München. Entertainer Stefan Raab weist die Kritik von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) an seiner neuen Talkshow “Absolute Mehrheit“ scharf zurück. Er bezeichnete es als “unerhört“, dass Lammert in dieser Form über eine Sendung urteile, die das Ziel habe, junge Menschen wieder für die politische Diskussion zu begeistern.

Entertainer Stefan Raab wehrt sich kurz vor der Ausstrahlung seiner neuen politischen Talkshow am späten Sonntagabend gegen Kritik aus der Parteienlandschaft. Der 46-jährige wies am Samstag die Aussagen von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zurück. "Einige in der Politik versuchen hier offenbar, etwas zu verhindern, das sie mit ihren alten Mechanismen nicht beherrschen und kontrollieren können", sagte Raab der "Süddeutschen Zeitung". Er bezeichnete es als "unerhört", dass der Politiker in dieser Form über die Sendung urteile, die das Ziel habe, junge Menschen wieder für die politische Diskussion zu begeistern. Noch dazu, ohne sie gesehen zu haben.

Lammert hatte Raabs Konzept für den Talk "Absolute Mehrheit" zuvor als "absoluten Unfug" bezeichnet und gesagt: "Wer Geld für Meinungen aussetzt, bestellt Meinungen für Geld." Auch diesen Vorwurf, durch das Preisgeld Meinungen zu kaufen, wies Raab als absurd zurück. Raab empfahl dem CDU-Politiker, sich die Sendung am Sonntag um 22.45 Uhr auf ProSieben erst einmal anzuschauen und dann "am Montag nochmal Stellung zu nehmen".

Unter dem Motto "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" diskutieren fünf Gäste über Soziale Netzwerke, die Energiewende und die Steuergerechtigkeit. In Raabs Show sollen die Zuschauer abstimmen, welcher Talkgast sie am meisten überzeugt. Der Gast mit den wenigsten Anrufen oder SMS hat zwar nicht mehr die Chance auf die Siegprämie von 100.000 Euro, darf sich aber weiter an der Diskussion beteiligen.

Altmaier-Absage überlagert Premiere

"Dilettantismus" - einen heftigeren Vorwurf hätte Stefan Raab kaum bekommen können. Der Sprecher von Bundesumweltminister Peter Altmaier begründete auf diese Weise in der "Bild"-Zeitung den Verzicht des CDU-Politikers auf eine Teilnahme bei Raabs neuer Politik-Talkshow "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen". Mit Altmaiers Absage fehlt der Sendung zur Premiere am Sonntagabend nicht nur der politische Hochkaräter, das ganze Projekt hat damit einen ziemlich verpatzten Start hingelegt.

Der Streit um Altmaiers Absage hatte Züge einer Schmierenkomödie. Angeblich soll Altmaier darauf gedrängt haben, dass der Grünen-Politiker Volker Beck nicht mit bei Raab zu Gast ist - dies behauptete Becks Büroleiter im Kurnachrichtendienst Twitter. Doch Altmaier will dafür nicht verantwortlich sein. "Die Behauptung ist schlicht falsch. Ich bin mit Volker Beck befreundet, war mit ihm in vielen Talkshows und werde das gerne auch wieder tun", schrieb er ebenfalls auf Twitter.

Alternative zu herkömmlichen TV-Talkshows

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Raab selbst bestreitet ebenfalls, dass Altmaier seine Finger im Spiel hatte. "Bei uns knüpft kein Gast sein Erscheinen an irgendwelche Forderungen, und die Besetzung ist natürlich eine rein redaktionelle Entscheidung", sagte er der Tageszeitung "taz".

Für den 46-Jährigen ist die Debatte sicherlich ärgerlich - hatte er doch gewohnt vollmundig sein neues Format als Alternative zu den herkömmlichen Talkrunden angekündigt. "Bei Jauchmaischbergerillnerwillplasberg sind die Zuschauer doch oft am Ende genauso schlau wie vorher: Das übliche Polit-Personal sondert - von den eigenen Studio-Claqueuren frenetisch beklatscht - die üblichen Phrasen ab", lästerte er im September im "Spiegel".

Sieger von "Absolute Mehrheit" erhält 100.000 Euro

Raab setzt wie so oft in seiner erfolgreichen Karriere auch diesmal darauf, es anders zu machen als alle Konkurrenten. Während in den ARD- und ZDF-Talks in vergleichbaren Konzepten ein Wechselspiel von Diskussionen und Einspielfilmen stattfindet, lässt Raab seine Show auf einen Höhepunkt zustreben: Am Ende kann bei "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" der Sieger 100.000 Euro abräumen.

Raab gibt seinen Gästen für die Show drei politische Themen vor, für die erste Sendung sind dies Energiewende, Steuergerechtigkeit und soziale Netzwerke. Nach jeder Diskussion über eines der Themen analysiert er die Debatte mit ProSieben-Nachrichtenchef Peter Limbourg. Per Telefon und SMS können die Zuschauer während der laufenden Sendung abstimmen, welcher Gast ihnen am besten gefällt. Der Zwischenstand wird nach jeder Themendebatte eingeblendet. In einer folgenden finalen Diskussionsrunde können die Zuschauer dann über die drei besten Talkgäste der ersten Runde abstimmen.

Fuchs ersetzt Altmaier bei Raab-Premiere

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Beim Start am Sonntag wird Raab nun statt Altmaier Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs begrüßen. Die SPD schickt ihren parlamentarischen Geschäftsführer Thomas Oppermann, für die FDP kommt deren Landtags-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki, und von den Linken der stellvertretende Parteivorsitzende Jan van Aken. Außerdem talkt die Jung-Unternehmerin Verena Delius mit.

"Die Qualität unserer Sendung hängt nicht vom Erscheinen einer einzelnen Person ab", sagt Raab. Der Erfolg der Sendung könnte aber sehr wohl davon abhängen - ab Montag wird die Einschaltquote weisen, ob die Aufregung genutzt oder geschadet hat. Schalten viele junge Wahlberechtigte ein, dürften auch die Politiker wieder zu Raab wollen. (dapd)