Essen. NRW ist hart vom Unwetter und Hochwasser getroffen worden. Lesen Sie hier die Nachrichten des 23. Juli in der Chronik des Tages:

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Sozialhilfeempfänger sollen unbürokratisch Leistungen beantragen können

Freitag, 18.45 Uhr: Sozialhilfeempfänger aus den vom Hochwasser betroffenen Gebieten in NRW sollen unbürokratisch Leistungen beantragen können. Das hat das NRW-Arbeitsministerium nach eigenen Angaben vom Freitag durch zwei neue Erlasse sichergestellt. Da einige Sozialämter und Jobcenter in den betroffenen Gebieten wegen der Unwetterschäden nicht regulär arbeiten könnten, sollten pragmatische Regelungen die Beantragung und Auszahlung der Leistungen auch dann ermöglichen, wenn die übliche Bearbeitung nicht möglich sei.

In den Erlassen geht es den Angaben nach unter anderem um die Sicherstellung einer weiteren Finanzierung von bisherigen Miet- und Heizkosten sowie einer möglicherweise erforderlichen Übergangsunterkunft. Grundsicherungsleistungen sollen auch dann weitergezahlt werden, wenn Geschädigte die nötigen Nachweise zunächst nicht vorlegen können. Auch Neuanträge würden vorübergehend ohne intensive Prüfung und unter Vorbehalt bewilligt.

Freitag, 17.24 Uhr: Wer mit der Bahn unterwegs ist, kann ab sofort zwischen Köln und Düsseldorf alle ICE- und IC-Züge mit Nahverkehrstickets nutzen. Die Freigabe gilt bis einschließlich 5. August, wie der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) am Freitag in Köln mitteilte. Hintergrund sind die massiven Beeinträchtigungen im Schienenverkehr in Teilen von NRW und Rheinland-Pfalz durch die Hochwasser-Katastrophe.

„Zwischen Köln und Düsseldorf fahren täglich bis zu 40 ICE- und IC-Züge. Wir haben eine pragmatische Lösung gefunden, um Pendlern ihren täglichen Weg zumindest etwas erleichtern zu können“, erklärte der Bevollmächtigte der Deutschen Bahn für NRW, Werner Lübberink.

Hochwasser in NRW: Warnung vor Dammbruch war ein Versehen

Freitag, 17.11 Uhr: Die Warnung vor einem Dammbruch und einer damit verbundenen Flutwelle an der Ruhr war aus Sicht der Wasserwerke Westfalen, denen das betroffene Wehr in Wickede-Echthausen gehört, komplett unangemessen. Es seien völlig unnötig Menschen verunsichert worden. Ruhrabwärts sollten Menschen ihr Zuhause verlassen. Bis zur Ruhrmündung herrschte Sorge vor einer großen Flutwelle. Hier gibt es die komplette Geschichte.

Freitag, 16.10 Uhr: Nach der Hochwasser-Katastrophe sollen in Nordrhein-Westfalen beim Wiederaufbau von beschädigten Brücken auch innovative Bauverfahren zum Einsatz kommen. So könnten zum Beispiel Stahlbetonfertigteile genutzt werden, erklärte das Verkehrsministerium am Freitag in Düsseldorf. „Solche Konstruktionen sind deutlich schneller umsetzbar als konventionelle Bauweisen“, sagte ein Sprecher.

„Mobilität gehört zur Grundversorgung“, erklärte Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU). Daher müsse die Infrastruktur so schnell wie möglich repariert oder - wo nötig - komplett neu gebaut werden. Wüst stellte insgesamt „bereits gute Fortschritte“ fest. Nach Angaben des Ministeriums konnten von 190 Sperrungen von Straßen oder Straßenabschnitten bereits 88 wieder aufgehoben werden.

Hochwasser: NRW rüstet sich für Starkregenfälle

NRW ist durch das Unwetter und das Hochwasser hart getroffen worden. In vielen Städten und Kreisen laufen weiter die Aufräumarbeiten.
NRW ist durch das Unwetter und das Hochwasser hart getroffen worden. In vielen Städten und Kreisen laufen weiter die Aufräumarbeiten. © Oliver Berg/dpa | Unbekannt

Freitag, 15.47 Uhr:  Nordrhein-Westfalen rüstet sich für mögliche neue Starkregenfälle am Wochenende. Per Erlass des NRW-Innenministeriums würden die Leitstellen von Feuerwehr und Polizei nochmals besonders für die Wetterlage sensibilisiert, teilte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf mit. „Die Arbeit in den Krisenstäben der Städte und Kreise wird auch am Wochenende fortgesetzt, um die Lage vor Ort zu koordinieren. Gleiches gilt für die Koordinierungsgruppe des Krisenstabs im Innenministerium.“

Die Behörden seien gebeten, die lokale Wetterentwicklung aufmerksam zu beobachten, um passgenau auf mögliche Gefahren reagieren zu können. „Wir haben auch die Kommunen und Kreise der bereits betroffenen Gebiete gebeten, die Wetterlage im Blick zu behalten und besonders wachsam zu sein.“ Mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sei sowohl für Samstag als auch für Sonntag vormittags eine Telefonkonferenz vereinbart, in der Spitzen von Krisen- und Katastrophenstäben möglicherweise extrem betroffener Kommunen aus erster Hand die aktuellsten Informationen zur Wetterlage erhalten sollen.

Freitag, 14.39 Uhr: Gut eine Woche nach dem verheerenden Hochwasser hat der Rhein-Erft-Kreis mit dem besonders stark betroffenen Erftstadt den Katastrophenfall aufgehoben. Es gebe keine kreisweite Einsatzlage im Sinne des Katastrophenschutzrechtes mehr, unter anderem da die Steinbachtalsperre habe gesichert werden können, teilte der Kreis am Freitag mit.

Lesen Sie hier: Hochwasser in NRW: Nie wurde die Bahn-Struktur so zerstört

„Es grenzt an ein Wunder, dass wir bis heute keine Vermissten und Toten zu vermelden haben“, sagte Landrat Frank Rock. Er bedankte sich bei allen Helfern für ihren Einsatz im Katastrophengebiet. Die große Hilfsbereitschaft der Menschen habe ihn tief beeindruckt.

Hochwasser in NRW: Katastrophe hat auch im Wald Spuren hinterlassen

Freitag, 12.53 Uhr: Die Flutkatastrophe hat auch im Wald gefährliche Spuren hinterlassen. Die gewaltigen Regenmassen zerstörten zahlreiche Waldwege, berichtete der Verband Wald und Holz NRW. Vor allem in der Eifel sowie im Sieger- und Sauerland seien viele Strecken unpassierbar. „Eine besonders hohe Gefahr besteht für Radfahrer, die im Wald relativ schnell unterwegs sind.“ Denn riskante Stellen wie komplett weggespülte Wege oder tiefe Löcher liegen oft schlecht einsehbar hinter Kurven.

Freitag, 12.23 Uhr: Nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) einen massiven Ausbau der nationalen Materialreserven für Einsätze in zerstörten Krisengebieten gefordert. Es müssten Lehren aus den Erfahrungen mit großflächigen Ausfällen bei der Strom- und Wasserversorgung gezogen werden, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt bei einem Besuch im Hochwassergebiet im nordrhein-westfälischen Euskirchen. „Wir brauchen mehr materielle Vorratshaltung auf Bundesebene.“ Deutschland brauche einen größeren Vorrat an Notstromaggregaten, Wasseraufbereitungsanlagen, Zelten, Betten sowie Decken zur schnellen Versorgung und Unterbringung vieler Menschen. Die Bundesregierung habe im vergangenen Jahr den Aufbau von zwei Zentrallagern bewilligt. Diese seien aktuell hilfreich. „Wir brauchen davon aber zehn“, fügte Hasselfeldt an.

Hochwasser in NRW: Vorbeugende Schutzmaßnahmen gefordert

Nach dem Hochwasser in NRW laufen die Aufräumarbeiten. Der Rhein-Erft-Kreis hat den Katastrophenfall aufgehoben.
Nach dem Hochwasser in NRW laufen die Aufräumarbeiten. Der Rhein-Erft-Kreis hat den Katastrophenfall aufgehoben. © Alexander MANN / AFP | Unbekannt

Freitag, 11.29 Uhr:  Der Chefarzt einer vom Hochwasser zerstörten Klinik in Eschweiler bei Aachen hat flankierend zum Wiederaufbau vorbeugende Schutzmaßnahmen gefordert. „Da muss politischer Wille gezeigt werden“, sagte Mediziner Uwe Janssens vom überfluteten Sankt-Antonius-Hospital am Freitag im WDR-„Morgenecho“. Jeder Fluss müsse überprüft werden, es brauche zusätzliche Maßnahmen zum Hochwasser- und Katastrophenschutz.

Freitag, 11.20 Uhr: Nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen sieht der Wirtschaftsminister einzelne Lieferketten gefährdet. Einige Gewerbebetriebe in stark getroffenen Regionen könnten wegen der Hochwasserschäden nicht mehr produzieren, sagte Andreas Pinkwart (FDP) am Freitag im „Morgenecho“ auf WDR 5. In anderen Fällen sei zwar Produktion, aber kein Transport mehr möglich. So gebe es etwa in Hagen viele Stahl- und Schwerindustrie-Unternehmen, die Tausende Tonnen Edelstahl nicht mehr per Bahn abtransportieren könnten, weil die Strecken beschädigt seien. Die NRW-Landesregierung will betroffene Privatleute und Betriebe der Katastrophe mit einem Soforthilfepaket von 200 Millionen Euro schnell und unkompliziert unterstützen.

Hochwasser in NRW: Bestattern fehlt es an Transportwagen

Das Hochwasser in NRW hat auch Spuren bei Bestattungsunternehmen hinterlassen: Einigen fehlt es an Transportwagen.
Das Hochwasser in NRW hat auch Spuren bei Bestattungsunternehmen hinterlassen: Einigen fehlt es an Transportwagen. © Oliver Berg/dpa | Unbekannt

Freitag, 06:51 Uhr: Nach der Hochwasserkatastrophe fehlt es einigen Bestattern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz offenbar an Transportwagen. „Es gibt nur eine sehr begrenzte Anzahl von Bestattungsfahrzeugen, die sind erst mal unersetzlich“, sagte ein Sprecher des Bestatterverbands Nordrhein-Westfalen. Viele der betroffenen Autos standen etwa bei den verheerenden Fluten in der Garage neben Bestatterinstituten und seien dann - genauso wie die Geschäfte - mit Wasser vollgelaufen.

Man könne sich untereinander gut unterstützen, indem Kollegen etwa unbeschädigte Transportwagen ausleihen. Die Fahrzeuge sind den Angaben des Sprechers zufolge allerdings Einzelanfertigungen und werden nur auf Anfrage hergestellt. Deshalb sei es schwierig, diese zu ersetzen. Der gesamte Schaden sei noch nicht klar.

Über 1050 Bestatterunternehmen sind im Landesverband in NRW gemeldet, Rheinland-Pfalz zählt den Angaben zufolge über 200 Mitgliedsunternehmen.

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Kirchen rufen zu Glockengeläut und Gebet für Flutopfer auf

Als Zeichen der Solidarität und im Gedenken an die vielen Opfer der Flutkatastrophe läuten in Nordrhein-Westfalen am Freitagabend (18.00 Uhr) in vielen Kirchen die Glocken. Die evangelischen Landeskirchen haben gemeinsam mit katholischen Bistümern zum Geläut mit anschließender Andacht aufgerufen. So haben auch viele Gemeinden in den Katastrophengebieten große Schäden durch das Hochwasser erlitten, hieß es beim Erzbistum Köln. Beeindruckt zeigten sich Vertreter der Kirchen von der großen Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.

In NRW sind nach den bisherigen Angaben des Bundesamtes für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) in Bonn 25 von insgesamt 53 Städten und Landkreisen von Überschwemmungen betroffen, dazu gehören:

  • Oberbergischer Kreis
  • Rhein-Sieg-Kreis
  • Mettmann
  • Heinsberg
  • Düren
  • Hochsauerlandkreis
  • Rheinisch-Bergischer Kreis
  • Wuppertal
  • Rhein-Erft-Kreis
  • Bochum
  • Hagen
  • Mülheim an der Ruhr
  • Euskirchen
  • Essen
  • Ennepe-Ruhr-Kreis
  • Köln
  • Leverkusen
  • Solingen
  • Märkischer Kreis
  • Oberhausen
  • Unna
  • Düsseldorf
  • Bottrop

Hier gibt es weitere Informationen zum Unwetter in NRW:

Unwetter in NRW: Die Situation im Rheinland und am Niederrhein

Unwetter in NRW - so berichten die Lokalredaktionen:

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