Essen. . In „Schwestern“ wird Spielfilm hart erarbeitet. Mit verkniffenen Schauspielern in verkniffenen Rollen. Dabei sieht es meist aus wie Theater unter freiem Himmel. Wahrlich kein großer Wurf.

Am Anfang sind die Bienen. In Super-8-Bildern wimmelt es in den Waben, eine Königin wird angefüttert. Ein Mädchen läuft im Bienenkostüm umher. Dann geht es in die Gegenwart und die eigentliche Handlung des Films, der ganz simpel „Schwestern“ heißt, setzt ein.

Kati hat sich zum Gang ins Kloster entschlossen. Heute ist der Tag der Einkleidung, dem eine dreiwöchige Einweihungsphase des Schweigens folgen wird. Heute läuft die Familie auf, um Katis Tag der Abnabelung von der Welt feierlich zu begleiten. Als die Zeremonie sich verzögert, verdrückt sich die Familie zu einem Picknick in die Wiesen vor dem Kloster.

Dann verschwindet ein Kleinstkind

Niemand ist so recht glücklich mit Katis Schritt. Ihre Schwester Saskia (Maria Schrader) erregt sich ebenso wie der exaltierte Ex-Freund (Thomas Fränzel), Bruder Dirk (Felix Knopp) und besonders Usch (Ursula Werner), die Mutter. Nur Onkel Rolle aus Dänemark (der Däne Jesper Christensen) sieht die Sache eher locker. Bald giften sich alle bei Wein und versalzenem Kuchen an. Dann verschwindet ein Kleinstkind und eine Kuhherde trampelt durchs Picknick. Wo sind bloß die Bienen hin, wenn man sie braucht?

Leibliche Schwestern und Ordensschwestern, Bienenwaben und Klosterzellen – es gibt so einige symbolträchtige Konstellationen im zweiten Kinofilm von Anne Wild und es hätte richtig was los sein können, wenn Wilds Regie sich den surrealistischen, anti-katholischen Drang Luis Bunuels zu eigen gemacht hätte; oder den gesellschaftskritischen Biss Jean Renoirs; oder vielleicht einfach den hintergründig amüsanten Charme Louis Malles.

Nichts davon gibt es in „Schwestern“ zu entdecken. Hier wird Spielfilm hart erarbeitet mit verkniffenen Schauspielern in verkniffenen Rollen, sieht dabei meistens aus wie Theater unter freiem Himmel und klingt auch so. Abrupt springt der Schnitt zwischen Gesichtern und Gesprächen; die Aussparungen wirken wie ein filmischer Sekundenschlaf. Man glaubt ständig etwas verpasst zu haben.

  • Wertung: Ein Stern von fünf