Essen. Stefan Raab ist doch noch zu schlagen. Sechs Mal in Folge gewann der Pro Sieben-Entertainer bei „Schlag den Raab“ und schraubte den Jackpot auf 3,5 Millionen Euro. Doch dann kam Bauer Bernd. Der Landwirt aus dem Allgäu überzeugte durch Ruhe und Gelassenheit und gab im entscheidenden Moment alles.

Wenn die Musikkapelle Eisenharz am zweiten Weihnachtsfeiertag am nördlichen Dorfrand an der uralten Rundkapelle in Eisenharz aufspielt, dürfte Bernd Stadelmann ganz besonders im Mittelpunkt stehen. Nicht unbedingt, weil er so gut Klarinette spielt, sondern vielmehr, weil er über Nacht wohl zum berühmtesten Bürger des 1450-Seelen-Dorfes im baden-württembergischen Allgäu geworden ist. Am frühen Sonntagmorgen machte der sympathische Landwirt den Sieg bei „Schlag den Raab“ perfekt und knackte den Rekordjackpot von 3,5 Millionen Euro.

Dabei profitierte der 27-Jährige vor allem von seiner Ruhe und Gelassenheit. Denn nach langer Zeit ging der Show-Marathon auf ProSieben mal wieder über die volle Distanz von 15 Runden. Durchhaltevermögen bis in die frühen Morgenstunden war also gefragt, zumal es bis zum elften Spiel gar nicht so rosig für den Kuhbauern aussah. Dann aber bewies der Raab-Herausforderer, dass er eiskalt, blitzschnell und hochmotiviert ist und drehte den Wettkampf noch zu seinen Gunsten.

Stefan Raab hantiert zu hektisch mit den Streichhölzern

Ruhig, ruhiger, Bernd. Schon beim ersten Spiel wird klar: dieser Kandidat, über den ProSieben-Moderator Steven Gätjen bei seiner Vorstellung ob dessen Akzent noch scherzt: „Du bist der erste Kandidat, bei dem wir über Untertitel nachgedacht haben“, ist anders als die meisten seiner Vorgänger. Während Stefan Raab hektisch mit seinen Streichhölzern hantiert, um sie möglichst lange brennen zu lassen, damit aber das genaue Gegenteil bewirkt, hält Bernd seine Hölzer völlig ruhig in den Händen und sichert sich damit den ersten von letztlich 70 Punkten. Ziel war es, möglichst spät eine Kerze anzuzünden und das Feuer zuvor langsam über fünf Streichhölzer zu verteilen. Doch Raab patzt, sein drittes Streichholz erlischt, der erste Punkt geht an Bernd.

Danach geht es zunächst munter hin und her. Der ProSieben-Chefentertainer erkennt mehr oder weniger bekannte Personen, die sich denselben Nachnamen teilen, schneller als sein Kontrahent, der dafür klar beim „Basketball-Duell“ gewinnt, in dem es Raab wie so oft an Kondition mangelt. Der gelernte Metzger sichert sich wiederum die Punkte, als es gilt, schwerere Stücke eines Weihnachts-Stollens abzuschneiden als der Gegner. Auch am Riesenkicker – eigentlich für je elf Spieler ausgelegt – zeigt sich Raab deutlich talentierter als Herausforderer Bernd.

Diskussionen beim Spiel „Wer weiß mehr?“

Drunter und drüber geht es anschließend im Spiel „Wer weiß mehr?“ zu: Als Bernd bei der Suche nach Kanzlern und Kandidaten Henry Kissinger mit Kurt Georg Kiesinger verwechselt, wird seine Antwort zu Recht als falsch gewertet. Dass Stefan bei der Suche nach den 25 erfolgreichsten Nationen der diesjährigen Olympischen Sommerspiele seine Antwort „England“ noch durch „Großbritannien“ korrigiert, bleibt jedoch ungesühnt, obwohl nur die erste Antwort zählen darf.

Seine Antwort „Nord“ auf die Frage nach Substantiven in Reinhard Meys „Über den Wolken“ gilt danach allerdings als Fehler. Im Songtext heißt es „Nord/Ost“, und der „Schlag den Raab“-Notar will nur „Nordost“ als Antwort akzeptieren. Moderator Steven Gätjen hatte sich jedoch früh auf Stefans Seite geschlagen und behauptet, man habe sich vor der Sendung auch auf „Nord“ als gültige Antwort geeinigt. Jedenfalls wird der Punkt Bernd zugesprochen, was Stefan nur laut schimpfend hinnimmt. Am Ende gewinnt er das Spiel trotzdem, die Sympathien des Publikums sind aber spätestens jetzt auf der Seite von Herausforderer Bernd.

Aufholjagd mit Biathlon und Schneeballschlacht

Der startet seine erste große Aufholjagd bei den nächsten beiden Spielen, die wie so viele an diesem Abend winterlich-weihnachtlich angehaucht sind: Biathlon und Schneeballschlacht. Beide Duelle sind für den Landwirt aus dem Westallgäu reine Heimspiele, er gewinnt sie überlegen. Nach acht Runden steht es 19:17 für den 27-Jährigen, er führt wieder. Doch Kampfschwein Stefan Raab gibt sich noch lange nicht geschlagen und kontert erneut. Einen Gymnastikreifen wirft er letztlich geschickter als Bernd mit so viel Spin, dass er zwar möglichst weit rollt, aber auch zum Werfer zurückkommt. Und er prägt sich auch deutlich mehr Gegenstände aus einem Adventskalender ein und ordnet sie besser zu als sein Gegenüber.

Stefan Raab muss sich nach sechs Siegen in Folge geschlagen geben 

Nach zehn Spielen liegt Raab also wieder in Führung und es scheint, als käme die selbsternannte „Killerplauze“ ihrem Ziel, den Jackpot eines Tages auf fünf Millionen Euro zu schrauben, wieder ein Stück näher. Doch erneut beweist Bernd, dass die Kraft in der Ruhe liegt. Während andere Kandidaten längst müde, unkonzentriert oder nervös geworden wären, gibt sich Bernd vollkommen cool, entspannt und fokussiert.

Schlag den Raab - Das 3. Spiel

Nachdem sich die beiden Vorgänger über 250.000 Mal verkauft haben, erscheint nun
Nachdem sich die beiden Vorgänger über 250.000 Mal verkauft haben, erscheint nun "Schlag den Raab - Das 3. Spiel" für PC, PS3 und Wii. © bitComposer / Namco Bandai Games
Stefan Raab bittet zum virtuellen Duell in 25 Disziplinen und Herausforderungen, die aus der TV-Vorlage stammen.
Stefan Raab bittet zum virtuellen Duell in 25 Disziplinen und Herausforderungen, die aus der TV-Vorlage stammen. © bitComposer / Namco Bandai Games
Beim Armbrustschießen braucht's ein ruhiges Händchen.
Beim Armbrustschießen braucht's ein ruhiges Händchen. © bitComposer / Namco Bandai Games
Der virtuelle Raab grinst immer - egal, ob er gewinnt oder verliert.
Der virtuelle Raab grinst immer - egal, ob er gewinnt oder verliert. "Blamieren oder kassieren"-Moderator Elton bewegt dagegen auch den Mund - obwohl manchmal gar nicht gesprochen wird. © bitComposer / Namco Bandai Games
Reines Reaktionsspielchen: Bei der Disziplin
Reines Reaktionsspielchen: Bei der Disziplin "Spaghetti" geht's allein darum, wer nach einem Signal am schnellsten zugreift. © bitComposer / Namco Bandai Games
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Bild zu "Schlag den Raab - Das 3. Spiel" © bitComposer / Namco Bandai Games
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Beim anschließenden Curling stellt er sich geschickter an als Raab. Als es gilt, den Fehler in einem von vier ansonsten identischen Bildern zu finden, reagiert er blitzschnell und lässt Raab keine Chance. Wie eiskalt der Landwirt aber tatsächlich ist, zeigt er im Spiel „Schütten“. Exakt eine kleine Kugel muss aus einem Glas mit 50 Kügelchen in je drei andere Gläser geschüttet werden. Bernd ist dabei vollkommen konzentriert, lässt sich durch Raabs teils nervige Zwischenfragen nicht aus der Ruhe bringen und weist eine Schiedsrichterin nebenbei sogar noch an, lauter zu sprechen. Der „Schlag den Raab“-Kandidat gewinnt hochverdient, nach 13 Spielen steht es 55:36. Matchball für Bernd, die 3,5 Millionen sind zum Greifen nah.

Stefan Raab wirkt erschöpft von einem langen Show-Jahr

Stefan Raab wirkt zu diesem Zeitpunkt, am Ende eines langen Show-Jahres mit unzähligen Raab-Events, zunehmend erschöpft und kraftlos, als sehne er das Ende herbei. Doch die aus „TV Total“ bekannte Raab-Domäne „Blamieren oder Kassieren“ mit dem ewigen Show-Praktikanten Elton geht mit 14 Punkten noch an Stefan. Die Entscheidung muss also im letzten Spiel fallen.

Showdown in Runde 15. Wohl keine andere Sendung im deutschen Fernsehen ist um 1 Uhr nachts noch so spannend, die Kontrahenten müssen zunächst eine Pipi-Pause einlegen. Der Zuschauer hat sämtliche Werbeblöcke ertragen, Taylor Swift („We are never ever getting back together“), Deichkind („Leider geil“) und Seeed („Augenbling“) haben ihre Auftritte hinter sich. Jetzt geht es um alles.

„Schlag den Raab“-Kandidat Bernd gräbt, als ginge es um sein Leben

„Bescherung“ heißt passenderweise die Aufgabe, die dann folgt. Bernd und Stefan müssen sich mit einer kleinen Schaufel einen Tunnel durch zwei Kubikmeter Steckmoos graben, anschließend ein paar Meter laufen und eine Glocke läuten. Wer zuerst läutet, gewinnt. Und plötzlich – als hätte er geahnt, dass er noch ein paar Reserven brauchen würde – dreht der Kuhbauer aus dem Allgäu auf, holt alles aus sich heraus, und schaufelt, als ginge es ums Überleben. Oder um 3,5 Millionen Euro. Unter dem Jubel des Studiopublikums rennt er schließlich zu der Glocke, die seinen Reichtum einläutet, und beschert sich selbst. Raab geht im Steckmoos unter.

So wird Bernd Stadelmann in wenigen Tagen als frisch gebackener Millionär in Eisenharz auf seiner Klarinette spielen – und zwar beim traditionellen „Stephansritt“; die Veranstaltung heißt tatsächlich so. Stefan Raab wird den turbulenten Ritt durch 15 Spiele so schnell sicher nicht vergessen. Nach sechs Siegen in Folge musste er sich erstmals wieder geschlagen geben. Doch wer Raab kennt, der weiß: Wenn er am 12. Januar 2013 zur nächsten „Schlag den Raab“-Ausgabe auf Pro Sieben bittet, wird er umso verbissener kämpfen, um den Jackpot bald wieder auf Rekordniveau zu schrauben. Zuvor empfängt er den Mann, der ihn geschlagen hat, aber am Montag bei „TV Total“ (Pro Sieben, 23.20 Uhr).