Essen. Bei “The Voice of Germany” sind die Kandidaten an einem Punkt angelangt, wo der kleinste Fehler bestraft wird. Einige gingen in der dritten Liveshow ein großes Risiko bei der Songauswahl ein, was die Jury von „The Voice of Germany“ nicht verhinderte. Die Folge: Die musikalische Qualität ließ ein wenig nach.
Rino Galiano war sich des großen Risikos bewusst, als er den Karat-Song „Über sieben Brücken“ für die dritte Liveshow von „The Voice of Germany“ auswählte. „Das könnte sehr leicht ins Kitschige driften und gerade bei den jungen Menschen nicht ankommen“, ahnte er bereits im Vorfeld. Auch wenn Nena lobte, dass sie zum ersten Mal den Text des Liedes richtig wahrgenommen hat – an die Klasse der Vorwochen kam Rino nicht heran. „Perfekt hast du es nicht gesungen“, urteilte sein Coach Xavier Naidoo.
Rino Galiano ist bei "The Voice of Germany" eine Runde weiter
Trotzdem reichte es für Rino Galiano - dank seiner großen Fangemeinde – in die nächste Runde von „The Voice of Germany“. Die Songauswahl sollte auch bei den meisten anderen Kandidaten in der dritten Liveshow zum meist diskutierten Thema werden. Nachdem Jury, Zuschauer und Medien von dem hohen gesanglichen Niveau bei „The Voice of Germany“ schwärmen, kamen einige Kandidaten offenbar auf die Idee, bei der Songauswahl eine andere, neue musikalische Facette von sich zeigen zu wollen.
Einige Teilnehmer meisterten den schmalen Grat, für andere war es pures Glatteis – und sehr bedauerlich für das Publikum, denn die musikalische Qualität von „The Voice of Germany“ bedeutete das erstmals seit Beginn der Staffel einen kleinen Rückschritt.
Ihre gefühlvolle Seite zeigte Ramona Nerra
Beginnen wir bei der Düsseldorferin Ramona Nerra. Während sie bei ihren vergangenen Auftritten bei „The Voice of Germany“ die Powerfrau gab, wollte sie mit dem Lied „One“ von U2 und Mary J. Blidge diesmal ihre gefühlvolle Seite zeigen. Zwar dauerte die ruhigere Ramona Nerra nur eine Strophe, bis die Power-Stimme wieder durchbrach, trotzdem schaffte sie es diesmal nicht über das Zuschauer-Voting in die nächste Runde.
"The Voice of Germany"-Kandidat Mic Donet hat im Interview mit DerWesten in dieser Woche bereits angedeutet, dass er auch seine Breakdance-Vergangenheit bei „The Voice of Germany“ einbringen könnte. Prompt legte er am Donnerstag ein paar flotte Moves hin, während er ein Medley aus „Killer“ und Papa Was A Rolling Stone“ in der George-Michael-Version performte. Während der Auftritt optisch sehr stylisch und der Song für eine Casting-Show wie "The Voice of Germany" ein Kracher ist, so passte die musikalische Ausrichtung letztlich nicht zu der souligen Stimme von Mic Donet.
Ole scheiterte an Cello von Udo Lindenberg und Clueso
Der Hamburger Ole versuchte sich an Cello – dem aktuellen Song von Udo Lindenberg und Clueso. „Udo ist der größte deutsche Künstler, den es gibt“, schwärmte Ole bei „The Voice of Germany“ und bewies bei seinem Auftritt, warum man manchmal besser die Stimme von so großen Vorbildern lassen sollte. Zu präsent und brillant gesungen ist das Original von Udo Lindenberg und Clueso. Ole bot zwar eine gute Leistung, die ihm über das Zuschauer-Voting die nächste Runde bescherte, aber sein Potenzial konnte Ole in dieser Liveshow von „The Voice of Germany“ nicht ausschöpfen.
Bei Ivy Quianoo fehlten diesmal ebenfalls ein paar Prozent bis zur Bestleistung – das lag aber in ihrem Fall nicht an der Songauswahl („Hard To Handle“ von Otis Redding) , sondern an einer Krankheit im Laufe der Woche. „Gestern Abend hatte ich gar keine Stimme mehr“, sagte sie nach dem Auftritt. „So was erzählt man erst gar nicht“, folgte prompt der Tadel des Vollprofis Xavier Naidoo. Ivy Quianoo wurde zum zweiten Mal in Folge von den Zuschauer in die nächste Liveshow von „The Voice of Germany“ geschickt.
Katja Friedenberg ist bei "The Voice of Germany" raus
Den Grönemeyer-Song „Flugzeuge im Bauch“ hatte Katja Friedenberg gewählt. Sie hat zwar eine starke Stimme und kann sehr gefühlvoll singen, trotzdem berührt sie ihr Publikum nicht genug. „Du bist eine gute Sängerin, aber mir fehlt irgendwie der Kontakt zu dir“, analysiert Rea Garvey. Für die „The Voice of Germany“-Coaches von The BossHoss war der Grönemeyer-Song zudem die völlig falsche Wahl: „Das wirkte teilweise theatralisch.“ Für sie war nach dieser Live-Show Schluss, denn ein zweites Mal wollte sie ihr Coach nicht selbst in die nächste Runde hieven.
Bennie McMillian stand bereits nach seinem letzten Live-Auftritt auf der Kippe und erreichte nur per Coach-Wahl von Xavier Naidoo die nächste Runde von „The Voice of Germany“. Zu dem Lied „Fast Car“ von Tracey Chapman bot er sicherlich eine gute Leistung, konnte aber letztlich mit der Konkurrenz nicht mithalten und ist raus.
Die Zuschauer lieben Max Giesinger trotz falscher Songwahl
Einem kann selbst eine völlig falsche Songwahl offenbar nichts anhaben. Max Giesinger kam bei "The Voice of Germany" zwar bei seinem Cover von „I’ll be waiting“ bei weitem nicht an den Original-Sänger Lenny Kravitz heran, trotzdem wählten ihn die Zuschauer von „The Voice of Germany“ per Telefon-Voting in die nächste Liveshow. „Nicht so viel Schmalztopf“, warfen The BossHoss Coach Xavier Naidoo vor, „Max ist ein Rennpferd, das man laufen lassen muss.“
Rea Garvey und Nena werden gut aufgepasst haben, dass ihnen nicht die selben Fehler unterlaufen wie den Coaches The BossHoss und Xavier Naidoo und stattdessen versuchen etwas Einfluss auf die Songauswahl zu nehmen. Am kommenden Freitag (20.15 Uhr, Sat.1.) erwarten die Zuschauer bei „The Voice of Germany“ unter anderem mit Percival, Michael Schulte, Behnam Moghaddam und Yasmina Hunzinger enorm starke Sänger.
Schlimme Versprecher von Stefan Gödde bei "The Voice of Germany"
Hingucker des Abends waren übrigens das grell-rote Kleid und der knallrote Lippenstift. Das Outfit des Abends trug Oles Vater mit einem Fan-Shirt des Fußballvereins FC St.Pauli. Die Versprecher des Abends leistete sich Moderator Stefan Gödde, der nicht nur von Udo Lindenbergs sprach, sondern auch Mic Donet mit Bennie McMillian verwechselte.
Den Aufreger des Abends trug allerdings Backstage-Moderatorin Doris Golpashin, die mit einem Bauchnabel tiefen Ausschnitt a la Kylie Minogue durch die Sänger-Lounge wirbelte. Einige Kommentatoren auf Facebook und Twitter zu „The Voice of Germany“ hätten Doris Golpashin wegen der unnötigen Freizügigkeit (schließlich ginge es um die Talente und nicht die Moderatoren) am liebsten direkt ins RTL-Dschungelcamp verbannt.