Essen. . Der Regisseur Spike Lee hat den südkoreanischen Klassiker „Oldboy“ für das US-Kino neu inszeniert. Herausgekommen ist ein schonungsloser und düsterer Action-Thriller mit Josh Brolin.

Aus Alt mach Neu – ein weiteres Beispiel, doch unter anderen Vorzeichen. „Oldboy“ war 2004 ein Mystery-Thriller aus Süd-Korea, der durch eine ausgefallene Handlungsführung und zumindest ein originelles Kampfgetümmel moderne Kultweihen errang. Vergleichsweise spät legt Hollywood nun eine eigene Aufbereitung des Stoffes vor, die ausdrücklich den Vorgängerfilm und nicht den zugrunde liegenden Mangacomic des Japaners Nobuaki Minegishi als Inspirationsgrundlage nennt.

Der Held heißt nun Joe Doucett, aber er ist immer noch ein ausgemachtes Ekel mit verkrachter Ehe und gescheiterter Karriere; alkoholsüchtig, selbstgefällig und unverschämt. Sein letzter Vollrausch endet ernüchternd. Doucett wacht in einem Zimmer auf, das er nicht verlassen kann. Aus dem Fernseher erfährt er, dass er wegen Mordes an seiner Frau gesucht wird und seine Tochter bei Adoptiveltern aufwächst. Zwanzig Jahre bleibt Doucett in dem Zimmer. Er schwört dem Alkohol ab und macht sich fit. Dann kommt er frei und will wissen, wer ihm diesen Langzeitstreich spielte und warum.

Vom schmierigen Windei zum Rache-Roboter

Ein schlecht gelaunter Anti-Held, das ist auch diesmal eine Herausforderung an herkömmliche Sehgewohnheiten. Josh Brolin spielt den Menschenfeind, der sich vom schmierigen Windei mit Bierwampe zum Racheroboter hoch trainiert, der mit stählerner Entschlossenheit durch die Straßen der Großstadt pflügt; im Kielwasser jede Menge gebrochene Knochen und zerschundene Visagen hinterlassend.

Der trockenhumorige Erzählstil weist auf die Coen-Brüder, aber Regie führte Spike Lee, der nun mit seinem ersten Remake die Idee bekräftigt, dass es einem versierten Filmautoren gut zu Gesicht steht, wenn er sich zu Zeiten auch eines trivialen Fremdstoffes annimmt und diesen mit seiner Regiekunst aufwertet. Lees Umgang mit Licht und Räumen lässt diesen Film auch dann aufregend gut aussehen, wenn sich das Geschehen kultsüchtig in krasser Gewalt suhlt. Vor allem aber wurden die Handlungswirrnisse des Originals entfernt. „Oldboy“ 2013 ist ein gekonnt aufbereiteter, allerdings auch sehr harter Mystery-Thriller.

  • Wertung: 4 von 5