Essen.. „Workers“ - Arbeiter - heißt das Spielfilmdebüt des mexikanischen Dokumentarfilmers José Luis Valle. Es ist eine Herausforderung an die Geduld: Die Handlung schaltet erst spät in den zweiten Gang. Und wenn er dann auch noch seinen Sinn für Humor entdeckt, versprüht er leisen Charme.

„Workers“, Arbeiter, heißt das Spielfilmdebüt des mexikanischen Dokumentarfilmers José Luis Valle. Es beginnt mit einem ausgedehnten Kameraschwenk über einen Strand. Am Ende der Einstellung, nach gefühlten zehn Minuten, rückt Rafael ins Bild und geht aus dem selbigen heraus. Jetzt nimmt der Film – im ersten Gang und ohne Gas – Fahrt auf.

Rafael kauft sich Schuhe, denn am nächsten Tag will er zum Chef der Firma, für die er seit 30 Jahren Putzkraft ist, und seine Rente abholen. Das Unternehmen scheitert, denn Rafael ist Einwanderer aus El Salvador und deshalb in Mexiko ohne Recht auf Rente. Es gibt eine zweite Hauptfigur, Lidia, die etwa im gleichen Alter ist wie Rafael.

Lidia putzt im Hause einer alten, sehr reichen Dame, die einen Hund hat, der Prinzessin heißt. Als die alte Dame stirbt, verfügt ihr Testament, dass die Angestellten ihren Reichtum erben werden. Erst aber müssen sie Prinzessin als neuer Herrin des Hauses dienen.

Ein Einwanderer ohne Recht auf Rente

Lidia und Rafael sind eher wortkarge Charaktere, die (vielleicht) vor vielen Jahren gemeinsam durchs Leben gingen, bis ein Schicksalsschlag ihre Wege trennte. Jetzt geht es ihnen wie dem Esel, dem man eine Möhre vor die Nase hält. Der Reichtum ist zum Greifen nah, aber sie müssen weiter strampeln. Werden sie aber nicht, weil sie aufbegehren werden, was im letzten Drittel dieses zwei Stunden langen Films geschieht.

Und nun wird auch der Film interessant, weil er plötzlich seinen Sinn für Humor entdeckt; einen Humor, der ganz beiläufig, ganz trocken die Alltagsroutine unter anderen Vorzeichen zeigt. Jetzt hat der Film diesen leisen Charme, der schon Filme wie „Gigante“ und „Medianeras“ schillern ließ, weil der ruhige Fluss der Bilder durch subversive Inhalte unterminiert wurde. Aber „Gigante“ und „Medianeras“ waren eher kurze Filme, unter anderthalb Stunden.

„Workers“ aber gönnt sich 30 Prozent mehr Spielzeit und fasziniert als Herausforderung an die Geduld. Für einen Festivalauftritt in Berlin oder Mannheim ist das ein guter Weg zu noch besserer Presse. Im Kinoalltag schaltet der Film viel zu spät in den zweiten Gang hoch. Aber immerhin schaltet er.

  • Wertung: Drei von fünf Sternen