Essen. . Der zweite Teil von Peter Jacksons Hobbit-Trilogie kommt in die Kinos: In „Smaugs Einöde“ gibt es viel Action, interessante neue Gestalten und eine überzeugende 3-D-Optik. Am Schluss hat das 161-minütige Fantasy-Spektakel eine Tendenz zur Langatmigkeit.

Wer ein nicht mal 300 Seiten umfassendes Buch in knappe neun Stunden Film verwandeln will, der muss schon sehr bedächtig vorgehen. Peter Jackson hat das dem Kinopublikum vor Jahresfrist im ersten Teil seiner „Hobbit“-Trilogie („Eine unerwartete Reise“) quälend deutlich gemacht. Rund eine halbe Stunde dauert dort allein das allmähliche Eintreffen von 13 Zwergen im Haus des Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman), inklusive des anschließenden Essens, Trinkens und Pläneschmiedens.

Denn schließlich will dieser kleinwüchsige Trupp nichts weniger, als ein ganzes Königreich zurückerobern, das einst vom Feuerdrachen Smaug in Schutt und Asche gelegt wurde.

Tricktechnik erschafft ein realistisches Feuermonstrum

Auch in „Smaugs Einöde“ nun, dem zweiten Teil des Hobbit-Films, gibt es diese Tendenz zur Langatmigkeit. Und das ausgerechnet am Schluss, wenn man den vermeintlich finalen Kampf gegen den wiedererwachten Drachen beginnt. Denn zwar hat die Tricktechnik hier ein wirklich überzeugendes und realistisch wirkendes Feuermonstrum erschaffen, das aber laut Drehbuch den Schnabel einfach nicht halten kann.

In unendlichen Dialogen, im Original gesprochen von der stark veränderten Stimme eines Benedict Cumberbatch („Sherlock“), darf der scheinbar unbesiegbare Smaug hier seine eigene Größe preisen, bis einem die Ohren klingen und man sich sehnlichst wünscht, dem Untier würde endlich der Ofen ausgehen.

Von dieser Eskapade einmal abgesehen, wirkt „Smaugs Einöde“ jedoch bereits sehr viel lebendiger als sein Vorgänger. Jackson hat wohl erkannt, dass man nach „Der Herr der Ringe“ nicht automatisch mit Trilogien weitermachen kann, wenn das Ausgangsmaterial es einfach nicht hergibt – selbst wenn man schon so ziemlich alles eingefügt hat, was im Nachlass von Autor Tolkien zu diesem Thema noch aufzufinden war.

Attraktive Frau inmitten von alten Zwergen und hässlichen Orks

Was bleibt einem Filmemacher also anderes übrig, als die Handlung dieser abenteuerlichen Reisebeschreibung durch eigene Zutaten anzureichern. Also rekrutiert Jackson kurzerhand noch einmal den unsterblichen Elben Legolas (Orlando Bloom), der eine wesentliche Rolle in dem etwa 60 Jahre später spielenden „Ring“-Abenteuer innehat. Und damit endlich auch mal eine attraktive Frau in diesem Stoff voll von alten Zwergen und hässlichen Orks auftaucht, erschafft das Drehbuch gleich auch noch die Elbin Tauriel (Evangeline Lilly) und mit ihr eine traumhaft zielende Bogenschützin.

Der lange Weg ins zerstörte Königreich Eribor, angeregt vom umtriebigen Zauberer Gandalf (Ian McKellen), führt die wackere Per-Pedes-Schar durch nicht wenige Gefahren. Da ist zunächst der unberechenbare Gestaltenwandler Beorn, der eigentlich ganz umgänglich wirkt, wenn er sich nicht gerade in einen reißenden Bären verwandelt.

Danach wartet der Wald von Mirkwood, in dem Riesenspinnen lauern, die kleine Wanderer mit Vorliebe einspinnen würden. Und überall lauern die Muskelpakete der enorm hässlichen Orks, gesteuert offenbar von der Schreckensgestalt eines mysteriösen „Necromancer“, die alles daransetzen, die Zwerge nicht ans Ziel gelangen zu lassen. Sie haben in diesem Fantasy-Spektakel die Rolle der Schießbudenfiguren übernommen: Während am Ende von Teil 2 lediglich ein einziger Zwerg verwundet wurde, fallen die Orks legionenweise unter Pfeilen und Schwertern.

Die elende Wasserstadt Laketown

Eine im Vergleich zu Tolkiens Buch sehr viel stärkere Rolle spielt im Film auch die elend wirkende Wasserstadt Laketown (im Buch: Seestadt), tatsächlich einmal von Menschen bevölkert, denen es aber offensichtlich äußerst schlecht geht. Widerstand liegt in der Luft, dessen Ziel ein korrupter Stadtdespot ist, den Stephen Fry derart zielgerichtet als herbe Dickens-Figur anlegt, als befände er sich geradewegs auf dem Weg in die Londoner Armenquartiere des 19. Jahrhunderts.

Man merkt an dieser Station der Reise schon sehr deutlich, dass es Jackson auch um eine soziale Skala des Schauplatzes Mittelerde geht. Der Homo sapiens, so scheint es hier durch, ist in diesen Gefilden so etwas wie der letzte in der Nahrungskette.

Viel Action also, interessante neue Gestalten und optisch in 3-D viel überzeugender als der erste Film mit seinem Schnelldurchlauf von 48 Bildern pro Sekunde. Genug Zutaten, um die nächste Milliarde an der Kinokasse einzufahren. Und am Schluss mit einem „Cliffhanger“ versehen, der die Erwartungen auf Teil 3 im nächsten Jahr kräftig anheizt.