Köln. Dramatisches Duell bei „Schlag den Raab“: Nach langer Zeit trat am Samstag mal wieder eine Frau gegen Stefan Raab an und hätte ihn tatsächlich fast geschlagen. Doch der Pro-Sieben-Entertainer schlug am frühen Sonntagmorgen zurück – und schraubte den Jackpot für die nächste Sendung auf Rekordhöhe.
Der Raab ist einfach nicht zu schlagen. Nachdem zuletzt vier Männer gegen Stefan Raab versagt hatten, sollte es nun eine Frau richten. Immerhin hat schon Boxerin Regina Halmich bereits zweimal gezeigt, wie man den Pro-Sieben-Entertainer ausknocken kann. Doch „Schlag den Raab“-Kandidatin Manuela Kurrat konnte dem Dauerchampion am Samstagabend nicht mehr als ein blaues Auge zufügen. Nach 14 Spielen war am frühen Sonntagmorgen um 1.35 Uhr klar: Der Jackpot klettert auf die Rekord-Marke von drei Millionen Euro.
Doch zurück zum Start: „Uiuiui“ lautete der Kommentar von Moderator Steven Gätjen, als feststand, dass Stefan Raab nach langer Zeit mal wieder gegen eine Frau antreten muss. Und auch Studio-Kommentator Frank Buschmann zeigt sich „völlig baff, dass die Frau gewählt wurde.“ In früheren Sendungen stimmten die Zuschauer meist für den augenscheinlich sportlichsten Mann – doch das war in der Regel keine gute Wahl, schließlich hatte der Entertainer zuvor 24 von 35 „Schlag den Raab“-Ausgaben für sich entscheiden können.
Dramatisches Duell
Nun, in der Folge 36 der Mammut-Show, sollte es also eine Frau richten. Die blonde Manuela, die sich zu Beginn der Sendung gegen vier männliche Mitbewerber durchsetzte, durfte gegen den wohl verbissensten Wettkämpfer im deutschen Fernsehen antreten. Was erst wie eine klare Angelegenheit für Stefan Raab aussah, entwickelte sich zu einem dramatischen Duell.
Der Einstieg allerdings gelang der 30-jähriger Kriminalkommissarin nicht: Die ersten drei Spiele gingen alle an Stefan. Beim Kofferpacken (Raab: „Das ist doch ein Riesenvorteil für ‘ne Frau“) war sie weiter von der magischen 20-Kilo-Grenze entfernt als der Dauerchampion. Beim aus „TV Total“ bekannten und beliebten „Blamieren oder Kassieren“ mit Ex-Show-Praktikant Elton hatte sie ebenfalls keine Chance gegen Dauergrinser Raab. Und auch beim anschließenden Speed-Badminton stand sie am Ende trotz eines engen und spannenden Matches mit leeren Händen da.
Kandidatin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen
Doch davon ließ sich die Mutter einer kleinen Tochter nicht beeindrucken. Sie agierte – ganz im Gegensatz zu ihrem Kontrahenten, der selten länger als ein paar Sekunden still sein kann – weiter ruhig, zurückhaltend und konzentriert. Mit Erfolg. Ausgerechnet in einer vermeintlichen Domäne des musikalischen Tausendsassas konnte Manuela erstmals punkten. Sie erkannte die Titel rückwärts gespielter Songs schneller und besser als Raab. „Bei Manuela scheint der Knoten geplatzt zu sein“, mutmaßte Moderator Steven Gätjen.
Eine Fehleinschätzung, wie sich schnell herausstellen sollte. Die nächsten vier Spiele gingen wieder alle an das Pro-Sieben-Aushängeschild. Sieben der ersten acht Runden gingen auf sein Konto.
Raab sah wie der sichere Sieger aus. Doch dann drehte die Speerwurf-Polizei-Weltmeisterin plötzlich nochmal auf. Sie entschied die Spiele neun, zehn und elf für sich. Beim „Billardkegeln“, beim „ABC-Quiz“ und bei der „Schlag den Raab“-Eigenkreation namens „Ballball“, bei der beide Spieler gleichzeitig Tennisbälle so fest auf einen Basketball werfen, dass dieser über die Linie des Gegners rollt, sammelte Manuela wertvolle Punkte. Und plötzlich lag sie sogar vorne, der Weg zur Millionärin schien nicht mehr weit. „Da ist mir echt noch mal der Stift gegangen“, räumte Raab am Ende eines packenden Finals ein. Doch eines ist Gesetz, und das macht auch den Reiz der Sendung aus: Raab kann nicht verlieren und Raab gibt niemals auf. Und schon gar nicht gegen eine Frau.
Raabs Grinsen kehrt zurück
So fiel die Entscheidung im vorletzten Spiel, einer Maxi-Version des bekannten Geschicklichkeitsspiels „Jenga“. Manuela zog den falschen Holzklotz aus dem mannshohen Turm und brachte ihn zum Einsturz. Der Traum von 2,5 Millionen Euro wurde darunter begraben, und Raab konnte endlich wieder das breite Grinsen aufsetzen, das ihm zwischenzeitlich vergangen war. Mit dem fünften Sieg in Folge ist er seinem erklärten Ziel, den Jackpot eines Tages auf fünf Millionen Euro zu schrauben, ein Stück näher gekommen. „Das ist mein großes, wenn auch fast unmenschliches Ziel“, erklärte der Entertainer im Vorfeld.
Doch nur die ganz Ausgeschlafenen unter den Zuschauern werden das Finale um 1.35 Uhr erlebt haben. Es bleibt wohl Raabs und Pro Siebens Geheimnis, warum die Mammut-Show regelmäßig länger als fünf Stunden dauern muss. Dank der langatmigen Kandidatenkür zu Beginn (mit der der Sender durch die Anrufe und SMS natürlich eine Menge Geld einnimmt), gleich drei Live-Musik-Auftritten (Raab Schützling Lena mit der weltweiten TV-Premiere ihrer neuen Single „Stardust“, Joss Stone mit „While you are looking out“ und Gossip mit „Move in the right direction“) und unzähligen Werbeblöcken wird „Schlag den Raab“ zum TV-Marathon, bei dem viele Zuschauer auf der Strecke bleiben.
Verschlankung würde der Sendung gut tun
Dagegen wirken selbst abendfüllende und regelmäßig Sendezeit sprengende Formate wie „Wetten, dass..?“ wie ein Kurzfilm. Das ist schade, zumal die Sendung in erster Linie von den spannenden und originellen Spielen lebt. Eine Verschlankung um mindestens eine Stunde würde ihr gut tun.
Trotzdem darf sich Stefan Raab, der Daniel Düsentrieb des deutschen Fernsehens, der demnächst sogar mit einem eigenen Polit-Talk auf Pro Sieben an den Start geht, zu seinem Erfolgsformat beglückwünschen. „Schlag den Raab“ ist seit Sonntag genau sechs Jahre alt. Und Überdruss oder Langeweile ist weit und breit nicht in Sicht. Denn die nächste Sendung am 17. November lockt mit einem Jackpot in Höhe von drei Millionen Euro – damit ist der bisherige Rekord aus Mai 2009 eingestellt. Das sollte doch Anreiz genug sein, den Raab endlich mal wieder zu schlagen.