Essen. Bonnie Tyler geht auf „Just Live“-Tour und kommt auch nach Duisburg. Im Interview spricht sie über Prinz William und ihre Langzeit-Ehe.
„Total Eclipse Of The Heart“, „Holding Out For A Hero“ oder „Lost In France“ sind drei der größten Hits von Bonnie Tyler, der unverwüstlichen Waliserin mit der extratiefen Stimme. Nun kommt die 73-Jährige wieder auf Tournee, „Just Live“, heißt die Konzertreise, und neben all ihren Welterfolgen werde sie auch mindestens zwei ganz neue Lieder präsentieren, berichtet uns Bonnie am Telefon. Außerdem unterhielten wir uns über das Geheimnis ihrer langen Ehe und ihren Edelfan Prinz William.
Liebe Bonnie, haben Sie Weihnachten wieder in Ihrem Domizil in Portugal verbracht?
Bonnie Tyler: Nein, wir sind zur Abwechslung in England geblieben. Das war auch schön, allerdings hat uns die Kälte doch ein wenig überrascht. Irgendwie hatten wir trotzdem Lust darauf. Mein Mann hat den Weihnachtsbaum sogar schon Ende November aufgestellt, damit wir so richtig was davon haben (lacht).
Haben Sie das Fest zu zweit verbracht?
Oh nein, es war immer jemand da. Wir selbst haben ja keine Kinder, aber meine drei Schwestern und zwei Brüder haben dafür jede Menge. Und dann die ganzen Enkel, da verliert man fast den Überblick (lacht). Früher haben wir immer eine große Party am 29. Dezember veranstaltet, zu der dann alle gekommen sind. Dieses Mal haben wir das ein bisschen aufgeteilt, auf ein bis zwei Geschwister mit deren Familien pro Tag.
Sie sind ein Familienmensch, oder?
Zu einhundert Prozent. Es macht mich oft ein bisschen traurig, dass meine Eltern nicht mehr da sind, wir hatten eine wunderbare Verbindung. Ich fand es so schön, ihnen ein Haus kaufen zu können, als ich erfolgreich wurde. Sie waren bis ins hohe Alter hinein gut umsorgt. Tolle Menschen waren das, wirklich. Meine Mutter war ein Engel.
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Mögen Sie es, die Familie um sich zu scharen?
Und wie! Die Kleinen haben so viel Energie, sie schenken uns irrsinnig viel Freude. Und diese Unermüdlichkeit ist ansteckend. Ich meine, ich bin 73 und nehme es nicht für selbstverständlich, noch so emsig durch die Welt zu touren. Im Januar spiele ich in Neuseeland und in Australien, anschließend geht es durch ganz Europa, und Südamerika steht für nächstes Jahr auch noch auf dem Programm.
Haben Sie als Vielreisende ein paar Tricks, wie man einen Langstreckenflug nach Neuseeland übersteht?
Puh, das ist wirklich hart. Ich muss zugeben, dass ich in der Ersten Klasse fliege, das vereinfacht die Sache. Generell versuche ich, so viel wie möglich zu schlafen und zwischendurch ein paar Filme zu gucken.
Haben Sie in Neuseeland nicht auch ein Anwesen?
Hatte. Wir besaßen eine Farm mit Kühen und anderen Tieren, einen Milchbetrieb. Davor hatten wir einen Hof mit Kaschmirziegen. Aber vor einem Jahr haben wir den Bauernhof verkauft.
Zu viel Arbeit?
Naja, mein Lieber, die Arbeit habe ich ja nicht selbst gemacht (lacht). Wir hatten vorher schon an örtliche Farmer vermietet, und die haben den Hof jetzt gekauft.
Wieviel Aufwand ist es für Sie, sich für eine Tournee stimmlich in Form zu bringen?
Ich übe seit Wochen bereits jeden Tag. Alle zwei bis drei Tage telefoniere ich mit meiner Gesangslehrerin, wir machen etwa zwanzig Minuten Intensivkurs zusammen. Seit wir miteinander arbeiten, hatte ich keinerlei Probleme mehr mit den Stimmbändern. Und wir sprechen hier von vierzehn Jahren.
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Staunen Sie über Ihre Stimme?
Es ist schon außergewöhnlich, wie gut sie hält. Ich begann mit dem Singen, als ich siebzehn war, jetzt bin ich 73. Ich hätte nie für möglich gehalten, in diesem Alter noch so mitzumischen. Aber wenn du auf dich aufpasst, kannst du das schaffen. Rod Stewart ist achtzig, Tom Jones noch einige Jahre älter, und sie stehen immer noch in guter Verfassung auf der Bühne. Wenn es optimal laufen sollte mit meiner Gesundheit, kann ich mir vorstellen, noch ungefähr zehn Jahre lang zu singen.
Fühlen Sie sich jung?
Jung im Herzen. Ich merke das daran, dass ich überhaupt nicht stillsitzen kann. Einfach mal in Ruhe ein Buch zu lesen, das klappt bei mir fast nie. Als ganz praktisch haben sich für mich Hörbücher herausgestellt, weil ich noch was nebenher machen kann, wenn ich die höre. Mein Mann ist ganz anders, der guckt gerade unten in aller Ruhe Fernsehen. Während ich hier mit Ihnen telefoniere und anschließend weiter meinen Ankleideraum aufräume.
Wie lange seid ihr verheiratet?
Seit 51 Jahren! Ich weiß, es klingt unglaublich.
Was ist euer Geheimnis?
Wir lieben uns. Sehr sogar. Ich würde meinen Mann für nichts und niemanden auf der Welt hergeben wollen. Er ist immer noch diejenige Person, mit der ich am liebsten Zeit verbringe. Wir reisen auch so gut wie immer zusammen, auch zu meinen Tourneen begleitet er mich. Die Fans kennen ihn schon, manchmal rufe ich ihn hoch zu mir auf die Bühne.
Sie haben 2023 Ihre Autobiographie „Straight From The Heart“ veröffentlicht. War es ein langgehegter Wunsch, Ihr Leben aufzuschreiben?
Nein, ich musste überredet werden. Im Nachhinein sage ich: zum Glück. Denn ich mag das Buch gern, es ist sehr ehrlich.
Sie schreiben unter anderem, dass Sie früher sehr schüchtern waren. Wann haben Sie ihre Schüchternheit abgelegt?
Das geschah schleichend mit der Zeit. Irgendwann hatte ich alles erlebt, vieles erreicht, wurde ruhiger, gelassener und selbstbewusster. Ich hatte nichts mehr zu beweisen. Ich konnte einfach rausgehen und mein Leben und meine Arbeit genießen.
Welche Leidenschaften haben Sie neben der Musik?
Ich schwimme unheimlich gerne. Es ist ja verrückt, aber ich habe erst mit Ende sechzig überhaupt gelernt zu schwimmen, während der Pandemie, die wir in Portugal verbrachten, fing ich aus Langeweile in unserem Pool damit an. Und ich liebe es. Aber nur im Pool. Niemals im Meer. Ich möchte nicht im Bikini bei allen möglichen Leuten auf Facebook auftauchen.
Überall auf der Welt mögen die Menschen Ihre Lieder und Ihre Stimme. Haben Sie eigentlich so etwas wie einen Edelfan?
Ich liebe selbstverständlich alle meine Fans gleich, aber wenn Sie schon so fragen: Prinz William. Als seine Oma, die Queen, noch lebte, kam er mal mit seiner Frau Kate und seinen zwei ältesten Kindern zu einem meiner Konzerte nach Cardiff in Wales, was nicht weit entfernt ist von meinem Geburtsort. Ich konnte von der Bühne aus erkennen, dass er mitsang!
Haben Sie sich auch unterhalten?
Ja. Er erzählte mir, dass die Familie auf der Autofahrt nach Wales „Total Eclipse Of The Heart“ gehört habe, damit seine Kinder wussten, was sie erwartet. Süß, oder?
Schon, ja. Und die Ehrenauszeichnung „Member of the Order of the British Empire“, kurz MBE, hat er Ihnen später auch noch verliehen.
Ja, vor knapp zwei Jahren. Die Queen hat die Zeremonie leider nicht mehr miterlebt, aber sie hat meine Ehrung noch kurz vor ihrem Tod in die Wege geleitet. Ich bin jetzt offiziell ein Mitglied des britischen Establishments, stellen Sie sich das mal vor!
Im Rahmen ihrer Tour gibt Bonnie Tyler auch ein Konzert in NRW: Am Mittwoch, 7. Mai, spielt sie im Theater am Marientor in Duisburg. Tickets für das Konzert gibt es ab 54,95 Euro.