Essen. 40 Jahre Thrash-Metal aus dem Ruhrgebiet. Die Essener Band Kreator feierte dieses Jubiläum in der Grugahalle. Wir zeigen auch viele Fotos.
Wenn wilde Kerle feiern, dann wird auch schon mal im Eifer der Hochstimmung mit Abriss gedroht. Doch hier geht es nicht um den Borsigplatz, der im Fall des Dortmunder Gewinns der Meisterschaft den Erdboden gleich gemacht werden soll, sondern, wie Miland „Mille“ Petrozza verkündete, um die nahezu ausverkaufte Grugahalle in Essen.
Denn dort feierte im Rahmen der „State of Unrest“-Tour Kreator – Essener Metall-Spezialisten für Thrash-Legierungen – ihr 40-jähriges Band-Jubiläum. Nicht wenige Fans, überwiegend in mit Bandlogo-Patches ihrer Metal-Favoriten verzierten Kutten, dürften schon die Kreator-Anfänge 1982 als Schülerband Tyrant in der Zeche Carl miterlebt haben.
Kreator und Lamb of God: Konzertabend war lang geplant
Über drei Jahre musste das Konzertpaket – bei dem die US-Metaller Lamb of God aus Richmond in Virginia und die Metal-Rock-Schmiede aus dem Ruhrpott als gleichberechtigte Headliner auftreten und das insgesamt über sechzig Tourdaten umfasst – wegen Corona immer wieder verschoben werden.
Lamb of God haben am Samstagabend in der Grugahalle den Vortritt. Elektronische Sounds und ein ungemein beschwörender Gesang bei „Memento Mori“ machen neugierig. Doch dann explodiert das Quintett förmlich. Das Schlagzeug treibt mit dem Trommelfeuer von zwei Bassdrums das rhythmische Geschehen gnadenlos nach vorn. Die Gitarren kreieren durch ein Wechselspiel von durchaus markanten Riffs, aber auch Soli, die wegen ihrer melodischen Leichtigkeit eher nach Aluminium als nach Eisen klingen, reichlich Abwechslung.
Für große Begeisterung sorgt zudem der charismatische Randy Blythe, dessen tief röhrendes Organ wie das Gebrüll eines Ungeheuers aus der untersten Schacht-Sohle empor zu dröhnen scheint, und der immer wieder seine hüftlangen Rasta-Locken rotieren lässt. Schon nach den ersten Songs werden trotz des Heimspiels für Kreator Fan-Chöre, die die Amerikaner feiern, laut.
Kreator-Jubiläum: Reichlich Metal-Nostalgie in der Grugahalle
Mit einem Urschrei begrüßt „Mille“ Petrozza, seit Anbeginn Kreator-Stimme, die Fans und steigt sogleich mit „Sergio Corbucci Is Dead“ ein. Mit „Hate über alles“, ebenfalls ein Song vom gleichnamigen erst im vergangenen Sommer veröffentlichten 15. Studio-Album, geben sich Kreator mit Sami Yli-Sirniö (Gitarre), Frédéric Leclercq (Bass) und Jürgen „Ventor“ Reil (Schlagzeug) ungewohnt politisch.
Der Song brandmarkt Hass als den Virus dieser Welt, wobei sich das „über alles“ oder die Sentenz „Hate is not my Reich“ eindeutig gegen die Neonazi-Szene richten. Das klingt schon reflektierter als „Flag of Hate“ vom `85er Album Debüt „Endless Pain“. Mit „Midnight Sun“ gibt es neben zahlreichen Klassikern einen weiteren neuen Song, dessen eingängiger Refrain fast Richtung Pop-Rock abdriftet. Gegenüber dem eher innovativ angelegten Sound der Amerikaner klingt Kreator insgesamt aber eher nach „Alte Schule“. Ihr Thrash-Markenzeichen ist ein hoch komprimierter Sound, der weniger in die stilistische Fläche geht.
Wie bei Jubiläen üblich, blickte Kreator aber zu Recht mit Stolz zurück und bediente die feiernde Fangemeinde mit reichlich metallischer Nostalgie.
Kreator in der Grugahalle
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