Paul Maar wird bald 85 Jahre alt. Im Interview erzählt er, was Kinder ihm schreiben, warum er so gern reimt und wie sein nächstes Buch heißt.

Zum elften Mal hat Paul Maar ein „Sams“-Buch geschrieben. Es heißt „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ und ist gerade neu erschienen. Beim Literaturfest Lit.Ruhr las der Kinderbuchautor aus der Stadt Bamberg aus der Geschichte vor. Im Interview mit Redakteurin Katrin Martens erzählt Paul Maar davon, was Kinder ihm schreiben und wie sein nächstes Buch heißen wird.

Sie werden im Dezember 85 Jahre alt. Eigentlich müssten Sie nicht mehr zur Frankfurter Buchmesse oder zur Lit.Ruhr fahren. Warum machen Sie es trotzdem?

Es macht mir Spaß, weil zwei Jahre lang durch die Pandemie überhaupt nichts los war und ich immer nur zu Hause gewesen bin. Ich hatte jetzt große Lust, wieder meine Leserinnen und Leser kennenzulernen und zu schauen, ob meine Bücher immer noch so gut ankommen.

Aber eine Lesereise stecken Sie sicher nicht so leicht weg, oder?

Das stimmt, es ist anstrengend, aber auch sehr schön.

Was schreiben Ihnen Kinder?

Paul Maar las bei der Lit.Ruhr nicht nur vor, sondern zeichnete auch.
Paul Maar las bei der Lit.Ruhr nicht nur vor, sondern zeichnete auch. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die meisten Kinder schreiben mir, dass ihnen das Buch, das sie gelesen haben, gut gefallen hat, und fragen, wann ein neues Buch herauskommt. In letzter Zeit schreiben mir mehr Kinder zu „Lippels Traum“ als zum Sams. Dazwischen gibt es aber immer wieder Briefe, die mich sehr bewegen, weil sie sehr persönlich sind.

Können Sie ein Beispiel nennen?

„Hallo Paul Maar, wenn ich nachts im Bett liege, stelle ich mir vor, das Sams kommt zu mir und sagt: ,Du hast einen Wunsch frei!‘ und dann sage ich: ,Ich wünsche mir, dass der Papa von seiner neuen Frau weggeht und zu unserer Familie zurückkommt.‘“ Das ist dann schwierig zu beantworten, ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken. Ich schreibe dann so etwas wie: „Du hast bestimmt eine schwierige Zeit hinter dir. Ich kann dir nicht versprechen, dass dein Papa wiederkommt, aber du hast bestimmt eine Kraft in dir, an die du glauben kannst. Ich habe auch eine schlimme Kindheit gehabt und schau, ich habe es auch geschafft und bin sogar Autor geworden.“

Das elfte „Sams“-Buch sollte erst nur eine kleine Geschichte sein. Wie wurde es dann zum Buch?

Der Oetinger Verlag wollte ein Buch mit Weihnachtsgeschichten von verschiedenen Autorinnen und Autoren herausgeben. Ich habe eine „Sams“-Weihnachtsgeschichte geschrieben. Nach zwölf Seiten war ich noch nicht mit der Geschichte fertig, dann waren es 20, und schließlich dachte ich: „Da kann ich gleich ein Buch daraus machen.“

Das Mini-Sams hat eine größere Rolle bekommen. Was mögen Sie an dieser Figur so sehr?

Das Sams ist ein sehr freches Wesen, das gut reimen kann. Das Mini-Sams hat etwas kindlich Naives, etwa wie ein vier- oder fünfjähriges Kind. Es hat ja auch einen Strampelanzug an. Ich liebe es einfach. Und falls es noch mal ein neues „Sams“- Buch geben sollte, wird das Mini-Sams die Hauptperson sein.

Warum spielen und reimen Sie so gern mit der deutschen Sprache?

Viele Kinder kamen zur Lesung in die Halle 12 der Zeche Zollverein in Essen.
Viele Kinder kamen zur Lesung in die Halle 12 der Zeche Zollverein in Essen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Ich finde die deutsche Sprache ausgesprochen schön, weil sie so viele Möglichkeiten bietet. Es macht mir sehr viel Freude. Ich dichte eigentlich ständig. Wenn ich zum Beispiel im Zug unterwegs bin, fällt mir bestimmt irgendein Reim ein, den ich in meinem Tagebuch notiere.

Bei Ihrer Lesung haben viele Kinder gleich Stapel von Büchern zum Signieren mitgebracht. Aber es gibt auch viele Kinder, die nicht gern lesen. Wie setzen Sie sich für Leseförderung ein?

Ich bin Schirmherr einer Aktion, die sich „Buchkindergarten“ nennt. Dabei setzen Kindergärten den Schwerpunkt, mit den Kindern von Anfang an Bilderbücher zu lesen. So werden kleine Kinder mit dem Medium Buch vertraut gemacht.

Vorlesen ist also ganz wichtig…

Ja, da muss man ansetzen. Das ist natürlich schwierig bei Familien, die kein einziges Buch besitzen und keine Tradition des Vorlesens haben. Deswegen muss im Kindergarten die Liebe zum Buch und zu Geschichten geweckt werden.

Ihre Bücher werden auch viel im Deutschunterricht genutzt…

Ja, in der letzten Zeit ist es vor allem „Lippels Traum“. Oft beschweren sich die Kinder in den Briefen, weil ich vergessen habe, den Hund aus dem Tierheim zu holen. Im Film habe ich, als ich das Drehbuch geschrieben habe, die Konsequenz aus den Kinderbriefen gezogen. Da wird der Hund am Schluss aus dem Tierheim geholt, aber im Buch nicht. Ich habe für die Kinder deswegen eine eigene Seite geschrieben, was mit Muck, dem Hund, danach geschieht.

Wie viele Schulen in Deutschland sind nach Ihnen benannt?

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Die letzten „Sams“-Bücher sind größer als die alten Bände und haben auch eine größere Schrift. Können Kinder die alten Bücher nicht mehr so gut lesen?

„Das Sams und die große Weihnachtssuche“ ist im Oetinger Verlag erschienen.
„Das Sams und die große Weihnachtssuche“ ist im Oetinger Verlag erschienen. © Oetinger

Der Schriftblock in den ersten „Sams“-Büchern ist sehr eng und schreckt die Kinder ein bisschen ab. Jetzt sind der Zeilenabstand und die Schrift größer.

Haben Sie Ihren Enkeln früher auch viel vorgelesen?

Ich habe drei Enkel – Hannes, Antonia und Bruno. Vor allem dem Hannes habe ich viel vorgelesen. Er hat mein Mal- und Zeichentalent geerbt und wird mein neues Buch illustrieren. Es heißt „Die Tochter der Zauberin“ und kommt im nächsten Jahr heraus.