Leverkusen/Köln. Die Bayer AG will sich Anfang Juni in Köln von einem maßgeblichen Teil ihrer Kunstsammlung trennen. Was das Homeoffice damit zu tun hat.

Dies ist nicht das erste Mal, dass der Bayer-Konzern sich von Kunstwerken trennt. In kleineren Auktionen wurden seit 2019 bereits sechsmal Bilder aus dem Bestand der unternehmenseigenen Artothek verkauft, immer zugunsten sozialer Projekte. Aber diesmal ist von einem „maßgeblichen Teil“ der Kunstsammlung die Rede.

Der Hammer kreist am 3. Juni im Kölner Auktionshaus Van Ham, wer mitbieten will, kann dies live und online tun. Zum Verkauf stehen wertvolle Gemälde wie das abstrakte „Rot im Zentrum“ von Ernst Wilhelm Nay (1902 - 1968). Der Schätzpreis des Werkes anno 1955 beträgt 400.000 bis 600.000 Euro. Wer sich vorab umschauen will: Am Wochenende vom 30. Mai bis zum 2. Juni können die Arbeiten besichtigt werden.

Erlös fließt in das kulturelle Engagement der Bayer AG

Der Erlös soll zurück in das kulturelle Engagement der Bayer AG fließen und der Region zugute kommen, informiert Anne Rinckens vom Auktionshaus Van Ham. So soll ein jährliches Kunstfestival („Startfestival“) gefördert werden, außerdem ist das Geld für die Unterstützung junger Künstler und Künstlerinnen bestimmt. Darüber hinaus werden beim Festival ab 10. Juni in Leverkusen in einer eigenen Verkaufsausstellung ältere Werke oder Doubletten angeboten. Die Erlöse dieses Verkaufs sollen dem Leverkusener Hospiz „PalliLev“ zugute kommen.

Warum Bayer seine Kunstsammlungen derart verkleinert, darüber informiert der Konzern. Bereits 2021 habe man auf den Festivalbetrieb umgestellt, „um neuen Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden“. Die Mitarbeiter und das öffentliche Publikum identifizierten sich inzwischen stärker mit den Bereichen Musik und Tanz. Diesen Vorlieben will man sich nun intensiver widmen – und habe sich deshalb entschieden, den Kunstbestand „weitestgehend zu veräußern“.

Im Zuge von Modernisierungen, veränderten Arbeitsprozessen und flexibleren Räumlichkeiten habe sich die Rolle der bildenden Kunst im Konzern insgesamt verändert, heißt es weiter. Hierzu zählt das Homeoffice, zählen aber auch die modernen Großraumbüros, die schlicht weniger Platz für Gemälde böten. Trotzdem soll junge Kunst dort weiterhin vertreten sein. Dazu verblieben die Werke der von Bayer in den letzten Jahren geförderten Künstlerinnen und Künstler im Unternehmen, ebenso wie die unternehmenshistorische Sammlung.

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Zu den Künstlern der „Bayer Collection“, die laut Unternehmen rund 2000 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen umfasst, zählen berühmte Namen, darunter Max Beckmann, Max Liebermann, Gerhard Richter und Andy Warhol. Schwerpunkte bilden der deutsche Expressionismus, das internationale Informel, die Malerei der 1980er-Jahre und Positionen der Gegenwart. 

Ernst Wilhelm Nays „Rot im Zentrum“ zählt zu den teuersten Werken der Bayer-Auktion

Welche Werke in Köln unter den Hammer kommen, kann Anne Rinckens noch nicht sagen; hierzu werde noch recherchiert. Auch zur Preisspanne mag man sich beim Kölner Auktionshaus noch nicht äußern. Nur soviel: Eines der teuersten Werke sei vermutlich das Gemälde von Ernst Wilhelm Nay – los gehe es „in einem unteren fünfstelligen Bereich“. Werke für den schmaleren Geldbeutel biete indes die Online-Auktion. Hier wird man mit ein bisschen Glück bereits für einen dreistelligen Betrag fündig, Rinckens rechnet mit Preisen ab 500 Euro. Um Sparpläne des Konzerns handele es sich dabei nicht. Auf Anfrage reagiert Bayer mit einem entschiedenen „Nein“.

Die letzte Bayer-Versteigerung fand im September 2024 im konzerneigenen Leverkusener Erholungshaus statt, ebenfalls unter Van Ham-Regie. Unter den Hammer kamen rund 90 Gemälde und Grafiken. Damals wurden rund 42.000 Euro erzielt. Auch dieser Erlös ging an das PalliLev-Hospiz in Leverkusen.