Berlin. Das Jahr beginnt mit großen Namen und vielen neuen Geschichten. Dabei fällt auf, dass viele Autoren politische Diskussionen ins Zentrum stellen.

Das literarische Frühjahr 2023 bringt viele Höhepunkte. Los geht es im Januar mit dem neuen Buch von Juli Zeh und ihrem Co-Autoren Simon Urban. „Zwischen Welten“ erzählt von Stefan und Theresa, die sich nach einiger Zeit wieder über den Weg laufen. Inzwischen führen sie ganz unterschiedliche Leben. Er ist Journalist, sie Bäuerin – und sie tauschen sich aus über Klimapolitik, Gendersprache und Rassismusvorwürfe.

Einen Ritt durch gesellschaftliche Debatten verspricht auch das neue Buch der französischen Autorin Virginie Despentes („Das Leben des Vernon Subutex“). Sie berichtet in „Liebes Arschloch“ von drei Leuten, die nach einem verunglückten Instagram-Post aufeinandertreffen. Zwischen ihnen entstehe ein „fulminanter Briefroman des 21. Jahrhunderts, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit verhandelt werden“, heißt es beim Verlag Kiepenheuer& Witsch.

T.C. Boyle und der Countdown zur Apokalypse

Mit der Klimakatastrophe steht ein weiteres Thema unserer Zeit im Zentrum von „Blue Skies“, dem neuen Roman von T.C. Boyle. „Der Countdown zur Apokalypse läuft: Kalifornien geht in Flammen auf, Überschwemmungen bedrohen Florida“, so der Hanser Verlag.

Einen großen Bogen wiederum spannt Salman Rushdie: In „Victory City“, das im April erscheint, kehrt der Erzähler nach Indien zurück. Ein Waisenmädchen wird im 14. Jahrhundert zum Sprachrohr einer Göttin. Ihre Aufgabe: den Frauen in einer patriarchalen Welt eine gleichberechtigte Rolle geben.

Im April kommt „Mindset“, der Debüt-Roman von Twitter-Autor Sebastian Hotz („El Hotzo“) auf den Markt. Er handelt von einem Mann, der in den sozialen Netzen viele Follower hat und Lektionen „zum richtigen Mindset“ gibt: „Ein Roman über Männer, die keine Zeit haben, an ihrer Durchschnittlichkeit zu verzweifeln“, so der Verlag.

Neues von der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux

Auch Sheena Patel hat einen Roman über Social Media geschrieben: Im Mai erscheint „I’m a Fan“, die Geschichte einer Dreiecksbeziehung, kündigt der Hanser Verlag an. Der „Guardian“ nannte das Buch „zerstörerisch brillant“.

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Spannend auch die Neuheit der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux, die in „Der neue Mann“ von der Liebesbeziehung einer Frau mit einem 30 Jahre jüngeren Mann erzählt. Das schmale Buch sei eine „Rückkehr in die eigene Vergangenheit“, die Französin breche „ihr letztes Tabu“, schreibt Suhrkamp.

Martin Suter veröffentlicht im März den Roman „Melody“. Im Mittelpunkt steht ein alter Herr, der nicht mehr lange zu leben hat und mit einem Studenten seinen Nachlass ordnet. Er erzählt von seiner großen Liebe Melody, die kurz vor der Hochzeit verschwand. Dem Studenten fallen Ungereimtheiten in der Geschichte auf.

Nach Jahren wieder ein Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre

Die britische Autorin Bernardine Evaristo berichtet in „Mr. Loverman“ wieder vom Leben schwarzer Menschen in der britischen Gesellschaft. Es geht um einen Mann, der eine heterosexuelle Beziehung führt, insgeheim aber in seinen Freund verliebt ist.

Im April wird der erste Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre nach sieben Jahren erwartet. Noch gibt es keinen Titel. Vermutlich wird es wieder auch um sein eigenes Leben gehen. Zumindest schreibt Kiepenheuer& Witsch vorab: „Aus Erlebnis und Beobachtung wird Fiktion, aus dem Leben ein Roman.“

Auch US-Schriftstellerin Siri Hustvedt bietet in ihrem neuen Band „Mütter, Väter und Täter“ persönliche Einblicke, wie der Rowohlt Verlag ankündigt. Die Essays „reichen von der Natur von Erinnerung und Zeit bis zu dem, was wir von unseren Eltern erben“.

Autobiografisch inspiriert ist zuletzt auch der neue Roman von Bret Easton Ellis („American Psycho“). In „The Shards“ erzählt er von einem Serienmörder in L.A., Protagonist ist der 17-jährige Bret. Fakten und Fiktion sollen sich auch hier vermischen.