam mit dem Illustrator Jaromir 99 geschrieben. Die kantigen Schwarzweiß-Zeichnungen erinnern an den Stil von Frank Miller („Sin City“).

Dieser tschechische Film ist von einer Kunstfertigkeit, die mit herkömmlichen Animationsfilmen praktisch nichts gemein hat. Das Werk basiert auf einer Comic-Trilogie, deren Titelfigur im Wendejahr 1989 von den Schatten der Vergangenheit heimgesucht wird.

„Alois Nebel“ ist Fahrdienstleiter an einem Bahnhof in jenem tschechisch-polnischen Grenzgebiet, das unter dem Namen Sudetenland Synonym für ein düsteres Kapitel der Nachkriegsgeschichte ist: Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten Deutsche, Polen und Tschechen hier in friedlicher Eintracht, nach dem Krieg wurde die deutsche Bevölkerung gewaltsam vertrieben.

Nebel wurde durch ein Verbrechen traumatisiert

Nebel hat damals ein Verbrechen miterlebt, das ihn als Trauma bis heute verfolgt; die Geister der Vergangenheit geben erst Ruhe, als er sich ihnen stellt.

Der Autor der Comics, Jaroslav Rudis, hat das Drehbuch gemeinsam mit dem Illustrator Jaromir 99 geschrieben. Die kantigen Schwarzweiß-Zeichnungen erinnern an den Stil von Frank Miller („Sin City“). Gerade das Spiel mit Licht und Schatten ist reizvoll, erst recht, wenn die vorbeidonnernden Züge den armen Alois fast in den Wahn treiben.

Der Realismus der Bilder basiert auf dem alten Verfahren der Rotoskopie: Die mit realen Schauspielern gedrehten Filmaufnahmen werden auf eine Scheibe projiziert und abgezeichnet. Während moderne Trickfilme in der Regel aus dem Computer stammen, sind die Figuren in „Alois Nebel“ (ausgezeichnet mit dem Europäischen Filmpreis) im besten Animationssinn beseelt.

  • Wertung: Vier von fünf Sternen